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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zeit. Das glaube ich nicht.«
    »Ich schon«, erwiderte Rolf. »Oder wie könntest du mir erklären, warum immer noch kein Geld für uns eingetroffen ist?«
    Heinz schwieg.
    »Außerdem bin ich der Meinung«, fuhr Rolf fort, »daß uns die hundert Mark auf alle Fälle gut täten, auch wenn unsere Telegramme Erfolg haben. Wenn ein solcher Betrag auf der Straße liegt und man hebt ihn nicht auf, ist man ein Idiot.«
    »›Auf der Straße liegt‹ ist gut«, sagte Heinz.
    »Etwa nicht? Das wär doch für dich wirklich keine Schwierigkeit.«
    »Was du bist, habe ich dir schon gesagt.«
    »Verrückt, ja.« Rolf hob den Zeigefinger und zielte damit auf das Gesicht von Heinz. »Aber hast du mir nicht selbst schon oft genug erklärt, daß du dich mit etlichen Opernstars, die im Radio singen, jederzeit messen könntest?«
    »Rolf, das –«
    »Hast du das gesagt oder nicht?«
    So kann ein Mensch plötzlich in der Patsche stecken.
    »Rolf, ich –«
    »Ja oder nein?«
    »Ja!« rief Heinz wütend. »Aber –«
    »Kein Aber! Du hast's gesagt, klipp und klar, sogar nicht nur einmal, zuletzt erst vor kurzem wieder, nämlich, ich erinnere mich genau, bei der Übertragung eines Mittagskonzerts im Speisewagen auf der Fahrt von Köln hierher nach Heringsdorf.«
    »Rolf«, wand sich Heinz, »hör zu, ich bin ein reiner Amateur –«
    »›– der jeden Profi in den Sack steckt‹. Waren das nicht deine Worte?«
    »Ich kann mich nicht entsinnen.«
    »Aber ich!«
    »Wenn, dann sagt man doch so was nur im besoffenen Zustand.«
    »Im Speisewagen warst du absolut nüchtern. Die Preise dort haben uns sogar von einem zweiten Bier abgeschreckt.«
    Heinz schob endlich eine volle Kuchengabel wieder in den Mund. Er verschaffte sich dadurch ein bißchen Zeit, um sich eine Antwort zu überlegen, da es ja einem guterzogenen Menschen untersagt ist, mit vollem Mund zu sprechen. Es fiel ihm aber nichts Überzeugendes mehr ein, und so wurde er, wie das in solchen Fällen meistens geschieht, aggressiv.
    »Du kannst sagen, was du willst«, erklärte er schroff, »ich denke nicht daran heute abend da hinzugehen und diesen Blödsinn mitzumachen!«
    »Gut«, griff Rolf zum letzten Mittel, »dann trete ich auf.«
    Das war eine arge Drohung, die prompt Wirkung erzielte.
    »Du?« stieß Heinz erschrocken hervor. »Als was denn?«
    »Als Komiker.«
    »Willst du dir eine Pappnase ins Gesicht kleben?«
    »Dann wäre ich ein Clown. Nein, ich bringe die Leute anders zum Lachen.«
    »Wie denn?«
    »Indem ich Witze erzähle.«
    Heinz erschrak noch tiefer.
    »Witze?« entfuhr es ihm. »Welche?«
    »Das bietet sich doch unsereinem an – Tünnes-und-Schäl-Witze.«
    »Großer Gott! Das habe ich befürchtet.« Heinz hob die Hände zu einer flehentlichen Gebärde. »Tu mir das nicht an, ich bitte dich inständig.«
    »Wieso nicht?«
    »Willst du die ganze Innung blamieren?«
    »Die Komiker?«
    »Nein, die Kölner.«
    »Mit diesen Witzen?«
    »Ja.«
    »Die gefallen doch allen.«
    »Ich kann sie nicht hören!«
    »Weißt du, wie du mir vorkommst? Wie ein Bayer, der am Schuhplatteln herumnörgelt.«
    Heinz hob die Hand und zog damit in der Luft einen Querstrich.
    »Rolf«, erklärte er dabei hartköpfig, »Schluß damit! Ich bleibe dabei, du läßt diesen Quatsch!«
    »Du irrst dich, wir brauchen das Geld.«
    »Du gehst jetzt zu Herrn Müller und sagst ihm, wir haben es uns anders überlegt, wir bleiben zu Hause.«
    »Das kannst du für deine Person machen – ich nicht! Ich gehe hin.«
    »Dann werde ich dich zu dieser verdammten Veranstaltung begleiten, um dich zu zwingen, daß du vernünftig bleibst.«
    »Ich möchte sehen, wie du das fertigbringst.«
    Um sieben Uhr abends saßen sie zu viert an einem Tisch im Strandkasino: Herr Müller, Fräulein Albrecht, Dr. Rolf Wendrow und Heinz Bartel.
    Sie aßen und tranken gut, wobei auffiel, daß Heinz Bartel nicht so war wie sonst. Jedenfalls glaubte Fräulein Albrecht das feststellen zu müssen.
    »Haben Sie etwas?« fragte sie ihn.
    »Ich? Nein, wieso?«
    »Sie kommen mir so nervös vor.«
    »Nervös? Nicht daß ich wüßte.«
    »Dann habe ich mich geirrt, entschuldigen Sie.«
    »Macht nichts.«
    Der Dentist hob sein Glas und forderte alle auf, es ihm gleichzutun, und das wiederholte er alle paar Minuten. Ihn bewegte dabei die Absicht, bei Fräulein Albrecht gewisse psychische Lockerungen herbeizuführen, denen physische folgen sollten. Die psychischen Lockerungen, die der von Herrn Müller in Gang gesetzte Alkoholgenuß

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