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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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einzutauchen und dann zu verschwinden, vergessen. Sie konnte genauso gut in der Wanne bleiben, bis ihre Kleider trocken waren.
    Nachdem die Hitze ihr in jede kalte Zelle und Pore gedrungen war, wusch sie sich die Haare - mit Bens Kräutershampoo, das teuer und leicht medizinisch roch. Sie setzte sich etwas auf und sah sich in Bens Bad um. Die Erkenntnis, dass er sie schlimmer verraten hatte als damals Conrad, hatte ihre Neugier nicht geschmälert.
    Es war ein sehr männliches Bad, mit schwarz-weißen Bodenfliesen, strahlend weißer Badeinrichtung, weißen Paneelen und einem kleinen Spiegel. Außerdem war es extrem ordentlich. Nirgendwo entdeckte sie achtlos stehen gelassene Flaschen von Shampoo, Pflegespülung oder Bodylotion auf den Simsen. Kein Ladyshave, an dem noch einige Haare klebten, keine rissig gewordene Seife, keine einzige zerbröselte Badekugel.
    Man musste vielleicht den Spiegel doppelt so groß wählen und mit einer großen, auffälligen Muschel dekorieren und das Bad dann vielleicht noch mit ein paar echten Schwämmen oder großen Kieselsteinen schmücken, mit irgendetwas, das das Ganze etwas aufheiterte, ohne es zu feminin wirken zu lassen. Auch ein paar große eckige Flaschen wären nicht schlecht gewesen.
    Thea seufzte. Sie konnte sich selbst ziemlich überzeugend einreden, dass ihr eigenes Bad Petals und der anderen Studenten wegen immer voller Krimskrams stand, aber dem war eigentlich nicht so. Sie war ein Mensch mit Krimskrams und Schmuddelecken, und Ben war es nicht. Selbst wenn sein Verrat sie sehr viel tiefer verletzte, als es Conrads damals vermocht hatte, und selbst wenn er der freundliche, attraktive Mann war, für den sie ihn einst gehalten hatte, waren sie beide füreinander nicht die richtigen Partner. Sie würden einander zum Wahnsinn treiben.
    Von Kopf bis Fuß in Frottee eingehüllt - in Bens Bademantel und das Handtuch, das er ihr gegeben hatte -, ging Thea hinunter und fand den Weg in die Küche. Sie war zuvor in Bens spartanischem Schlafzimmer gewesen und hatte von dort aus Magenta angerufen und auf Touren gebracht. Bei alldem war Thea, so fand sie, bemerkenswert ruhig geblieben.
    Jetzt aber war ihre Ruhe dahin, und sie kam sich ziemlich dumm vor. Sie hatte in Bens Bad nichts finden können, was mit einer Feuchtigkeitscreme auch nur entfernte Ähnlichkeit gehabt hätte. Ihre Gesichtshaut fühlte sich gespannt an. Wahrscheinlich glänzte sie auch. Ohne wenigstens ein klein wenig Make-up, um diese Wirkung des Bads auszugleichen, sah sie wahrscheinlich so aus wie das Opfer eines Sonnenbrandes. Aber was machte es schon, wenn sie zum Fürchten aussah? Sie brauchte ja nur noch ihre Kleider.
    Toby saß allein an einem Kiefernholztisch und aß Nudeln. Sein Kindermädchen, dessen Name Thea sich nicht gemerkt hatte, lehnte an der gleichermaßen blitzblanken und abgeräumten Arbeitsfläche und trank ein Glas Wein. Von Ben oder Rory keine Spur.
    »Oh, hallo«, grüßte Thea.
    Toby blickte auf und grinste. Das Kindermädchen löste sich von der Arbeitsfläche und fragte: »Möchten Sie vielleicht ein Glas Wein? Ben wird jeden Augenblick zurück sein, aber ich muss jetzt nach Hause. Sie können gern ein Glas trinken, solange Sie warten.«
    »Wissen Sie, ob meine Sachen schon trocken sind?« Thea nahm das Glas mit kaltem Weißwein dankend an.
    »Fast, glaube ich. Aber da Sie jetzt da sind, mache ich mich davon. Das ist doch okay, oder nicht, Toby?«
    »Klar«, antwortete Toby mit vollem Mund.
    Thea nippte an dem Wein. Sie fand es nicht okay. Wenn das Kindermädchen nicht mehr da war, konnte sie sich nicht einfach anziehen und sich aus dem Haus stehlen, wie sie es geplant hatte. Sie würde bei Toby bleiben müssen. Schließlich konnte sie ihn nicht ohne Aufsicht lassen. Und es war höchst ärgerlich, dass sie Rory wieder aus den Augen verloren hatte. Vielleicht war es aber auch gut so. Wenn sie ihn verführen musste, damit er seine Bilder bei ihr ausstellte, dann wäre sie dafür auch gern passend angezogen. In Bens Bademantel sah sie aus wie das Michelin-Männchen.
    »Bevor Sie gehen - wo ist der Trockner?« Wenn sie die Nanny noch ein wenig aufhielt, war Ben vielleicht zurück, und Thea konnte verschwinden, während sie sich bei ihm abmeldete.
    »Oh, der steht hier im Hauswirtschaftsraum. Sie brauchen nur die Luke zu öffnen, dann unterbricht er das Programm, und Sie können sich Ihre Sachen herausholen«, erklärte das Mädchen unbeschwert. Es konnte ja nicht wissen, wie sehr Thea darauf

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