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Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman

Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman

Titel: Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson , Karl-Ludwig Wetzig
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eine derartige Angst vor der Dunkelheit wie ausgerechnet Simmi. Wahrscheinlich ist er deswegen Elektriker geworden. Er behauptete, das Leitungssystem des Hauses sei komplett im Eimer. Würdest du es dann vielleicht bitte wieder in Ordnung bringen, forderte Kjartan, man sieht da drinnen nicht die Hand vor Augen, und hier stapeln sich die Kundenaufträge.
    Das ist aber eine Arbeit von mehreren Tagen, erklärte Simmi, und ich kann auch nicht sofort anfangen.
    Wir können aber nicht länger warten, brauste Kjartan auf.
    Ich muss Ersatzteile in der Stadt bestellen. Simmi grinste ziemlich kläglich, warf einen Blick zur Halle hinüber und fragte dann leise, stimmt es, dass ihr hier irgendwas bemerkt habt?
    Was meinst du mit irgendwas?
    Simmi schüttelte den Kopf. Würde mich gar nicht überraschen. Irrsinn, die Ruinen einfach zu überbauen, ohne vorher geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Das rächt sich jetzt. Ich habe eigentlich schon länger damit gerechnet.
    Kümmere du dich bloß um den Strom.
    Gut, ich fange an, sobald die Ersatzteile da sind, aber ich glaube, es geht gar nicht bloß um den Strom, ich denke, hier sind gravierendere Dinge mit im Spiel, verkündete Simmi und bewegte sich auf den Ausgang zu, ohne das Hallentor aus den Augen zu lassen. Es ist kein Spaß, Ärger mit Geistern zu kriegen, und wie die Dinge hier liegen, reicht es nicht, einfach nur die Leitungen zu flicken. Wir müssen uns mit diesen Wesen versöhnen.
    Du bist eine hysterische Glucke, knurrte Kjartan und machte einen Schritt auf Simmi zu, der fast schneller, als man gucken konnte, einen Abgang machte.
    Vielleicht ist etwas dran an dem, was der alte Knabe sagt, meinte Davið von seinem Stuhl. Natürlich ist es eigentlich völliger Schwachsinn, absolut nicht zu beweisen, aber es würde alles erklären, das Gefühl, das einen da drinnen beschleicht, den Stromausfall, die Futtersäcke, die Leiter …
    Kjartan: Eine gut durchgeschlafene Nacht, und man kommt wieder zur Besinnung.
    Möglich, sagte Davið und schloss die Augen, aber vielleicht auch nicht. Kjartan schaute ihn scharf an, sah zu, wie sich der Gesichtsausdruck seines Kollegen wandelte, weich und träumerisch wurde. Bist du etwa eingepennt? fragte Kjartan ungläubig.
    Nein, ich horche nur auf das Summen in meinem Kopf.
    Was für ein dämliches Summen? Bist du jetzt auch durchgeknallt? Das wirst du mir doch wohl nicht antun?
    Ich glaube, wir sind beide ein bisschen plemplem.
    Ich fühle mich ganz in Ordnung.
    Dann müssen wir uns wohl damit abfinden, dass das da, Davið nickte zum Lager hin, im Begriff steht, ein normaler und alltäglicher Zustand zu werden.
    Kjartan guckte schweigend vor sich hin, dann schüttelte er den Kopf: Ich hasse Intellektuelle. Fangen wir nochmals von vorne an: Was für ein Summen?
    Davið: Ich denke, es sind Nervenreize oder Träume. Aber manchmal, meist dann, wenn nichts anderes dazwischenkommt, verwandelt sich das Summen in Bilder, wie Filme aus meinen Träumen. Ich kann es nicht richtig erklären, Filme ist auch nicht das richtige Wort, aber was auch immer es ist, es macht mich glücklich oder verschafft mir Genuss, ja, großen Genuss.
    Gefällt mir nicht, sagte Kjartan, gefällt mir überhaupt nicht. Er griff nach der Frühstücksdose und holte ein Sandwich heraus, doch da ging die Tür auf, und der Vorsteher der südlichen Landgemeinde trat ein, ein Mittsechziger, dem graue Koteletten unter einer roten Schirmmütze und außergewöhnlich buschige Augenbrauen ein respekteinflößendes Aussehen verliehen, hinzu kamen seine etwas steifen, schwerfälligen Bewegungen und ein ansehnlicher Bauch. Er begann schon zu reden, ehe er die Tür hinter sich zugemacht hatte, erklärte, er habe von den Zuständen gehört, warf eine braune, abgewetzte Ledertasche auf die Theke und klopfte darauf. Seht, Jungs, rief er und achtete nicht im mindesten auf ihr Schweigen oder ihren verwunderten Gesichtsausdruck. In den zurückliegenden Jahren habe ich zu meinem Zeitvertreib Geschichten hier aus der Gegend gesammelt und aufgeschrieben; unter ihnen nimmt die Geschichte von den Hausresten hier einen besonderen Platz ein, sie ist sozusagen die Perle meiner Sammlung. Und wieso? Nun, der Stoff allein ist schon faszinierend, aber in keiner anderen Geschichte bin ich stilistisch besser, und für keine andere habe ich so weit nach Quellen suchen müssen, ich verfolgte eine Spur, und sie teilte sich in zwei und in vier, habt ihr vielleicht einen Kaffee für mich?, fragte er, und sie brauchten

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