Sommernachtsgeflüster
behaupten.«
Die Rückfahrt mit dem Zug nach Cheltenham war deprimierend. Thea würde Molly erklären müssen, dass ihre Mission gescheitert war. Rory hatte ihr nicht versprochen, seine Meinung zu ändern und bei ihr auszustellen. Er hatte noch nicht einmal versprochen, darüber nachzudenken. Er hatte abgelehnt. Die einzige gute Neuigkeit war, dass Edward Grampian ernsthaft erwog, ihr einen Job zu geben, der sich mit ihren Galerieplänen vertrug. Sie würde viel zu tun haben - sie sollte im ganzen Land nach Arbeiten suchen, auf die er sonst nicht aufmerksam werden würde. Er wollte vielleicht sogar Künstlern, die vorher bei ihr ausgestellt hatten, Ausstellungen in seiner Londoner Galerie anbieten.
Das, so hoffte sie, würde ausreichen, um Molly nicht allzu sehr in Niedergeschlagenheit versinken zu lassen. Thea selbst sah inzwischen keinen Sinn mehr darin, mit Rory zu hadern. Sie musste weitermachen und sich auf die Ausstellung mit den Absolventen der Kunstakademien konzentrieren.
Sie beschloss, Molly von Bens Anteil an alldem nichts zu erzählen. Es wäre ihr gegenüber nicht fair gewesen - es war nicht Mollys Schuld, aber als seine Verwandte würde sie ein schlechtes Gewissen deswegen haben, oder, schlimmer noch, sie würde sich vermutlich verpflichtet fühlen, zu ihm zu halten und zu erklären, dass sein Vorgehen nur »zu Theas Bestem« gewesen sei.
Zu ihrer Überraschung wartete Molly mit Petal auf dem Bahnsteig, als der Zug einfuhr.
»Hallo, ihr beiden!« Sie stieg mit ihrem leichten Gepäck aus dem Wagon. »Wie nett von euch, mich abzuholen! Das erspart mir ein Taxi.« Sie küsste Molly und wollte gerade Petal küssen, als sie den Gesichtsausdruck der beiden registrierte. »Was ist los? Es sind doch nicht die Welpen, oder? Oder Lara? Oh nein, sagt es mir nicht! Das könnte ich nicht ertragen. Es ist doch nicht der Kleine, der, den ich immer gefüttert habe?« Deswegen ist also Petal in den Semesterferien hier, dachte sie besorgt. Damit ich nicht allein im Haus bin.
»Den Hunden geht es gut«, versicherte Molly. »Zumindest ging es ihnen gut, als ich vor einer halben Stunde deine Schlüssel abgeholt habe.«
Also war noch nicht alles verloren. »Dann muss etwas mit der Galerie sein. Eine Überschwemmung? Mein Gott, kein Feuer! Nicht Rorys Bilder!«
»Thea!«, erwiderte Molly ärgerlich. »Was ist in dich gefahren? Warum malst du dir all diese Katastrophen aus?«
»Weil ihr beiden Gesichter zieht, als wäre der Dritte Weltkrieg ausgebrochen. Was ist denn sonst passiert?«
»Ben hat angerufen und uns alles erzählt«, verkündete Petal.
»Was?« Was »alles« konnte Ben ihnen denn erzählt haben?
»Wir können hier nicht darüber reden«, erklärte Molly. »Lasst uns zu Thea fahren. Es gibt eine Menge zu besprechen. Obwohl ich zugeben muss, dass es sehr enttäuschend ist.«
»Dem kann ich nur zustimmen«, murmelte Thea. »Setz du dich nach hinten, Petal. Ich habe so viel Zeug dabei.«
»Das könntest du in den Kofferraum stecken«, schlug Petal vor, die am liebsten vorn saß.
»Ach, steigt einfach ein, alle beide«, meinte Molly kurz angebunden.
Ihr Haus war viel aufgeräumter und sauberer, als Thea es verlassen hatte - trotz der Putzaktion unmittelbar vor ihrer Abfahrt. Im Flur roch es nach Politur und Raumspray, und der Boden glänzte, wie sie ihn noch nie hatte glänzen sehen. Selbst die Küche war überraschend aufgeräumt. Die Zeitungen auf dem Boden waren benutzt, aber die Welpen hatten sie nicht spielerisch zerrissen.
Thea begrüßte erst den Kleinen und stellte dann einen Kessel mit Wasser auf. »Was hat Ben denn gesagt, dass ihr beide so traurig aus der Wäsche guckt?« Während sie mit der einen Hand den Welpen streichelte, hielt sie mit der anderen den Kessel unter den Wasserhahn. Sie wünschte, sie wäre allein gewesen, hätte in Ruhe eine Tasse Tee trinken, nach den Hunden schauen und sich einen Plan zurechtlegen können.
»Er hat uns erzählt, dass Rory definitiv nicht bei uns ausstellen wird«, antwortete Petal. »Weil Veronica - das ist Bens Frau - wirklich wunderbare Ausstellungsräume für Rory auf getan hat.«
»Nun, das wusste ich bereits.« Sie setzte den Kleinen ab, sodass sie die Hände frei hatte für Tassen und Teebeutel.
»Aber du scheinst nicht zu verstehen, was das bedeutet«, bemerkte Molly und setzte sich.
»Sonst würdest du es nicht so gelassen hinnehmen«, unterbrach Petal sie. »Es war alles nur Zeitverschwendung. Ich kann genauso gut wieder nach Hause
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