Sommerliebe
Lust mehr, noch länger am Strand zu bleiben. Sie rafften ihre Sachen zusammen, wobei Rolf fragte: »Was hast du denn mit der Deinen verabredet?«
»Gar nichts.«
»Wie bitte?«
»Gar nichts«, wiederholte Heinz, sich das nasse Handtuch auf die Schulter legend.
»Warum nicht?«
Heinz seufzte.
»Ich glaube, das hat keinen Zweck mit der.«
»Ach was«, meinte der in solchen Dingen ewige Optimist Rolf Wendrow. »Du wirst sehen, die frißt dir noch wie ein zahmes Vögelchen aus der Hand.«
»Du meinst, wie deine Inge dir?« erwiderte Heinz.
»Genau.«
»Ihr scheint euch ja in der Tat einig zu sein. Hast du dich denn mit ihr verabredet?«
»Selbstverständlich.«
»Für wann und wo?«
»Für morgen wieder hier.«
»Ich werde in der Zeit endlich Ansichtskarten versenden.«
»Du wirst dich mit hierherbegeben.«
»Wozu? Ich störe ungern.«
»Um dich mit deiner Ilse zu befassen, damit die uns – Inge und mich – nicht stört.«
»Wer sagt denn, daß sie wieder mitkommt?«
»Ich sage dir das!«
»Und welchen Grund sollte sie haben?«
»Den gleichen wie heute – einen vorgeschobenen.«
»Einen … was?«
»Einen vorgeschobenen.«
»Du meinst …« Heinz brach ab, da ihm Rolfs Grinsen denn doch zu widerwärtig erschien. »Weißt du, was du bist?« fragte er ihn.
»Ein Idiot, sicher. Das wolltest du doch sagen?«
»Ja.«
»Hast du Lust, noch einen zweiten Rembrandt zu verlieren?«
»Den würde ich gewinnen.«
»Also los, schlag ein …«
Sie wetteten zum zweitenmal, ehe sie den Weg zu ihrem Quartier, dem Haus der Frau Sneganas, einschlugen.
Auf der Treppe zu ihren Zimmern liefen sie dem Dentisten Müller in die Arme, der sie fragte: »Na, wie war's beim Baden?«
»Kalt«, entgegneten beide wie aus einem Mund.
»Dann müßte Ihnen ja nach einer heißen Nacht im Bansiner Kurhotel zumute sein.«
Als weder Heinz gleich etwas sagte noch Rolf, fuhr Franz Müller fort: »Ich spreche von dem Ball dort heute abend.«
»Ach ja«, nickte Rolf. »Wie hat sich denn Fräulein Albrecht nun entschieden?«
Müller streckte den Daumen himmelwärts, was bei ihm soviel bedeutet wie: Ich habe gesiegt.
»Und Sie beide«, fuhr er fort, »Sie kommen doch auch mit?«
Heinz und Rolf blickten einander an.
»Ich habe eigentlich keine Lust«, sagte Heinz.
»Doch, doch«, entschied Rolf, »das ist gerade das Richtige für dich, damit du deine alte Form wiederfindest. Außerdem hast du da Gelegenheit, deinen ersten Rembrandt einzulösen.«
Dem Dentisten verschlug es fast den Atem.
»Ihren ersten Rembrandt?« wandte er sich respektvoll an Heinz. »Haben Sie mit Bilderhandel zu tun?«
»Ja, hat er«, erwiderte, ohne zu zögern, Rolf für Heinz. »Aber wir müssen Sie um Diskretion bitten. Solche Geschäfte vertragen meistens keinerlei Publicity, verstehen Sie, Herr Müller?«
»Durchaus, Herr Doktor.«
»Als Gegenleistung sichern wir Ihnen unsere Diskretion hinsichtlich Ihrer Absichten hier im Haus zu.«
»Meiner Absichten hier im Haus?«
Rolf kniff ein Auge zusammen.
»Herr Müller, muß ich deutlicher werden?«
»Ich bitte darum.«
»Ich bin Arzt, als solcher darf ich ein offenes Wort mit Ihnen reden: Ich sehe Ihnen Ihre Potenz an, Sie haben damit noch keine Schwierigkeiten.«
»Sieht man das?« antwortete Franz Müller halb verblüfft, halb stolz.
»Als Arzt sieht man das. Als Arzt sieht man sogar, wohin Ihre Potenz zielt – nämlich auf Fräulein Albrecht.«
Der Dentist sah sich ertappt, er errötete.
»Herr Doktor«, sagt er, »ich hoffe, Sie verstehen mich, ich bin verwitwet, aber –«
»Wer Sie verstehen muß, ist Fräulein Albrecht«, unterbrach ihn Rolf. »Darauf kommt's an, Herr Müller!«
»Natürlich.«
»Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Herr Müller.«
»Ich Ihnen auch«, schaltete sich Heinz ein.
»Danke, meine Herren. Wir sehen uns also heute abend beim Ball?«
»Sicher«, sagte Rolf. »Aber nicht an einem gemeinsamen Tisch, schlage ich vor.«
»Warum nicht?«
»Herr Müller, wir beide«, erklärte Rolf, zuerst auf Heinz zeigend, dann sich selbst auf die Brust tippend, »kommen ohne Damen. Fräulein Albrecht soll sich aber nur auf Sie allein konzentrieren können. Meinen Sie nicht auch, daß das besser ist?«
»Da haben Sie recht«, erkannte der Dentist erfreut, und noch eine halbe Stunde später, beim Kaffee im Garten, gab er seiner Meinung über Rolf und Heinz mit folgenden Worten Ausdruck: »Die zwei jungen Herren aus Köln, die sind in Ordnung, mit denen kann man Pferde
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