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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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zitternde Kind hielt, hätte am liebsten geweint. Sie war so sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen, dass sie nicht einmal gemerkt hatte, dass Toby ihnen nachgejagt war. Es hätte alles Mögliche passieren können: Er hätte auf die Straße gestoßen oder sogar entführt werden können.
    »Ich bin eigentlich nicht weggerannt, ich wollte nur mit Rory sprechen, aber es muss wohl so gewirkt haben.« Es hatte sich auch so angefühlt: weg von Veronicas aufdringlichem Duft, ihrem Glanz und der eleganten Galerie, die allen Mühen, die sie in den letzten beiden Monaten auf sich genommen hatte, zu spotten schien.
    »Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe! Dad wäre sehr böse gewesen, wenn du dich verirrt hättest oder so was.«
    Thea richtete sich wieder auf, ließ aber Tobys Hand nicht los. Sie glaubte nicht, dass sich Ben auch nur im Geringsten dafür interessierte - wenn er sie so betrügen konnte, wie er es getan hatte, warum sollte er sich dann darum sorgen, ob sie einige falsche Abzweigungen nahm und irgendwo im Nichts landete? »Na ja, ich habe mich ja nicht verirrt, also keine Sorge. So, und wie kommen wir zurück zur Galerie?«
    Rory zuckte die Schultern. Es regnete immer noch in Strömen, und sie zitterten jetzt alle drei.
    »Wie müssen wir gehen, Toby?«, wollte Rory wissen. »Du lebst ja in London.«
    »Ich wohne aber nicht in Knightsbridge«, erwiderte Toby.
    »Das glaube ich einfach nicht!«, murmelte Thea. »Wir sind nur ein paar Augenblicke unterwegs gewesen. Wir können uns doch nicht so weit von der Galerie entfernt haben, dass wir den Rückweg nicht mehr finden.«
    »Du bist in einem höllischen Tempo gelaufen, Thea.«
    »Dann haben wir uns also doch verlaufen?«, fragte Toby, nachdem sie alle drei in beiden Richtungen nach irgendetwas Ausschau gehalten hatten, das ihnen bekannt vorkam.
    »Jedenfalls scheint es so.« Sie seufzte. »Na ja, macht nichts. Wir nehmen uns ein Taxi zur Galerie. Es ist nicht wirklich ein Problem. Wenn wir bis zu der Kreuzung gehen, finden wir vielleicht schneller eins.«
    »Es ist immer schwierig, ein Taxi zu bekommen, wenn es regnet«, erklärte Toby, nachdem er vergeblich einige Minuten nach einem orangefarbenen Licht auf einem der zahlreichen Taxis Ausschau gehalten hatte, die schnell an ihnen vorbeifuhren.
    »Wir könnten auch zur U-Bahn-Station gehen«, schlug Rory vor. »Jedenfalls stehen wir dort trocken, und die U-Bahn-Station Knightsbridge ist ganz in der Nähe der Galerie. Von dort aus kenne ich den Weg.«
    »Gut, dann bring du uns zur nächsten U-Bahn-Station.«
    Der Weg bis zur Station South Kensington schien mehrere Meilen weit zu sein - wahrscheinlich, weil sie so lange danach suchen mussten. In ihrer Londoner Zeit hatte Thea immer einen halb zerfetzten Stadtplan dabeigehabt. Er existierte längst nicht mehr, und weil sie hauptsächlich mit Magenta zusammen unterwegs war, die über einen perfekten Orientierungssinn verfügte, hatte sie sich keinen neuen zugelegt. Jetzt fühlte sie sich ohne diese Hilfe unglaublich unsicher.
    Während sie sich zu den hunderten von Menschen gesellten, die ebenfalls auf die U-Bahn warteten, fiel Thea mit einiger Verspätung etwas ein. »Ich denke, wir sollten in der Galerie anrufen und Bescheid geben, dass Toby bei uns ist. Seine Mutter wird schon ganz außer sich sein. Hast du ein Handy dabei, Rory?«
    »Nein. Du denn nicht?«
    Sie biss sich auf die Lippen. »Nein. Ich habe es zu Hause liegen lassen. Es war so eine Hetze vor der Abfahrt nach London.«
    »Warum bist du eigentlich nach London gekommen?«
    »Was würdest du denn vermuten?«, zischte sie und klammerte sich an Tobys Hand wie an eine Rettungsleine. »Und jetzt können wir noch nicht einmal darüber reden!« Schließlich kam ein U-Bahn-Zug, in den sie sich noch hineindrängten. Ebenfalls zu spät fiel Thea ein, dass jetzt der Berufsverkehr seinen Höhepunkt erreichte und dass die Bahn so voll bleiben würde. Sie spürte, dass Tobys Hand in ihrer schwitzte, aber sie ließ sie nicht los. Es war ihre Schuld, dass er weggelaufen war, und sie durfte nichts riskieren, dass das noch einmal geschah.
    Als sie wieder ans Tageslicht kamen, regnete es immer noch, und die Wärme, die in der U-Bahn geherrscht hatte, war schnell verflogen. »Gut, Rory, wir verlassen uns auf dich. Wo geht es lang?«
    Rory brachte sie zwar schnell zur Galerie zurück, aber als sie dort ankamen, war die Eingangstür verschlossen.
    Ungläubig und enttäuscht rüttelte Thea an der Tür.

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