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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ohne ihm Bescheid zu sagen. Er hätte uns doch in seinem Taxi mitgenommen.«
    »Mach ich.«
    Rolf verließ das Zimmer, und als er nach kurzer Zeit wiederkehrte, schwenkte er eine angebrochene Flasche Steinhäger in der Luft.
    »Glück gehabt«, sagte er. »Der hatte, halb ausgezogen, der Pulle soeben den Hals gebrochen.«
    »Nett von ihm, daß er sie dir gleich abtrat.«
    »Nicht so ganz. Er selbst wird ihr gleich hierher nachfolgen. Er zieht sich nur noch wieder an.«
    »Hat er einen besonderen Grund?«
    »Er hatte gerade angefangen, sich zu trösten, und begrüßte die Gelegenheit, dies nun zusammen mit uns fortzusetzen.«
    »Erika?«
    »Scheint so.«
    »Die Rechnung mit ihr ging also nicht auf, wie wir das auch vermutet haben.«
    »Er nannte keinen Namen, erklärte aber, daß es die Weiber alle nicht wert seien, höher veranschlagt zu werden als ein ordentlicher Schluck.«
    »Dann wird wohl von der Flasche nichts übrigbleiben.«
    »Wir sind ja zu dritt.«
    Franz Müller erschien mit einem ziemlichen Zorn im Bauch. Er erwies sich als ein nachtragender Mensch, der es einer Frau zwei, drei Stunden lang nicht verzeihen konnte, wenn sie seinen Bestrebungen, sie zu verführen, nicht schon am ersten Abend erlag. Er schloß dann von der einen immer gleich auf alle.
    »Sie wissen nicht, was sie wollen«, schimpfte er zwischen zwei Steinhägern.
    »Oder sie wissen das zu gut«, meinte Rolf.
    »Wozu kauft sich eine ein Abendkleid, das soll mir einer sagen.«
    »Sie sprechen von Fräulein Albrecht, Herr Müller?« fragte Heinz mit gespielter Naivität.
    »Von ihr und allen.«
    »Haben Sie etwas Ähnliches schon öfters erlebt?«
    »Sie noch nicht?«
    »Du, Rolf?« gab Heinz die Frage an den weiter.
    »Zehnmal reicht nicht«, lautete dessen Antwort, von der sich der Dentist befriedigt zeigte. Dies konnte man seinem Kopfnicken entnehmen. Außerdem sagte er: »Ihre Schwierigkeiten heute abend im Kurhotel in Bansin waren ja auch nicht das, was Sie erwartet haben.«
    »Sie meinen die zwei betrunkenen Kerle, besonders den einen?«
    »Nein, ich meine die Mädchen von denen, objektiv gesehen.«
    »Die Mädchen?«
    »Ja, objektiv gesehen.«
    »Die waren doch nicht betrunken.«
    »Nein, betrunken waren die Männer – aber warum waren die das?«
    Rolf und Heinz blickten einander an.
    »Wegen der Mädchen!« sagte der Dentist mit Nachdruck.
    Rolf zwinkerte Heinz zu. Laß ihn, hieß das.
    »Oder wollen Sie das bestreiten?« fragte Müller.
    Nachdem weder Heinz noch Rolf etwas bestritten, fuhr er fort: »Der Grund war doch ganz klar – Enttäuschung. Jeder im Saal konnte das sehen. Was die Mädchen gemacht haben, nennt man im Krieg Überlaufen. Sie sind zu euch beiden übergelaufen. Wenn das Ganze umgekehrt stattgefunden hätte, wäret ihr zwei auch nicht begeistert gewesen, objektiv gesehen.«
    »Objektiv gesehen, nicht«, meinte Heinz nachgiebig.
    Es war ganz klar, daß Müller unter Alkoholeinfluß stand, weil er wahrscheinlich in Bansin schon zu tief ins Glas geguckt hatte. Vielleicht war das der Grund, warum er bei Erika Albrecht nicht zum Ziel gekommen war.
    »Im Krieg«, wiederholte er, »nennt man das Überlaufen.«
    »Gott sei Dank leben wir noch im Frieden«, meinte Heinz.
    »Nicht mehr lange, fürchtet die Albrecht.«
    »Hat sie wieder davon angefangen?«
    »Sogar mehrmals. Man kann ihr das nicht ausreden.«
    »Schöne Ballgespräche hattet ihr«, sagte Rolf.
    Müller hob die Hand.
    »Nicht durch meine Schuld.«
    Er wedelte mit der Hand.
    »Dieser Scheißkrieg! Sie hört nicht auf damit. Ich hatte doch an etwas ganz anderem ein Interesse.«
    Rolf und Heinz lachten. Beide wollten das gleiche sagen. Rolf war aber der Raschere. Er kam Heinz zuvor, indem er verlauten ließ: »Das glaube ich.«
    Müller winkte.
    »Aber denkste«, sagte er und kam zum Ausgangspunkt zurück: »Die Weiber sind doch alle gleich.«
    Der Flüssigkeitspegel in der Flasche sank bei diesem Dreiergespräch stetig. Als er fast den Boden erreicht hatte, entschuldigte sich Müller dafür, nicht noch mit einer zweiten Pulle aufwarten zu können. Es wurde ihm verziehen.
    Dann erhob er sich, um aufzubrechen, dabei fragte er noch: »Wie seid ihr denn eigentlich nach Hause gekommen?«
    »Zu Fuß«, antwortete Heinz.
    »Ohne Zwischenfälle?«
    »Ohne Zwischenfälle«, nickte Rolf.
    »Ich frage ja nur«, sagte der Dentist, »weil es ja hätte sein können, daß ihr in der Dunkelheit den Weg verfehlt hättet.«
    »Haben wir nicht.«
    »Ich muß mich also nicht

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