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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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entgegnete Ben. „Bitte!“
    „Natürlich nicht“, erwiderte Wagner. „Ich werde da drüben warten.“ Er deutete in Richtung eines kleinen Hotels auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dann blickte er zurück zu Ben und lächelte ermutigend. „Herr Richter“, sagte er. „Machen Sie sich nicht verrückt. Wir wissen, was wir tun.“
    Ben nickte und senkte den Blick. Er hatte Angst, auszusteigen. Er hatte Angst, Alex zu begegnen und sich zu auffällig zu verhalten. Es fühlte sich schrecklich an, dem Blonden erneut in den Rücken zu fallen. Beim letzten Mal hatte das zu heftigem Streit geführt, in Folge dessen Alex entführt worden war. Er hoffte, dass es dieses Mal anders verlaufen würde. Er wollte nur das Beste für Alex, wusste aber, dass der Blonde das anders sehen würde.
    „Sollte Herr Tannenberger nicht nach Hause kommen“, sagte Wagner noch und meinte Alex damit, „werden Sie mich umgehend informieren. Verstanden?“
    Die Art, wie streng er mit ihm sprach, verpasste Ben einen kalten Schauer. Die Worte verdeutlichten ihm noch mehr, in was er sich da eingemischt hatte. Sollten die Typen ihn und Wagner im Park beobachtet haben, könnte das unangenehme Folgen für Alex haben. Dessen war er sich bewusst. Doch das war das Risiko gewesen, das er eingegangen war, als er beschlossen hatte, Alex zu helfen.
    „Mach‘ ich“, erwiderte er.
    „Uns wird schon keiner gesehen haben“, versuchte Wagner ihn aufzubauen. „Und selbst wenn, hätten die Beobachter niemals hören können, worüber wir gesprochen haben. Sie hätten also höchstens eine Vermutung, die mit Sicherheit nicht genügen würde, um den ganzen Deal über Bord zu werfen.“
    Ben nickte geistesabwesend. Er hoffte, dass Wagner recht hatte.
    „Gut“, seufzte er und streckte seine Hand nach dem Türgriff aus. „Ich werd‘ dann mal …“
    Er befreite sich aus dem Gurt, drückte die Tür auf und stieg aus. Als er draußen stand, warf er noch einen letzten Blick ins Wageninnere.
    „Danke für alles“, sagte er.
    „Wie gesagt“, entgegnete Wagner. „ Wir haben zu danken.“
    Ben trat einen Schritt zurück und warf die Tür zu. Nachdenklich beobachtete er, wie Wagner links blinkte und anschließend Richtung Hotel fuhr. Ben schaute ihm noch kurz nach, bevor er sich umwandte und die Einfahrt zur Villa hinaufging. Mit vor der Brust verschränkten Armen schützte er sich vor der kühlen Abendluft. Er trug nur ein T-Shirt, dazu eine dünne Jeans. Vor der Haustür blieb er stehen, atmete tief durch und streckte seinen Arm nach der Klingel aus. Dieses Mal besaß er keinen eigenen Schlüssel zur Villa. So war er darauf angewiesen, dass Jo ihm öffnete. Er trat auf das Türpodest und blickte sich um. Er war nervös, weil er befürchtete, vielleicht doch beobachtet zu werden. Vermutlich war der Überfall an der Elbe nur ein Vorgeschmack dessen gewesen, was ihn erwarten könnte. Durch Alex hatte er schon viel miterlebt. Die Kerle waren unberechenbar. Sie hatten Sam getötet und ein Foto von ihm und Alex geschossen, als sie das erste Mal Sex miteinander gehabt hatten. Mit diesem hatten sie den Druck auf Alex erhöht. Sie hatten Alex entführt und misshandelt und zwangen ihn jetzt dazu, als Dealer zu agieren. Einer von ihnen hatte Ben bedroht, als er nach dem Unfall im Krankenhaus gelegen hatte. Sie waren zu allem fähig. Das wusste er.
    Er vernahm Schritte hinter der Tür, wenige Sekunden später öffnete sie sich. Jo begrüßte ihn lächelnd.
    „Da bist du ja wieder“, sagte er. „Ich dachte schon, ich müsste mir Sorgen machen.“
    Ben sah zu ihm auf und lächelte gezwungen. Er war Wagner dankbar dafür, dass nicht er die Aufgabe hatte, Jo von Alex‘ neusten Problemen zu erzählen. Dennoch fiel es ihm schwer, sich nichts anmerken zu lassen. Er war kein besonders guter Lügner. Er war niemand, der Dinge gut verheimlichen konnte. Doch in diesem Fall musste er es tun. Wagner würde Jo die Sachlage klarer schildern können. Ben hingegen würde sich in aufgestauten Emotionen verrennen und vermutlich so wirr erzählen, dass Jo ihm nicht folgen könnte.
    „Ist Alex zu Hause?“, fragte er, als er über die Türschwelle trat.
    Jo drückte die Tür hinter ihm zu. Anschließend stellte er sich vor die schwarze Kommode neben der Garderobe. Ben befreite sich aus seinen Schuhen.
    „Ist irgendwas passiert?“, fragte Jo.
    Sofort schüttelte Ben den Kopf. „Nein, nein! Quatsch! Ich frag‘ ja nur …“
    Jo musterte ihn skeptisch. Er schien zu merken, dass

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