Sommerliebe
entschuldigen?«
»Wegen was?«
»Weil ich euch nicht mitgenommen habe.«
»Sie sind ein reizender Mensch«, sagte Heinz und schob ihn mit sanftem Druck in Richtung der Tür.
»Die Weiber scheinen anderer Meinung zu sein.«
»Das verstehe ich eben nicht, Herr Müller.«
Der Dentist blieb noch einmal stehen, wankte sachte, blickte Heinz an.
»Wenn ich das Geld dazu hätte«, sagte er, »könnten Sie mit mir sofort ein Geschäft machen.«
»Inwiefern?«
»Indem ich Ihnen bar auf die Hand einen Rembrandt abkaufen würde. Oder irgendeinen anderen.«
Heinz schien nicht zu wissen, was er entgegnen sollte; er schwieg.
»Danke«, nahm ihm Rolf die Aufgabe ab. »Mein Freund nimmt Ihren guten Willen für die Tat, Herr Müller.«
»Gute Nacht, meine Herren.«
»Gute Nacht, Herr Müller«, sagten Rolf und Heinz gemeinsam.
»Nichts für ungut, entschuldigen Sie, daß ich gestört habe. Ihr Schnaps war gut. Ich werde mich nach Möglichkeit bald revanchieren und mir gestatten, Sie zu mir einzuladen – mit Damen, wenn Sie wollen. Frauen sind doch immer das Salz in der Suppe.«
Die Tür klappte hinter ihm zu.
»Hast du das gehört?« fragte Rolf seinen Freund Heinz.
»Ganz schön blau«, meinte Heinz.
»Schätze, der verlangt von unserer Wirtin morgen zum Frühstück Bismarckheringe.«
Die Tür ging noch einmal auf, der Dentist streckte den Kopf herein.
»Krieg gibt's keinen«, sagte er, »habe ich der gesagt. Das sage ich Ihnen jetzt zum zehnten Male, Fräulein Albrecht. Aber wenn's einen gibt, dann nur gegen Polen. Und denen reißen wir ganz rasch den Arsch auf bis zum Kragenknöpfchen, Fräulein Albrecht. Merken Sie sich das!«
Erst jetzt verschwand er endgültig.
»Idiot!«
So lautete der Ausdruck, den ihm Heinz nachschickte.
»Aber eines verdanke ich ihm ja beziehungsweise seinem Schnaps«, setzte er hinzu.
»Was?« fragte Rolf.
»Ich werde schlafen können.«
»Wann stehen wir morgen auf?«
»Nicht so früh. Oder hast du's eilig?«
»Ich nicht, jedenfalls vormittags nicht. Nachmittags treffe ich mich mit Inge wieder.«
»Wo?«
»Am Strand.«
»Ich auch mit Ilse.«
»Na«, lachte Rolf, »dann wären wir ja wieder alle vier beieinander.«
Der Treffpunkt war der Strandkorb 48. Bei diesem versammelte sich das Quartett. Die beiden Mädchen hatten ihn schon gemietet, als die Männer zum Strand kamen, noch fest davon überzeugt, daß sie die ersten seien. Sie mußten aber erleben, daß ihnen die Mädchen winkten und daß ihnen anzügliche Fragen gestellt wurden, nachdem sie herangekommen waren. Wortführerin war natürlich Inge und nicht die weitaus zurückhaltendere Ilse.
»Wo bleibt ihr denn so lange?« begann Inge.
»Wieso?« antwortete Rolf. »Meines Wissens waren wir um zwei Uhr verabredet. Und jetzt ist es erst zehn vor.«
»Wir waren um halb zwei verabredet.«
»Um zwei, das weiß ich ganz sicher.«
»Um halb zwei, mein Lieber. Gib's ruhig zu, daß du verschlafen hast. Passiert dir das bei deinem Programm im Operationssaal auch zuweilen?«
»Inge, wer schläft denn bis zum Nachmittag? Ich nicht! Soll ich dir sagen, daß ich heute vormittag um neun Uhr schon gebadet habe?«
»Du?! Freiwillig?!«
»Ich war eine halbe Stunde im Wasser.«
»Das glaube ich nicht!« rief Inge. »Ich habe doch gesehen, wie du dich anstellst!«
»Ich habe Zeugen.«
»Wen?«
»Meinen Freund Heinz zum Beispiel, der hier steht. Frag ihn doch mal.«
Sowohl Inge als auch Ilse blickten daraufhin äußerst zweifelnd Heinz an, der jedoch eifrig nickend sagte: »Er spricht die Wahrheit. Und ich kann von mir versichern, seinem Beispiel gefolgt zu sein, meine Damen.«
»Wirklich?« fragte nun auch Ilse skeptisch.
»Frau Sneganas vermag es von uns beiden zu beschwören.«
»Wer ist Frau Sneganas?«
»Unsere Wirtin«, gab Rolf bekannt.
»Hat die mit euch gebadet?« wollte Inge wissen.
»Aber nein, wir waren doch nackt!«
»Wo?« fragte Inge, über die Dünen hinblickend.
»Nicht hier.«
»Wo dann?«
»Auf unserer Etage«, erwiderte Rolf mit einem aufblühenden Lächeln. »In der Badewanne.«
Die Strafe dafür war sofort fällig. Inge griff ein paarmal nacheinander in den Sand und schleuderte davon ganze Fontänen auf Rolf.
»Hilfe!« schrie der. »Hilfe!«
Inge hörte nicht auf. Rolf rannte davon, Inge folgte ihm, jagte ihn zum Wasser, trieb ihn hinein. Und das war nun wirklich eine Strafe für ihn.
»Aber keine halbe Stunde«, bat er sie zähneklappernd. »Ich flehe dich an.«
Draußen beim Strandkorb
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