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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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Oberteil war mittlerweile komplett rot und glänzte von der Flüssigkeit. Ullis Körper erschien vollkommen leblos, aber leicht bewegte sich ihr Brustkorb. Noch atmete sie. Das Messer strich über ihren Rock und wurde zurück in eine Tasche befördert, wo es fürs erste sicher schien.
    Leise wurde die Tür der Kabine geöffnet. Eine Weile hatte es gedauert, bis alle Frauen aus dem Waschraum verschwunden waren. Jetzt wurde es Zeit, den Ort zu verlassen, denn das Blut floss langsam auf dem Boden in die nächste Kabine.
     
    --
     
    Die tanzende Menge war kaum zu bremsen und als vor Ellas Füßen ein Glas zerschmettert wurde, meinte sie, es sei genug. Unter keinen Umständen wollte sie ihre Schuhe komplett ruinieren. Den Rest ihres Biers reichte sie Reiner, der es dankend annahm, hatte er doch schon längst ihr erstes Bier geleert.
    „Lass uns wieder rüber gehen“, brüllte sie.
    „Alles was du willst. Ich folge dir überall hin“, schrie Reiner, der mittlerweile vollkommen betrunken war und dem die nächtliche Abwechslung durchaus gefiel.
    Sie brauchten sich lediglich in die Masse der Menschen einzureihen, die ebenfalls wieder hinaus wollten. Als sie bei der Küche angekommen waren, nahm das Ganze plötzlich Fahrt auf. Eine eigentümliche Hektik breitete sich aus. Es kam Ella vor, als ob einige Leute in Panik versuchten, das Lokal zu verlassen. Ohne dass sie es gewollt hätten, wurden auch Ella und Reiner geradezu hinaus gespült.
    Draußen auf der Straße war mehr los, als normalerweise in einer Freitagnacht üblich war. Es schien ihr, als ob von überall her auf einmal Menschen strömten, während andere schnell die Kneipe verließen.
    „Was ist denn hier auf einmal los?“, fragte Reiner.
    „Wenn ich das wüsste?“
    Ella schaute sich um. Plötzlich kam eine Frau weinend und beinah hysterisch aus dem Inneren auf die Straße gerannt.
    „Blut“, schrie sie, „da ist überall Blut.“
    „Äh, sag mal“, sagte Reiner, „wolltest du nicht wieder rüber ins ‚Stairways‘ gehen?“
    „Nur weg hier.“
    Kaum ausgesprochen, rannte Ella, so schnell es ihr mit den Pumps möglich war, über die Straße.
     
     

Kapitel 12: Herzensbrecher
    Die Sirenen der Polizei konnten Ella und Reiner nicht mehr hören, sie befanden sich bereits wieder im Inneren der Diskothek, die mit ihrer lauten Musik alles überdeckte, was das Leben außerhalb zu bieten hatte. Ohne auf irgendetwas zu achten, war Ella schnellen Schrittes an der Tanzfläche und am Tresen vorbei in das kleine Kino gegangen.
    Überall war es voller als zuvor, lediglich hier schien geradezu eine Oase der Ruhe zu sein. Nur dumpf dröhnte die Musik von außen herein. Ein paar Liebespaare hatten es sich in den hinteren, etwas schummrigeren Reihen gemütlich gemacht. Ein Gast schien sich tatsächlich für den Film zu interessieren. Gebannt starrte er auf die Leinwand und lachte hin und wieder leicht drucksend.
    Die gesamte Zeit über hatte Ella Reiner am Arm hinter sich hergezogen. Erst als sie sich gesetzt hatten, ließ sie ihn los.
    „Wollen wir nicht was trinken?“, hatte Reiner leise gefragt.
    „Was war da eben los?“, war Ellas Gegenfrage, als ob sie ihn überhaupt nicht gehört hatte.
    „Keine Ahnung.“
    „Das war doch wieder total gruselig. Da ist was Schreckliches passiert, meinst du nicht?“
    „Weiß nich’. Soll ich uns ein Bier holen?“
    „Na gut, meinetwegen.“
    „Gibst du mir Geld?“
    „Ich hatte dir vorhin dreißig Mark gegeben.“
    „Die muss ich doch Frank wiedergeben.“
    Ohne weiter darüber nachzudenken, was mit dem Geld passiert war, dass Frank ihm geliehen hatte und er dadurch eigentlich knapp fünfzig Mark hätte haben müssen – die Biere im ‚Pickenpack‘ hatte sie ebenfalls bezahlt – gab sie ihm nochmals zehn Mark. Sie war froh, dass sie entsprechend viel Geld eingesteckt hatte, das eigentlich ihr Notgroschen hatte sein sollen, falls sie doch mitten in der Nacht mit einem Taxi nach Hause hätte fahren müssen.
    Ella versuchte, sich in der Abwesenheit von Reiner auf den Film zu konzentrieren und nicht mehr darüber nachzudenken, was vorgefallen war und was die dämlichen Botschaften in ihrer Tasche zu bedeuten hatten. Sie war leicht angetrunken. Ganz sicher lag es einfach nur daran. Das alles war bestimmt nur ein schlechter Scherz, ganz so, wie es Meier gesagt hatte.
    Wo steckte der eigentlich? Wieso war er einfach mit Frank gegangen, ohne ihr zu sagen, wohin? Im Grunde war an dem Verhalten nichts Ungewöhnliches. Man

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