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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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beim Schopf packen und etwas Schlaf nachholen.
    Magenta erwartete sie auf dem Bahnsteig.
    »Schätzchen! Du brauchtest doch nicht herzukommen!
    Ich hätte einfach ein Taxi nehmen können. Oder sogar die U-Bahn ...«
    »Süße, du bist lange nicht in London gewesen, oder? Du kennst dich mit der Northern Line ja gar nicht mehr aus. Und warum hast du nicht angerufen?«
    Ungeachtet Theas Protesten und Entschuldigungen, verfrachtete Magenta sie in ein Taxi. Beide Frauen ließen sich in die bequemen Ledersitze sinken.
    »Also«, sagte Magenta, »willst du dich ausschließlich darauf konzentrieren, diesen Rory aufzuspüren, oder möchtest du auch ein paar Kunstwerke sehen? Du hattest ja nicht viel Zeit, um dich auf dieses Galerieprojekt vorzubereiten. Vielleicht solltest du dir mal anschauen, was andere Leute daraus machen.«
    Der Gedanke war verführerisch. Thea musste Rory zwar unbedingt finden, doch es wäre verrückt, all ihre Zeit darauf zu verschwenden, in Londons heißesten Kunstgalerien nur nach diesem undankbaren Kerl zu suchen. Es wäre viel besser, sich etwas mehr Zeit zu nehmen und sich auch ein paar Bilder anzusehen.
    »Ich sag dir was«, bemerkte Magenta, während sie in ihrer Börse nach Kleingeld suchte. »Wir machen keinen Besuch, der völlig nutzlos ist, aber ich schleppe dich in ein paar aufstrebende Galerien, die wirklich wichtig sind, selbst wenn es unwahrscheinlich ist, dass wir ihn dort finden.«
    Es schien am einfachsten zu sein, Magenta die Verantwortung zu überlassen. Was hatte sie an sich, fragte sich Thea, das in anderen den Wunsch weckte, sie und ihr Leben zu organisieren? Molly, Magenta, Petal - sie versuchten es alle drei ständig. »Gut.«
    »Ich bin froh, dass dir das recht ist. Ich habe einen fabelhaften Plan. Er wird dich aus den Socken hauen. Hast du bequeme Schuhe an?«
    Im Nu hatte Thea Petals ausrangierte Turnschuhe angezogen, sich das Haar gebürstet und einen halben Liter Limonade getrunken. Keine halbe Stunde später saßen sie im nächsten Taxi. Als sie wegen der Kosten protestierte und erklärte, im Moment von Geld zu leben, das ihr nicht gehörte, wollte Magenta nichts davon hören.
    »Ich bin geschäftlich unterwegs. Ich werde die Fahrtkosten von der Steuer absetzen.«
    »In welchen Geschäften bist du unterwegs, Magenta?«
    »Darin, dir einen Crashkurs in zeitgenössischer Kunst zu geben. Was sonst?« Offensichtlich kannte sie sich in der Londoner Kunstszene sehr gut aus. Sie wusste, welche Ausstellungen neu eröffnet hatten, welche Galerien im Kommen waren, und sie schien alle wichtigen Leute der Szene persönlich zu kennen.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass du auf diesem Gebiet so firm bist. Sonst hätte ich dich von dem Augenblick an angezapft, da ich die Idee hatte, eine eigene Galerie zu eröffnen.«
    »Du hast mir ja von deinen Plänen gar nichts erzählt. Bis zu deinem Anruf dachte ich, du würdest immer noch Studenten bemuttern.«
    »Ja, das stimmt ja auch.«
    »Und bist zu beschäftigt, um deine alten Freundinnen auf dem Laufenden zu halten. Aber in gewisser Weise ist es auch ganz gut so. Es hätte vielleicht deine Zuversicht zerstört, wenn du zu viel darüber gewusst hättest, und möglicherweise hätte es auch verhindert, dass du eigene Ideen entwickelst. Ich wäre wahrscheinlich zu dir gekommen und hätte die ganze Chose übernommen.«
    »Obwohl du die Provinz hasst?«
    »Oh. Ja. Das hatte ich ganz vergessen.«
    Thea wurde wieder ernst und fragte: »Aber einmal angenommen, meine Ideen wären gar nicht so originell? Am Anfang hatte ich nichts als ein wunderbares Ladenlokal und Rory. Jetzt ist er auf und davon, und ich habe nur noch viele weiße Wände und ein paar abgeschliffene Böden.«
    »Unfug! Hast du dein Portfolio mitgebracht?«
    »Wenn du damit den Ordner mit meiner Ausbeute von den Abschlussausstellungen meinst - Kunstpostkarten, Broschüren und ein dubioses Video - und die Dias von Rorys Bildern, die ich dir gezeigt habe, dann ja. Allerdings habe ich es in deiner Wohnung liegen lassen.«
    »Gut. Du kannst es morgen einem Freund von mir zeigen. Wenn er es gut findet, weißt du, dass es okay ist.«
    Thea blickte auf ihre Füße hinab und musterte Petals Turnschuhe. »Ich hatte geglaubt, ebenfalls so einen Freund zu haben.«
    »Aber er ist jetzt nicht mehr dein Freund?«
    Obwohl Thea darauf geachtet hatte, dass Magenta ihr nicht ins Gesicht sehen konnte, musste ihre Stimme sie irgendwie verraten haben. »Also, vermutlich ist er immer noch mein Freund.

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