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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einer Meinung.«
    Rolf wandte sich Heinz zu.
    »Kann man dir denn keinen Augenblick den Rücken kehren?«
    Heinz, der sich ganz unvermutet in die Defensive gedrängt sah, antwortete: »Was wollt ihr denn eigentlich?«
    »Die Blumen von Fräulein Albrecht sind verdächtig – darum geht's!« Rolfs Blick wechselte von Heinz zum Dentisten. »Oder nicht, Herr Müller?«
    »Absolut.«
    Heinz nahm Zuflucht zur Ironie.
    »Und die Vase«, fragte er, »was ist mit der?«
    »Die Vase?« antwortete Rolf.
    »Die hat mir Frau Sneganas gebracht.«
    »Sehen Sie, Herr Müller«, sagte Rolf zum Dentisten, »so ist das mit dem. Da steht unsereiner machtlos vis-à-vis. Die Frauen, vor allem ältere, verfallen ihm einfach. Mich persönlich hat er auch schon einige Male vor Tatsachen gestellt, die es mir nicht leicht machten, sein Freund zu bleiben.«
    »Es empfiehlt sich also, auf der Hut zu sein vor ihm?«
    »Absolut«, sagte nun Rolf.
    Langsam merkte der Dentist, daß er auf den Arm genommen wurde, und zog sich aus der Affäre, indem er erklärte: »Ich habe ja nur Spaß gemacht. Fräulein Albrecht kann machen, was sie will, das ist doch klar. Sie müßten mich ja für einen Narren halten, meine Herren, wenn ich anderer Meinung wäre.«
    Dann verabschiedete er sich rasch. Als die Tür hinter ihm zugefallen war, herrschte ein, zwei Sekunden lang Stille.
    »Idiot«, sagte dann Heinz.
    »Was macht dein Bauch?« fragte ihn Rolf.
    »Den soll der Teufel holen.«
    »Hast du Schmerzen?«
    »Die wären das wenigste – aber die verdammte Rennerei!«
    »Hast du die Tropfen genommen? Wahrscheinlich nicht.«
    »Doch, Ilse hat sie mir aufgezwungen.«
    »Wie lange war sie hier?«
    »Die ganze Zeit.«
    »Ich wollte es ihr verbieten, aber …« Rolf zuckte mit den Achseln.
    »Das hat sie mir gesagt.«
    »Ich hätte sie mit Gewalt zurückhalten müssen. Du weißt ja, wie die Weiber sind.«
    »In diesem Falle möchte ich sagen: Gott sei Dank.«
    »Wann kommt sie denn wieder?«
    »Heute abend, zusammen mit Inge.«
    Rolf, der sich ans Fensterbrett gelehnt hatte, einen Fuß über den andern geschlagen, ging zur Mitte des Zimmers, wobei er sagte, er werde nun mal nach Frau Sneganas sehen und sie fragen, ob er von ihr nichts Geeignetes zum Essen für einen an Dysenterie Erkrankten bekommen könne – schwarzen Tee und Zwieback zum Beispiel.
    »Waaas?« schrie Heinz langgedehnt auf.
    »Schwarzen Tee und Zwieback.«
    »Bleib mir damit vom Hals!«
    »Hör mal, schwarzer Tee und –«
    »Bleib mir damit vom Hals! Mit diesem Zeug bin ich heute schon zur Genüge traktiert worden!«
    »Von wem?«
    »Von Frau Sneganas.«
    Rolf zeigte sich überrascht, sagte aber dann anerkennend: »Ausgezeichnet! Eine brauchbare Frau! Woher hat sie das?«
    »Was? Den Zwieback?«
    »Nein, ihre medizinischen Kenntnisse bezüglich der Ernährung eines Menschen, der an Scheißerei leidet.«
    »Sei nicht so ordinär.«
    »Verzeihung, Herr Baron.«
    »Zwieback und schwarzer Tee sind also gestrichen. Was kriege ich statt dessen?«
    »Nichts.«
    »Mensch, ich habe Hunger! Verstehst du? Oder ist das ein Fremdwort für dich? Ich habe Kohldampf! Klar? In mir befindet sich kein Gramm irgendeines Nahrungsmittels mehr! Kapiert? Oder muß ich noch deutlicher werden? In mir befindet sich überhaupt nichts mehr! In mir ist nicht mehr der geringste Stoffwechsel möglich, mangels jeder Masse!«
    Das war eine falsche Behauptung, wie sich ganz rasch erweisen sollte.
    Heinz fuhr fort: »Ich –«
    Jäh verstummte er.
    »Ja?« fragte Rolf. »Du …?«
    »Ich …«
    »Du mußt scheißen, nicht?«
    Rolf hatte das Kind wieder beim Namen genannt.
    »Wie ist das immer noch möglich?« fragte Heinz sich selbst und seinen Freund geradezu erschüttert.
    Es ist dies das Rätsel, das sich seit der Vertreibung aus dem Paradies den an Dysenterie erkrankten Menschen immer wieder stellt und bis ans Ende der Zeiten noch stellen wird.
    Als Heinz nach getanem Werk, das schon länger gar keines mehr war, sich aber stets aufs neue als solches vortäuschte, wieder im Bett lag, sagte er zu Rolf: »Kannst du mir sagen, von was das bei mir bewirkt wurde? Vom Bier?«
    »Nein.«
    »Vom Eis?«
    »Nein.«
    »Von diesem dünnen Kaffee?«
    »Nein.«
    »Vom Kuchen?«
    »Nein.«
    »Nein, nein, nein – von was dann? Sonst habe ich doch nichts gegessen oder getrunken!«
    »Von allem zusammen.«
    »Sehr geistreich. Ihr Ärzte seid schon tolle Burschen.«
    »Die ausschlaggebende Wirkung dürfte aber doch vom Eis ausgegangen

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