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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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abzusetzen. Reichlich mit Alkohol ausgestattet, zögerten die Militärflieger nicht, die zwei Zivilisten in ihre trinkfrohe Runde miteinzubeziehen, so daß Heinz und Rolf, als ihr Zug in den Schlesischen Bahnhof in Berlin einfuhr, eindeutig betrunken waren. Hätten sie versucht, sich aus dem Kreis der anderen auszuschließen, wäre das von den Soldaten als Beleidigung aufgefaßt worden.
    Auf dem Bahnsteig wartete Ilse, der sich Heinz telefonisch angekündigt hatte. Der Zug traf auf die Minute genau in Berlin ein. Das Durcheinander der allerersten Kriegstage war beseitigt. Deutsches Organisationsvermögen feierte wieder Triumphe. Alles schien seinen normalen Gang zu gehen.
    Rolf stieg als erster aus. Irgendwie kam er mit dem Rücken voraus aus dem Waggon und prallte fast gegen Ilse.
    »Rolf!« rief sie und hielt ihn fest. »Mein Gott, du bist ja betrunken! Wo ist Heinz?«
    »Hier bin ich!«
    Heinz kletterte nach Rolf aus dem Waggon. Auch ihm wehte die gleiche Fahne voraus, die Ilse an Rolf wahrgenommen hatte. Ins Abteilfenster drängten sich die Köpfe von vier Soldaten, die grinsend die Vorgänge auf dem Bahnsteig verfolgten.
    »Meine Herren«, sprach Rolf zu ihnen hinauf, »es war mir eine Ehre.«
    Heinz hatte nur noch Augen für seine Ilse. Er umarmte sie, um sie zu küssen. Sie war aber sehr darauf bedacht, diese Zeremonie abzukürzen.
    »Du liebe Zeit«, sagte sie, »was habt ihr denn getrieben?«
    »Die haben uns dazu gezwungen«, antwortete Heinz, mit dem Daumen auf das Abteilfenster zeigend.
    »Hättet ihr euch nicht in einen anderen Waggon setzen können?«
    Ilse war sichtlich enttäuscht von diesem Wiedersehen.
    »Ilse«, sagte Heinz, »die hätten das krumm genommen.«
    »Na und?«
    Rolf mischte sich ein.
    »Das sind Frontsoldaten, Ilse. Die kann man nicht so ohne weiteres vor den Kopf stoßen.«
    »So? Mit denen betrinkt man sich also, wenn die das wünschen?«
    »Ilse, das mußt du anders sehen. Das stärkt den Zusammenhalt zwischen ihnen und der Heimatfront, sagen sie. Und dagegen kannst du nichts vorbringen.«
    Ilse blickte Heinz an, wartete auf eine Äußerung von ihm. Die kam auch, aber sie entsprach nicht den Vorstellungen Ilses.
    »Wenn du dabei gewesen wärst, hättest du auch Spaß dran gehabt«, sagte er. »Es war sehr lustig. Wir haben viel gelacht.«
    »Phantastische Soldaten!« lobte Rolf.
    »Das läßt sich nicht bestreiten«, meinte Heinz.
    »Die Polen werden nach Strich und Faden fertiggemacht, erzählten sie. Was dort stattfindet, ist ein Blitzkrieg, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat.«
    »Ohne Zweifel käme eine ganz neue Strategie zur Anwendung, sagte der eine.«
    »Du hättest die hören müssen, Ilse.«
    Rolf sagte dies. Die Augen glänztem ihm dabei. Ilse war davon nicht überrascht. Ihren Heinz blickte sie aber an wie einen Fremden.
    »Kommt«, sagte sie und ging voraus zur Sperre.
    Heinz und Rolf hatten Mühe, ihr zu folgen. Erstens schleppte jeder seinen Koffer, und zweitens hielten sie es für unerläßlich, mehrmals stehenzubleiben, um zurückzuwinken und den Luftwaffensoldaten dadurch zu zeigen, daß es nicht so einfach war, von ihnen Abschied zu nehmen.
    So leise er konnte, um von Ilse nicht gehört zu werden, sagte Rolf zu Heinz: »Dafür fehlt ihr das richtige Verständnis.«
    »Sie ist eben eine Frau«, erwiderte Heinz.
    »Aber Beine hat sie«, erklärte, unverwüstlich wie immer, Rolf, »die ersetzen jeden anderen Mangel bei ihr.«
    Um den Abstand zu Ilse zu verringern, mußten die beiden einen Schritt dabeimachen. Als sie Ilse erreichten, richtete Rolf an sie die Frage, ob sie sauer sei.
    Sie zwang sich ein Lächeln ab.
    »Nein.«
    »Dann sag uns, wo hier die nächste Kneipe ist.«
    Das Lächeln war weg.
    »Kneipe? Schon wieder?«
    »Ilse, du mußt wissen, die hatten nur Schnaps. Hast du schon mal nur Schnaps getrunken? Bestimmt nicht. Also, dann sage ich dir, daß du dabei einen Bierdurst bekommst, dem du dich nicht mehr widersetzen kannst. Du lechzt nur noch nach Bier. Deshalb meine Frage: Wo ist hier die nächste Kneipe?«
    Ilse blickte Heinz an.
    »Wir wollen ja in der nicht hängenbleiben«, sagte er.
    Auch dies war natürlich keine Äußerung, die der Erwartung Ilses entsprochen hätte.
    Die Berliner trinken ›Mollen‹. Mit einer derselben war Rolf nicht zufrieden. Auch Heinz kam eine zweite nicht ungelegen. Die Mittagsstunde war nicht mehr fern.
    »Wir müssen auch etwas essen«, erkannte Rolf.
    An der Theke gab's kalte Frikadellen, in Berlin ›Buletten‹

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