Sommerliebe
sie?«
»Weil du auch hier liegst.«
»Die Meine kommt ja.«
»Hat sie das gesagt?«
»Nein, darüber haben wir gar nicht gesprochen, aber das ist für mich selbstverständlich.«
»Die Meine hat, wie ich dir gestern schon mitteilte, gesagt, daß sie nicht kommt.«
»So, hat sie das?«
»Ausdrücklich, ja.«
»Dann wäre sie aber, abgesehen von dem Schmerz, den sie damit dir zufügen würde, eine schlechte Freundin.«
»Von wem?«
»Von ihrer Freundin, auf die du wartest.«
»Ich verstehe dich einfach nicht, was willst du eigentlich damit sagen?«
»Laß es dir ausdeutschen: Mein Schwarm heißt Inge, der deine Ilse. Die beiden sind Freundinnen. Du wartest auf Ilse und denkst, sie kommt nicht. Ich warte auf Inge und weiß, sie kommt. Darauf gebe ich dir Brief und Siegel. Inge wird aber nicht allein baden gehen wollen, sondern darauf bestehen, daß ihre beste und einzige Freundin mitkommt. Deshalb hat Ilse gar keine andere Wahl, als auch hier zu erscheinen. Klar?«
Rolf und Heinz lagen, wie gesagt, im Sand, Rolf links von Heinz, Heinz rechts von Rolf. Ihre Füße zeigten zum ruhig daliegenden Meer.
Heinz seufzte.
»Ich wünschte ja, du hättest recht, Rolf.«
»Ich habe recht!«
»Ich kann es nicht glauben.«
»Willst du mit mir wetten?«
»Um wieviel?«
»Sagen wir: um einen Rembrandt.«
»Einverstanden, die Wette gilt, laß uns einschlagen …«
Sie schlugen im Liegen ein, dann sagte Rolf: »Dreh mal deinen Kopf nach rechts …«
Heinz tat dies, und seine Augen wurden groß.
»Siehst du, wer da kommt?« hörte er die Stimme Rolfs hinter sich.
Ilse und Inge schritten einher, zwei Göttinnen in knappen Badeanzügen, in denen ihre makellosen Figuren in der aufregendsten Weise zur Geltung kamen. Blicke, die den beiden folgten, füllten sich teils mit Neid, teils mit Begehren. Die neiderfüllten kamen von Frauen, die anderen von Männern.
Heinz und Rolf erhoben sich und gingen den Mädchen entgegen. Die Begrüßung zwischen Inge und Rolf fiel lebhaft aus, die andere ein bißchen befangen.
»Inge«, sagte Rolf, »darf ich Ihnen auch meinen Freund, Heinz Bartel, vorstellen …«
»Freut mich«, lächelte Inge, Heinz die Hand reichend, »mein Name ist Wegner.«
Das gleiche erledigte Heinz nun zwischen Ilse und Rolf, indem er sagte: »Fräulein Bergmann, mein Freund heißt Rolf Wendrow.«
Jetzt kannten sich also alle vier und setzten sich in den Sand. Rolf zögerte nicht, sich auf seine Art mit Inge zu befassen, und Inge hatte Spaß daran.
»Ich danke Ihnen«, sagte Heinz leise zu Ilse.
»Wofür?«
»Daß Sie gekommen sind.«
»Mir blieb nichts anderes übrig.«
»Ich weiß.«
»Was wissen Sie?«
»Daß Sie nicht gekommen wären, wenn Ihnen Ihre Freundin das gestattet hätte.«
»Woher wissen Sie das?«
Heinz erzählte es ihr.
»Ist Ihr Freund Psychologe?« fragte sie ihn daraufhin sichtlich erheitert.
»Nein.«
»Oder so was Ähnliches?«
»Nein.«
»Was macht er?«
»Rolf«, sagte Heinz zu seinem Freund, »ich werde gefragt, was du machst.«
»Ich?« Rolf ließ nicht ab, Inge mit feurigen Blicken zu bombardieren. »Ich bemühe mich, einer Dame meine Empfindungen für sie bloßzulegen.«
»Was du beruflich machst, Rolf?«
Der junge Mediziner riß sich zwei, drei Sekunden lang von seiner Angebeteten los, grinste Ilse an und sagte: »Ich habe angefangen, in die Fußstapfen meines Kollegen Ferdinand Sauerbruch zu treten.«
»Du liebe Zeit!« rief Ilse. »Soll das heißen, daß Sie Chirurg sind?«
»Ja, Sie kennen das Metier?«
Ilse nickte.
»Ich bin Medizinstudentin«, sagte sie.
»Was aber nicht heißt«, fiel Inge ein, »daß sie auf Ärzte fliegt, Rolf, im Gegenteil. Diesbezüglich ist sie so ähnlich veranlagt wie ich. Ich mag keine Deutschlehrer.«
»Sie mögen keine Deutschlehrer?« erwiderte Rolf.
»Nein.«
»Studieren Sie auch?«
»Ja.«
»Dann kombiniere ich, daß Ihr Fach Germanistik ist.«
»Richtig«, nickte sie, sich ihre seitlichen Löckchen unter die Bademütze, die sie aufsetzte, schiebend.
Alle vier lachten. Plötzlich sprang Inge auf.
»Wohin?« stieß Rolf erschrocken hervor, denn er ahnte Schlimmes.
Inge hatte sich schon dem Meer zugewandt.
»Ins Wasser!« rief sie und rannte los.
Der athletisch gebaute, sportlich gestählte Rolf Wendrow folgte ihr mit angsterfüllter Miene.
Heinz grinste hinter ihm her.
»Sie ahnen ja nicht«, sagte er zu Ilse, »was das für ihn heißt.«
»Was?« fragte sie.
»Daß er sich zu diesem Bad zwingen muß.
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