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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht?«
    Ernsthaft entgegnete sie: »Das mußt du einen deutschen Beamten fragen. Er wird dir vielleicht sagen, daß der Kompromiß falsch war. Der vorgeschriebene Zeitpunkt des Dienstschlusses hätte für dich das oberste Gesetz sein müssen.«
    »Die Situation war jedenfalls ziemlich schwierig, meine ich.«
    »Stimmt. Auch für mich.«
    Sie blickte vor sich hin, überlegte, fuhr dann fort: »Ich setzte dich, kann man sagen, zwar unverschämt und ohne Rücksicht auf deine Belange unter Druck – insofern kam ich auch in diesem Traum wieder ziemlich schlecht weg. Aber es ging ja um unser Kind. Das war die andere Seite. Wenn eine Mutter Angst um ihr Kind haben muß, hat sie gewissermaßen das Recht, unzurechnungsfähig zu sein.«
    »Und um deine Sehnsucht ging's auch noch.«
    Damit war Ilse aber keineswegs einverstanden. Sie widersprach: »Mit der allein hätte ich dir allerdings niemals kommen dürfen. Was heißt denn das schon, Sehnsucht? Der Dienst des Mannes dauert bis sechs Uhr abends, und bis dahin muß die Sehnsucht der Frau zurückgestellt werden.«
    »Basta.«
    Das wirkte so komisch, so befreiend, daß sie plötzlich merkten, in welch merkwürdige Diskussion (für ein Liebespaar jedenfalls) sie sich verrannt hatten.
    Grinsend sagte er: »Weißt du, was uns davor bewahrt, uns vor solche Probleme gestellt zu sehen?«
    »Ja, das weiß ich«, entgegnete sie. »Wir sind nicht verheiratet und haben kein Kind.«
    »Eine Frage der Zeit, Liebling.« Er hob den Finger. »Ich meinte eigentlich etwas anderes.«
    »Was denn?«
    »Ich bin kein Postbeamter und werde nie einer sein. Überhaupt kein Beamter.«
    Ilse blickte auf ihre hübsche kleine goldene Armbanduhr.
    »Auch auf einen Schriftsteller«, sagte sie, »können schwierige Dinge zukommen. Gerade jetzt, in diesem Augenblick, erweist sich das.«
    »Ich verstehe dich nicht, meine Süße.«
    »Es ist wieder Zeit für deine Medizin.«
    Heinz seufzte. »Du liebst mich«, sagte er, »sonst könnte dir mein Wohl nicht so sehr am Herzen liegen.«
    »Das klingt hinterhältig. Willst du etwa unsere Abmachung schon wieder torpedieren?«
    »Durchaus nicht. Gib her das Zeug …«
    Nach dem üblichen Gejammere, das er sich nicht verkneifen konnte, sagte er plötzlich, als die Prozedur vorüber war: »Fällt dir nichts auf, Ilse?«
    »Was denn?«
    »Ich mußte schon eine Ewigkeit nicht mehr raus.«
    »Richtig«, freute sich Ilse. »Siehst du, das machen die Tropfen, davon bin ich überzeugt. Die –«
    Sie brach ab. Erschrocken starrte sie ihn an.
    Wie lautet eines der berühmtesten Dichterworte? »Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten …«
    Heinz Bartels Gesichtsausdruck hatte sich jäh verändert. Ein Blitz der Erkenntnis schien ihn getroffen zu haben; zur horizontalen Salzsäule erstarrt – trotz einiger Kissen im Rücken lag er nämlich doch mehr in seinem Bett, als er saß –, war für ihn zwei, drei Sekunden lang jeglicher Kontakt mit Ilse abgerissen.
    Ängstlich, aber vergeblich fragte sie ihn: »Was hast du?«
    Keine Antwort.
    »Heinz, was hast du?«
    Er schenkte ihr einen abwesenden Blick.
    Ilse verdächtigte plötzlich die von ihr soeben noch gepriesenen Tropfen einer Wirkung, die Heinz schon mehrmals an die Wand gemalt hatte.
    »Mußt du brechen, Heinz?«
    Nein, diese Gefahr bestand nicht.
    Das, was wirklich drohte, lag auf der Hand. Ilse erkannte es immer noch nicht. Wie oft im Leben passiert es aber auch den intelligentesten Menschen, daß sie auf das Einfachste, das Sonnenklarste, das einzig Mögliche nicht kommen. Manchmal hat man eben Mattscheibe; da setzt's aus, wie die Leute sagen.
    Wie Schuppen fiel es Ilse dann freilich von den Augen, als sich Heinz aus seiner Erstarrung löste und er rascher denn je Bett und Zimmer verließ, nicht einmal mehr Zeit zu einem Zuruf findend.
    Wenn man das so mit ansehen mußte, welkten Hoffnungen dahin, daß sich der erkrankte Darm von Heinz Bartel schon in kürzerer Zeit wieder erholen werde. Das dauert noch Tage, sagte sich Ilse bedrückt und erklärte dies auch Heinz nach seiner Rückkehr von der Toilette. Nötig sei jedenfalls strikte Bettruhe, die gewahrt werden müsse, sonst könnten aus den Tagen sogar noch Wochen werden.
    Nicht umsonst studierte Ilse Bergmann – wenn auch ungern – Medizin.
    Nicht umsonst liebte sie längst ihren Heinz Bartel und schärfte ihm deshalb ein, auf was er zu achten habe.
    »Ich schau heute abend noch einmal bei dir vorbei«, sagte sie, als sie sich mit

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