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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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damit zubrachte mich ans Spielfeld einer stickigen Turnhalle zu stellen und ihn anzufeuern. Dabei nahm er kaum Notiz von mir.
    Jedes Mal lächelte er ein Mädchen an, das neben mir stand und es war jede Woche ein anderes. Aber ich blieb ihm treu, kam jeden Sonnabend und himmelte ihn von Weitem an. Ich wusste, wo er wohnte und wie er hieß. Meine Mutter war mit seiner ein wenig befreundet. Ich glaube, die beiden Frauen malten sich aus, wie es wäre, wenn ihre Kinder ein Paar werden würden.
    An einem Silvesterabend war es dann endlich soweit. Ich war gerade sechzehn geworden und fühlte mich unglaublich erwachsen. Jetzt endlich würde mein Leben beginnen. In nur zwei Jahren würde ich ausziehen und nicht länger meine Eltern ertragen müssen. Bis dahin glaubte ich auf jeden Fall , meine Unschuld zu verlieren und dann eine Frau zu sein, der man ohnehin keine Vorschriften mehr machen konnte.
    Damals war ich noch der irrigen Meinung , meine Unschuld einem Jungen zu schenken, der es verdiente und der mich bis ans Ende glücklich machen sollte. Wenn ich geahnt hätte, mit welchen Schmerzen es verbunden sein würde – und damit meine ich jetzt nicht die körperlichen – dann hätte ich mir auf jeden Fall einen gesucht, für den ich nie etwas empfunden hätte. Denn der wäre nicht in der Lage gewesen, mich derart mit Liebeskummer zu strafen.
    Meine Eltern waren an diesem Silvester bei Thomas Eltern eingeladen. Sie glaubten , mich zwingen zu müssen, sie zu begleiten. Ich ließ sie auch in diesem Glauben, aber in Wahrheit konnte ich es nicht abwarten, in dem Haus zu sein, in dem er wohnte. Allein davon hätte ich Monate zehren können. Ich glaubte nicht daran, dass Thomas zu Hause sein würde. Immerhin war er ein Jahr älter als ich. Und doch hoffte ich darauf, ihn zu sehen.
    Um kurz nach acht kamen wir bei den Nachbarn an. Es sollte Fondue geben. Aber Thomas meinte, er würde auf gar keinen Fall zum Essen bleiben. Er sei mit seinen Freunden verabredet.
    „Dann nimm doch Elena mit“, hatte seine Mutter gesagt und lächelnd zu meiner Mutter herüber gesehen.
    Mir war das unglaublich peinlich. Am liebsten wäre ich sofort wieder nach Hause gegangen. Aber zu meinem Erstaunen meinte Thomas, dass er mich mitnehmen würde.
    Es war kalt und unglaublich neblig draußen. Die Kälte kroch einem im Inneren die Hosenbeine hinauf. Aber ich bemerkte davon nichts. Mein Herz schlug so heftig, dass ich kaum Luft bekam. Nacheinander holten wir seine Freunde ab. Auf dem Weg ließ er D-Böller knallen, die sich in Unmengen in seiner Jacke zu befinden schienen. Auch seine Freunde machten nichts anderes als ständig die Flamme eines Feuerzeugs an die Lunte eines Böllers zu halten. Sie zögerten den Moment so lange hinaus, bis die Lunte nicht mehr zu sehen war und schmissen ihn erst dann im hohen Bogen von sich. Die große Kunst dabei war, dass die Explosion dann im Flug erfolgte. Ich hatte zu großen Respekt vor der Gewalt der Böller, als dass ich es selbst ausprobieren wollte.
    Wir zogen durch die Straßen und zündeten Knallkörper. Am liebsten in engen Toreinfahrten oder Hauseingängen. Der Knall dröhnte in meinen Ohren. Manches Mal hielt ich mir verschämt die Hände über die Ohren. Einer seiner Freunde hatte ebenfalls ein Mädchen dabei. Mir wurde schnell klar, dass es sich um die feste Freundin handeln musste. Dieser Freund blieb jedenfalls gern zurück. Wenn ich mich umsah, konnte ich erkennen, wie er seine Arme um sie geschlungen hatte und sie wild knutschten. Ich war neidisch. Was hätte ich darum gegeben, mich von Thomas küssen zu lassen.
    In einem größeren Häuserkomplex verschafften wir uns irgendwie Einlass. Leise waren wir durch das Treppenhaus geschlichen und suchten nach der geeigneten Stelle, an der man mehrere Knaller entzünden konnte. Ich hatte unglaubliche Angst , erwischt zu werden, aber deshalb zitterte mein Körper nicht. Ich war erregt und konnte mit diesem Gefühl gar nicht so viel anfangen. In dieser Form hatte ich es noch nie erlebt.
    Plötzlich hatte ich den Anschluss verloren und war allein. Ich sah mich um. Es war dunkel und kein Mensch zu sehen oder zu hören. Gerade, als ich mich entschloss das Treppenhaus zu verlassen, schlangen sich zwei Arme um mich. Ich erschrak und drehte mich um. Thomas grinste mich breit an.
    „Wo hast du gesteckt? Ich hab dich gesucht“, sagte er.
    Das allein wäre genug gewesen, um Wochen, wenn nicht Monate zu überstehen und von ihm zu träumen. Bevor ich etwas hatte sagen

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