Sommernachtsgeflüster
hätte«, murmelte sie, während sie die alten Bettlaken und Bezüge von Bens verstorbenem Onkel durchsah. Nichts davon war in besonders guter Verfassung, und das meiste wäre für Lara gut geeignet gewesen. Thea bereute langsam, dass sie das gelbe Laken geopfert hatte. Petal hätte zwar auch darüber gemurrt, aber es hätte doch ihr Bett bedeckt. Jetzt lag es unter sechs kleinen, fleißig saugenden Welpen.
»Ach, wie süß!«, rief Petal, die jetzt die Welpen entdeckt hatte. »Sind sie nicht hinreißend?«
Lara knurrte und wedelte gleichzeitig mit dem Schwanz.
Sie war sehr stolz auf ihre Brut, wollte sie aber auch beschützen.
Molly warf ebenfalls einen Blick über die Rückenlehne des Sofas. Ihre fröhliche Unbekümmertheit schwand dahin, Müdigkeit und Alkohol setzten ihr langsam zu. »Sie sehen ein bisschen aus wie Ratten, und es sind so viele.«
»Es sind sechs«, erklärte Ben. »Das ist keineswegs viel für eine große Rasse. Sie können viel mehr haben - bis zu einem Dutzend sicher.«
Molly stöhnte. »Ich habe Kopfschmerzen. Ich glaube, ich habe zu viel getrunken.«
Thea hatte die Wärmeflasche aus Tobys Bett stibitzt und sie Molly gegeben. Und sie hatte es geschafft, gerade so viel Bettwäsche und Decken für die beiden Betten im hinteren Schlafzimmer zu finden, dass man darin schlafen konnte. Ungeachtet aller Beschwerden, trieb sie Molly und Petal in das Schlafzimmer und erklärte, bevor sie die Tür schloss, in bestimmtem Ton: »Nein, es gibt um diese Zeit kein heißes Wasser. Ihr müsst euch morgen früh waschen.« In Wahrheit hatte sie keine Ahnung, ob es noch heißes Wasser gab oder nicht, aber sie war fest entschlossen, nicht zuzulassen, dass Molly und Petal zu dieser nachtschlafenden Zeit einen Kampf ums Badezimmer begannen. Denn dann würde niemand sonst auch nur die geringste Chance haben, es vor Weihnachten wieder zu benutzen.
Es blieb also Ben. Während Thea die verschlissenen Decken und fadenscheinigen, der Länge nach aufgetrennten und von außen nach innen wieder zusammengenähten Laken durchsah, räumte er, so gut es ging, das Wohnzimmer auf und versorgte das Feuer, damit es die Nacht durchbrannte. Widerspruchslos nahm er die Anweisung hin, das andere Bett in Tobys Zimmer zu benutzen. Es war nun unverkennbar, wie müde er war - die lange Fahrt, dann Laras Wurf und weitere Lasten, die Thea nur vermuten konnte, all das war den dunklen Schatten unter seinen Augen abzulesen. Selbst sein Haar wirkte ermattet und fiel ihm in die Stirn, als besäße es keine Energie mehr, um weiter in Form zu bleiben.
Als sie allein im Wohnzimmer zurückgeblieben war, musste Thea sich endlich der misslichen Tatsache stellen, dass es für sie kein Bett mehr gab, es sei denn, sie teilte sich eins mit Rory. Selbst das Sofa war nicht mehr nutzbar, da seine Polster anderweitig verwendet worden waren. »Also bleibt nur noch das Bad«, sagte sie zu Lara, die ihr nicht zuhörte. »Aber nur mit allem Bettzeug, das ich noch aufstöbern kann.«
Als Erstes schlich sie sich auf Zehenspitzen in Rorys Schlafzimmer, um zu sehen, was sie dort beschlagnahmen konnte. Sein großes und bequemes Bett war sehr verführerisch - bis auf den Umstand, dass Rory darin lag. Ben, so machte sie sich traurig bewusst, würde das Bett mit einer Frau teilen können und sie nicht anrühren. Rory dagegen würde sich auf sie stürzen, sobald ihr Kopf das Kissen berührte. Thea fand schließlich auf einem Stuhl unter einem Stapel Kleider eine alte Pferdedecke. Diese klemmte sie sich unter den Arm. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und zog dem schnarchenden Rory das Kissen unter dem Kopf weg. Mit dieser Beute schlich sie wieder aus dem Zimmer.
Ein weiterer glücklicher Fund waren ein paar alte Samtvorhänge ganz unten im Trockenschrank. Sie rochen nach Mottenpulver und Staub, waren aber schön dick. Dann entdeckte sie noch ein doppeltes Laken, das fast neu und frisch gereinigt war - wahrscheinlich von Susan voller Hingabe gebügelt. Der liebe Rory - würde er sein Laken nicht gern für einen guten Zweck zur Verfügung stellen?
Thea spürte plötzlich ihre Erschöpfung. Sie holte einfach alles noch vorhandene Bettzeug hervor, darunter auch eine nicht mehr dichte Daunendecke, und schleppte es ins Bad.
Das Badezimmer war nicht besonders anheimelnd. Sein gelber Anstrich verblasste bereits, und in der Wanne zog sich von einem der Einläufe eine braune Verfärbung nach unten. Vor Müdigkeit zitternd, schüttelte Thea die Vorhänge aus, bevor
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