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Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Donohue
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Kind gedrängt, denn ihr Geist ist darüber noch immer bitter und böse. Womöglich liegt der Fehl tiefer, dass ich sie aus ihrer Familie genommen und eine Konvertitin zum Glauben gebracht habe. Sie sind begeisterte Anhänger des Papismus und papistischer Phantasien, und vielfach äußert sie, unglücklich zu sein, und andere seltsame, unerhört abergläubige Dinge. Oft frage ich, ob sie aufrichtig glaubt oder nur aus Pflicht mir und der bequemen Ehe gegenüber so spricht. Zu fragen ist, wäre sie nach wie vor glücklicher, hätte sie nicht ja gesagt, wenn ich nicht darauf gedrängt hätte? Ich fürchte, dass sie niemals mehr wieder gesund wird.
    Er blätterte zum nächsten roten Lesezeichen und las weiter:
    4. Dez. 1691
    Kam heute Abend nach Hause und erspähte durch das Fenster die Dienerin Tituba und daneben vier andere, die Parris-Tochter, ihre Cousine und zwei ältere Mädchen, etwa im Alter meiner Frau, um den Tisch herum. Eine hatte ein rundes grünes Glas mitgebracht und es auf einen Brief gelegt und rieb nun mit dem Glas darüber und hielt es gegen das Licht des Feuers und bat Alice, sie möge hineinschauen, anscheinend ein Zauber, mit dem sich die Zukunft weissagen lässt. Als ich meine Gegenwart kundtat, versteckten sie rasch ihre wahrsagerischen Talismane. Zog mich in bitterer Qual zurück. Alice kam spät ins Bett.
    25. Dez. 1691
    Der Weihnachtstag der Heiden. Mich dünkt, sie verzehrt sich nach ihrem Zuhause in Casco Bay und nach solch papistischem, katholischem Feiern wie Liedersingen von Tür zu Tür, doch bei unseren Nachbarn zu betteln, ist bestimmt das Zeichen des Teufels. Bei der Schriftlesung mit Schulmeister Noyes beweinte Alice, dass die Geburt unseres Herrn nicht in Versen gelesen wurde, und irgendwelche Kämpfe sind in ihrer Seele im Gange. Ich bin sehr verärgert über das ständige Zugegensein der Mädchen in unserem Haus oder darüber, Alice im Hause der Parris zu finden. Etwas Sündhaftes ist in der Luft.
    Zu wildem, gutturalem Grunzen schwenkte Alice die Arme und gab dem alten Mann Zeichen, er möge aufhören. Obwohl ihn die anderen roten Lesezeichen, die in dem Tagebuch steckten, lockten, fügte er sich ihrem Wunsch und schlug das Buch zu, ließ aber seinen Finger zwischen den Buchseiten, um die Stelle wiederzufinden. Alice, die zwei weitere Blätter aus ihrem Archiv heraussuchte, händigte je eines den beiden Frauen aus. Sie erkannten sofort ihre Rolle, und Jane, die einem Salemer Mädchen ihre Stimme lieh, begann.
    Dorf Salem
14. Feb. 1692
    Geliebte Schwester,
    vieles ist geschehen, seit ich dir zuletzt am Weihnachtstag schrieb. Die Indianerfrau Tituba hat mir gezeigt, was aus meinem lieben Kind geworden ist. Sie nahm ein grünes Glas und bedeckte damit eine Haarlocke, die ich von ihm aufbewahrt hatte, und als sie hindurchsah, konnte sie weissagen, dass das Baby mit unserem Vater und unseren beiden Brüdern im Himmel ist, obgleich ich es nicht getauft habe. Mein Leid milderte sich bei diesem Zeichen, und ich kümmere mich nicht darum, welche Künste beschworen wurden, denn sie hat die Trauer besänftigt, und sie ist bekannt dafür, die Krankheit derjenigen zu heilen, die von Traurigkeit besessen sind.
    Die kleine Betty Parris, von der ich dir geschrieben habe, ist seit kurzem von ei ner merkwürdigen Krankheit befallen, welche sich auf ihre Cousine Abigail übertrug, die mit ihr im Pastorenhaus lebt. Die Mädchen werden grundlos und ohne dass ein Mittel dagegen hülfe, von Schmerzen heimgesucht, Unruhe in der Nacht und Ängste, die am Tag über sie kommen. Der Arzt ist gekommen und sagt, sie seien unter einer bösen Hand, und manche sagen, sie seien VERHEXT . Tituba ließ sie ein wenig von ihrem Urin aufbewahren und mischte ihn mit Roggenmehl und einem Hühnerei und buk das Ganze über einem Feuer, um daraus einen Hexenkuchen zuzubereiten, um zu prüfen, ob auf diese Weise das Gift in den Mädchen sich in ihrem Hündchen Nick zeigen würde, und tatsächlich verschlang er den Kuchen mit zwei Bissen, und es wurde beobachtet, ob er Anzeichen der Teufelsplage zeige. Aber, Schwester, er starb nicht, ebenso wenig jaulte er vor Schmerz und zeigte keinerlei Anzeichen, so als würde er jeden Morgen mit so einem Hexenkuchen das Fasten brechen. Als die Ältesten des Dorfes davon erfuhren, sorgten sie dafür, dass erst einmal die Indianerin, der viele ihresglei chen seit langem nachsagen, sie sei eine wunderliche Frau, angeklagt wurde, und auch die Mädchen begannen sich zu beklagen, Tituba

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