Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
Vom Netzwerk:
Libido auslöste. Thea hatte fast vergessen, dass sie so etwas wie eine Libido überhaupt noch besaß, so lange war es her, seit sie sich solche Gefühle gestattet hatte. »Okay«, gab sie schließlich nach, »Sie zuerst. Aber wenn es nicht sehr aufregend ist, behalte ich mir das Recht vor, mich zu verdünnisieren.«
    Er blickte sie fragend an. »Zu verdünnisieren?«
    »Mich dünne zu machen, Leine zu ziehen, abzuhauen. Nach Hause zu gehen. Oder in meinem Fall: zurück ins Hotel.«
    »Diesen furchtbaren Ausdruck haben Sie vermutlich von einem Ihrer studentischen Mieter aufgeschnappt.«
    »Korrekt. Also - ich höre.«
    Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012

Kapitel 3
 
    E r bestand darauf, Cognac für sie beide zu bestellen, bevor er zu sprechen anfing. Erst als der Cognac serviert worden war und Rory einen guten Schluck genommen hatte, erzählte er. »Also, ich war an der Kunstakademie eine Art Senkrechtstarter. Ich bin sehr jung an die Akademie gekommen, habe mir selbst das Zeichnen beigebracht und mich zuerst an die vorherrschende Richtung gehalten. Damals wurde alles Gegenständliche als wertlos angesehen. Nur abstrakte oder konzeptuelle Kunst galt etwas. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Ich besuche hier einen Kurs in moderner Kunstgeschichte. Der Name Tracy Emin ist mir bekannt.«
    »Tut mir Leid, hatte ich vergessen. Wo ich herkomme, halten die Leute ein ungemachtes Bett meistens einfach für ein ungemachtes Bett.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Also, ich machte den konzeptuellen Mist mit, die Mülleimer voller Tiere, die Opfer des Straßenverkehrs geworden waren, das Riesenaquarium mit amputierten Gliedern in Gelatine. Und ich malte abstrakt - große, kreiselnde Bälle von irgendetwas, die, wie ich behauptete, ›Zorn‹ oder ›Kummer‹ darstellten. Und ich verfasste Erklärungen darüber, warum ich tat, was ich tat, von denen einem schlecht werden konnte. Für die Ausstellung zum Studienabschluss malte ich dann, wonach mir der Sinn stand. Bilder und Zeichnungen von Dingen, die man erkennen konnte. Ich dachte, man würde mich in der Luft zerreißen, aber das kam erst später.«
    Er nahm noch einen Schluck Cognac. Thea spürte, dass die Wunden, die er ihr zeigen würde, noch nicht verheilt waren.
    »Meine Abschlussausstellung war ein fantastischer Erfolg. Ich wurde als kommende Größe gefeiert und lernte eine schöne Frau kennen, die mich dem Besitzer einer Galerie in der Cork Street vorstellte. So weit, so märchenhaft.«
    Er blickte Thea so unverwandt an, dass sie wohl richtig liegen musste, was seine Wunde und den Schmerz anging. »Sprechen Sie weiter«, bat sie sanft, aber zu neugierig, um ihn zu schonen.
    »Um eine sehr bedrückende Geschichte kurz zu machen: Mir wurde eine Ausstellung angeboten mit so viel Werberummel, wie ich wollte - mit weit mehr, als ich wollte -, und ich vermasselte sie. Ich war schon sternhagelvoll, bevor die Ausstellung auch nur eröffnet wurde, und trank, bis ich umfiel. Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass ich sämtliche wichtigen Kritiker beleidigt und einem Klatschkolumnisten sogar aufs Jackett gekotzt hatte.«
    »O Gott.«
    »Ja. Also machten diese Bastarde von Kritikern meine Arbeit nieder und schrieben, ich würde es nie zu etwas bringen und als Postkartenmaler enden.«
    Thea zuckte zusammen. »Und was haben Sie dann unternommen?«
    »Ich bin abgehauen und hab der Heimat den Rücken gekehrt. Bin etwas rumgereist und habe mich dann in Irland niedergelassen. Jetzt schlage ich mich durch, indem ich auf Bestellung Hunde und Pferde male. Manchmal auch Kinder. Die Hunde sind mir am liebsten. Aber bei den Ansichtskarten bin ich noch nicht angelangt.« Thea konnte hinter seinen Worten den Scherz spüren. Sie legte ihm mitfühlend eine Hand auf den Arm.
    »Es hätte mir nichts ausgemacht, wenn sie herumposaunt hätten, ich sei ein versoffenes Schwein, denn das traf ja schließlich zu. Aber meine Bilder hatten diesen Leuten ganz gut gefallen, bevor ich mich betrank. Meine Arbeiten wurden keine anderen, nur weil ich ein paar Gläser zu viel intus hatte - gut, eine ganze Menge zu viel. So, und was ist mit Ihnen?«
    Sie kicherte leise. »Ich fürchte, meiner Geschichte fehlt ebenfalls das Happy End.«
    »O Gott, dann brauchen Sie noch einen Drink.«
    Sie schüttelte den Kopf. »So schlimm ist es nicht, obwohl es auch nicht viel heiterer ist. Ich war Fotografin, wurde gerade bekannt und bekam genug Aufträge, um meine Hypotheken zu bezahlen und einen

Weitere Kostenlose Bücher