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Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman

Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman

Titel: Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson , Karl-Ludwig Wetzig
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Bauch patschte, von dessen Mitte ein schwabbelndes Wallen auslief. Auch Kristin lachte und zuckte dabei mit den Fingern, weil sie ein gänzlich unerwartetes, lächerliches Verlangen überfiel, sie in dieses üppige Fleisch zu graben, sie in diesem ganzen Speck verschwinden zu sehen. Die Hunde waren immer noch miteinander beschäftigt, Kristins Rüde winselte leise und versuchte die Hündin zu besteigen. Die beiden sahen grinsend zu, dann rief Kristin ihn zu sich, sagte Jaja, dann, und Kjartan sagte ebenfalls Jaja und griff nach dem Hammer. Kristin öffnete den Reißverschluss, zögerte, zog den Pullover aber dann doch wieder aus und band ihn um die Hüfte; dabei lächelte sie Kjartan an und meinte, beim Laufen wird einem so warm. Das kann ich mir vorstellen, gab er lebhaft zurück und hob mit der Linken leicht den Hammer, den er auf einem Zaunpfahl ablegte. Muss schön sein, bei solchem Wetter zu laufen, setzte er noch hinzu und packte den Hammerstiel fester. Kjartan hat gute Augen, und er hatte den Eindruck, ihre Brüste würden sich zu ihm hin strecken, sie spannten unter dem T-Shirt, und er sah sogar die dunklen Brustwarzen. Kristin schimpfte mit dem aufgegeilten Hund, der seine Schnauze schon wieder im Hinterteil der Hündin hatte, und lief los, die Brüste wippten auf und ab; nach wenigen Metern drehte sie sich noch einmal um, hob winkend die Hand und rief, bei dem Wetter laufe ich jeden zweiten Tag, sonst bringt es nichts, und war verschwunden. Der Hund lief ihr nach, Gehorsam und Loyalität waren stärker als der Trieb. Das unterscheidet die Hunde eben vom Menschen.
    Kjartan ließ den Hammer sinken und die Hände hängen, leer starrte er vor sich hin und fühlte jedes Gramm seines schwellenden Fleisches, ich bin ein Misthaufen, dachte er, ich bin fett wie ein Schwein, warum, zum Teufel, habe ich den Pulli nicht übergezogen, sie hat es ja kaum über sich gebracht, auf diesen unförmigen Bauch zu gucken, und wieso musste ich Idiot da dermaßen ihre Brüste anstarren wie ein Perverser? Kjartan seufzte, streifte den Pulli über, setzte sich auf einen Wiesenhöcker, blickte vor sich hin und verspürte auf einmal Hunger. Er schloss die Augen, sah aber Kristin vor sich, verschwitzt und glänzend in diesem feuchten T-Shirt, das ihre hängenden Brüste so ausbeulten. Er riss die Augen auf, voller Panik, Kristin könnte es in der ganzen Gegend herumerzählen, wie er ihre Brüste angestarrt hatte. Schwerfällig erhob er sich, sammelte sein Werkzeug ein, ging nach Hause und schwor sich, die gesamte nächste Woche nicht am Zaun zu arbeiten, schon gar nicht übermorgen, denn was hatte sie gerufen: Ich laufe jeden zweiten Tag, und damit sicher gemeint: Dann bleibst du gefälligst zu Hause, mein Lieber.
    Zwei Tage später ist Kjartan wieder zur Stelle, exakt zur gleichen Zeit. Er rammt Pfosten ein, kommt mächtig ins Schwitzen, steht breitbeinig da, den Pulli ausgezogen, und guckt sich andauernd um, unruhig, gespannt, gequält, versteht sich selbst nicht. Mach, dass du nachhause kommst, Idiot! Bevor sie kommt, ehe du dich lächerlich machst. Aber er geht nicht und spannt gerade Stacheldraht mit bloßen Händen, als sie auftaucht. Er tut, als würde er sie nicht bemerken, ist ein vielbeschäftigter Mann, ganz in Gedanken versunken, hoffentlich haut sie gleich wieder ab. Kristin bleibt abrupt stehen, als sie ihn sieht. Das Wetter ist an diesem Tag noch schöner, kaum unter siebzehn Grad, sie hat das Top längst wieder ausgezogen, trägt es in der Rechten, das Hemd klebt am Leib, gerade erst hat sie sich mit dem Top über Brust und Bauch gewischt, mit dem Hemd ein bisschen Kühlung zugefächelt, und die Brustwarzen haben sich in dem Luftzug so weit aufgestellt, dass sie sich jetzt abmalen. Hi, sagt sie, denn es wäre doch albern, einfach an ihm vorüberzulaufen; er blickt auf und sagt überrascht: Nein, was machst du denn hier? Seine Augen rutschen ein, zwei, drei Sekunden lang von ihrem Gesicht hinab zu den Brüsten, die zu sagen, nein, zu schreien scheinen: He, guck mal, hier sind wir! Kjartan denkt, Hölle, Tod und Teufel, sagt dann aber, ohne zu denken: Ach, könntest du vielleicht den Draht hier unten mal mit einer Krampe festklopfen? Ich habe den Spanner vergessen, und brauche mindestens drei Hände, um ihn stramm zu kriegen.
    Ich möchte meinen Übungsplan nicht gern unterbrechen, sagt sie fast ein wenig abweisend. Nein, natürlich nicht, entschuldige, ich komm schon zurecht, keine Bange, lass dich nicht aufhalten,

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