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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»das habe ich dir schon gesagt.«
    Rolf sträubte sich, das zu glauben.
    »Wieso nicht?«
    Heinz nickte hin zu Ilse.
    »Sie will nicht ewig hier sitzen – und ich auch nicht … Ich laufe noch ein bißchen mit ihr herum.«
    »Und ich? Was soll ich machen?«
    »Bleib du sitzen und trink dein Bier«, empfahl ihm Ilse. »Wir holen dich rechtzeitig ab, ehe der Zug fährt.«
    Doch Rolf murrte: »Allein mag ich nicht.«
    »Wieso allein?« Ilses Blick wanderte hinüber zur Theke, wo sich die Landsergruppe angesammelt hatte. »Die warten doch nur auf dich.«
    Draußen vor dem Lokal erntete Ilse das ihr gebührende Lob. Das habe sie prima gemacht, sagte Heinz zu ihr. Endlich hätten sie den vom Hals. Rolf sei zwar sein Freund, aber es gäbe diesbezüglich Grenzen.
    »Wer sagt dir das schon lange?« fragte ihn Ilse.
    »Du.«
    Wieder einmal auf die Uhr blickend, seufzte sie und meinte: »Ihr habt mein ganzes Programm durcheinandergeworfen. Ich wollte nach eurer Ankunft Rolf sich selbst überlassen und mit dir zu uns fahren –«
    »Zu eurer Wohnung?« unterbrach er sie gespannt.
    »Ja.«
    »Um mich deinen Eltern vorzustellen?«
    »Meiner Mutter. Vater arbeitet ja.«
    »Als was wolltest du mich ihr präsentieren?«
    Ilse wedelte verneinend mit der Hand.
    »Nicht als meinen Bräutigam, wenn du das denkst. – Als einen netten, neuen Bekannten aus meinem Heringsdorfer Urlaub.«
    »Ist das bei euch in Berlin so üblich, daß solche Leute gleich ins Haus eingeführt werden?«
    »Nein, durchaus nicht«, erwiderte Ilse. »Deshalb hätte es Mutter ja auch zu denken gegeben. Und genau das wäre mein Ziel gewesen. Ein erster Schritt sozusagen.«
    Nun blickte Heinz rasch auf seine Armbanduhr.
    »Haben wir denn dazu keine Zeit mehr?«
    Ilse schüttelte den Kopf. Sie lächelte nicht mehr.
    »Nein, Berlin ist kein Dorf, wir müßten zu lange mit der S-Bahn fahren. Außerdem …«, sie stockte, »außerdem würde ich ihr dich in deinem Zustand auf keinen Fall präsentieren. Das –«
    »Ilse …«
    »Das habe ich mir schon im ersten Augenblick gesagt, als ich euch aus dem Zug aussteigen sah.«
    »Ich würde mich unmenschlich zusammennehmen, Ilse. Ich kann das.«
    »Nicht torkeln, meinst du? Nicht lallen?«
    »Richtig.«
    »Und deine Fahne?«
    Das ließ ihn verstummen.
    Sie hatten sich nach dem Verlassen der Kneipe, in der Rolf zurückgeblieben war, ziellos in Bewegung gesetzt, waren nach rechts gegangen und nach links abgebogen und fanden sich plötzlich in einer Straße, der es an jedem Auto- oder Motorradverkehr mangelte. Der Grund wurde bald ersichtlich. Die Straße führte durch eine kleine, grüne Anlage, ein Refugium nur für Fußgänger. Dort gab es auch Bänke.
    »Wollen wir uns setzen?« schlug Ilse vor.
    Aber das war dann auch nicht das Richtige. Ein paar Knaben tauchten auf und jagten auf der Wiese ungeachtet der Schilder, wonach Betreten des Rasens verboten sei, unter Aufbietung ihrer ganzen Stimmkräfte hinter einem Fußball her. Der von ihnen entwickelte Lärm war so groß, daß er von den Bänken fast alle Erwachsenen, zu denen auch Ilse und Heinz gehörten, verscheuchte.
    »Wie geht's eigentlich deiner Mutter, Ilse?« fragte Heinz, als sie weitergingen.
    »Nicht gut. Wir müssen sehr achten auf sie. Das Radio können wir überhaupt nicht mehr anstellen, um zu gewährleisten, daß sie bei den Nachrichten nicht in Ohnmacht fällt.«
    »Es kommen doch nur Siegesmeldungen.«
    »Trotzdem.«
    Nach einer Weile meinte Ilse nachdenklich: »Ich möchte nur wissen, ob die uns alles sagen.«
    »Wer?«
    »Die oben. – Oder ob man uns die Niederlagen verschweigt?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Wieso glaubst du das nicht?«
    »Es scheint keine Niederlagen zu geben. Die polnische Armee ist hoffnungslos geschlagen, sie befindet sich auf der Flucht, sagten uns die vier im Zug. Sie sehen es jeden Tag von der Luft aus, wenn sie ihre Bomben abladen. Vorgestern nahmen sie sich schon Warschau vor.«
    »Heinz!« rief Ilse.
    »Was?«
    »Wie sprichst du denn? ›Nahmen sie sich Warschau vor.‹ Weißt du, daß deine Augen glänzen? Vergißt du die armen Menschen dort? Du unterscheidest dich kaum mehr von Rolf.«
    »Aber Ilse!« Heinz war stehengeblieben. »Das darfst du doch nicht sagen! Rolf ist doch längst ein blindes Opfer der offiziellen Propaganda!«
    »Und du bist auf dem Weg dazu!«
    »Nein, das bestreite ich!«
    »Doch, du müßtest dich nur selber hören können!«
    Während Heinz sich auf die Zehen getreten fühlte und immer erregter

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