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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weggedrehtem Gesicht, »das Zeug bringt mich um.«
    »Du wirst auch nie mehr erleben, daß ich mich auf dein Bett setze.«
    Nach einer halben Drehung mit dem Kopf: »Willst du das denn wieder tun?«
    »Wenn's denn sein muß, ja.«
    Heinz sperrte daraufhin, allerdings mit geschlossenen Augen, den Schnabel sperrangelweit auf.
    »Gib her.«
    Sie kippte ihm die dunkelbraune Tinktur, an der nur zu riechen ihn schon größte Überwindung kostete, in den Hals. Mannhaft schluckte er, ließ freilich zuletzt ein aus der Tiefe seiner Seele kommendes »Pfui Teufel!« hören.
    Rasch erholte er sich jedoch wieder und sagte: »Ich kann mich aber darauf verlassen, daß du dein Versprechen hältst?«
    »Ja«, erwiderte sie. »Allerdings unter einer Bedingung …«
    »Unter welcher?« fragte er mißtrauisch.
    »Erst wenn du wieder vollkommen gesund bist – und keine Stunde eher.«
    Dem stimmte er, einsichtig genug, zu. Das gräßliche Theater von heute sollte sich nicht mehr wiederholen.
    »Und noch etwas«, sagte Ilse. »Ich weile ja nicht immer hier in deinem Zimmer, als deine Krankenschwester …«
    »Leider nicht«, fiel er ein.
    »Trotzdem wirst du mir versprechen, daß du die Medizin nicht wegschüttest, sondern sie auch allein nimmst – oder?«
    »Ich verspreche es dir.«
    »Stündlich?«
    »Stündlich.«
    »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort«, sagte er und fügte begehrlichen Blickes hinzu: »Ich möchte ja ganz, ganz rasch wieder ganz, ganz fit sein. Glaubst du mir das?«
    Nun, daran war kein Zweifel erlaubt.
    Einige Zeit später brachte Frau Sneganas Tee und Zwieback für Heinz, und Kaffee und Kuchen für Ilse aufs Zimmer. Heinz musterte den Zwieback mit angewiderter Miene.
    »Hat den auch Dr. Wendrow verordnet?« fragte er.
    Ungewohnt energisch antwortete die Wirtin: »Nein, den verordne ich! Den und den schwarzen Tee!«
    »Sind Sie Ärztin?«
    Von der Ironie, die in dieser Frage steckte, ließ sich die alte Dame nicht einschüchtern.
    »Nein«, erwiderte sie, »aber Fälle wie Sie habe ich schon auskuriert, da war die Hälfte aller Ärzte, die heute praktizieren und Kunstfehler begehen, noch gar nicht auf der Welt.«
    Heinz wollte noch einmal zu einer Antwort ansetzen, aber dann sah er, daß der alten Dame eine Verbündete erwachsen war – Ilse. Die Blicke, die Ilse mit Frau Sneganas tauschte, ließen keinen Zweifel daran, auf welche Seite sie sich geschlagen hatte. Worte waren keine mehr nötig. Frau Sneganas lächelte Ilse an.
    »Ich sehe schon«, sagte sie, »daß Sie ein vernünftiges junges Mädchen sind. Ich darf dem Zimmer ruhig den Rücken kehren, ohne befürchten zu müssen, daß der Zwieback aus dem Fenster geworfen wird.«
    »Gnädige Frau«, erklärte Ilse, »auch Ihr Kaffee und Kuchen wird dem von Ihnen erdachten Zweck zugeführt werden. Ich bedanke mich herzlich dafür.«
    Frau Sneganas hatte einen kleinen Begeisterungsanfall.
    »Sie sind ja entzückend, mein Kind.«
    »Kein Vergleich mit Ihnen, gnädige Frau.«
    »Entzückend, entzückend …«
    Und wie ein Echo klang es von draußen, als die alte Dame die Tür schon wieder hinter sich geschlossen hatte, gedämpft noch einmal herein: »Entzückend …«
    »Mann«, sagte Heinz ganz baff, »das war aber jetzt ein Ding! Ich habe den Eindruck, Ilse, daß du es mit alten Weibern –«
    »Mit wem?« fiel sie ein.
    »Mit alten Damen, entschuldige … daß du es mit denen noch besser verstehst als mit jungen Männern.«
    »Das klingt ja gerade so, als wenn ich ein ›Junge-Männer-mordendes-Weib‹ wäre.«
    »Mich hast du jedenfalls auf dem Gewissen«, lachte er. »Und zwar total.«
    »Trink deinen Tee und iß deinen Zwieback.«
    »Mach ich«, sagte er brav und ließ dem Wort die Tat folgen. Sie sah ihm dabei aufmerksam zu, während sie selbst auch Kuchenstückchen für Kuchenstückchen in den Mund steckte und dazu schlückchenweise ihre Kaffeetasse leerte.
    Heinz tunkte seinen Zwieback in den Tee, ehe er sich ihn einverleibte. Dies ist die beste Methode, mit solch hartem Zeug fertig zu werden.
    »Ich habe dir noch gar nicht gesagt, Ilse«, erzählte er dabei, »daß ich inzwischen auch schon soweit bin, von dir nachts zu träumen. Manchmal sind es mehrere Träume hintereinander, die mich heimsuchen –«
    »Heimsuchen?« unterbrach ihn Ilse mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Insofern heimsuchen«, erläuterte er, »als jeder dieser Träume meine Sehnsucht nach dir bis zu einem Grad steigert, der unerträglich ist. Wenn ich dann wach werde, liege ich jeweils da und sage

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