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Sommernachtsschrei

Sommernachtsschrei

Titel: Sommernachtsschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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doof.
    »Die Fling hatten noch nie so gute Texte.« Wie er das sagte, einfach so, dabei war er einer der bestaussehenden Jungs und intelligent – andere hätten nie so was gesagt.
    »Ach so, ja.« Dann war es also nur das? »Und?« Es fiel mir schwer, so abweisend zu ihm zu sein. Wenn er nur wüsste, wie sehr ich gegen meine Gefühle ankämpfte.
    »Und…« Er zögerte, sah mich mit seinen dunklen Augen an, dass mir ganz flau im Magen wurde. »Und… dass ich mich gern mal mit dir treffen würde.«
    »Okay«, sagte ich und setzte ein Lächeln auf, das fröhlich und unverbindlich aussehen sollte.
    »Okay.« Er nickte, lachte aber nicht, sondern sah mir so tief in die Augen, dass ich schlucken musste und anfing zu stammeln. »Dann… dann… ja… und wann…? Ich meine… äh… du weißt ja… ich hab unheimlich viel zu tun und jetzt vor der Party sowieso…«
    »Dann sehen wir uns auf der Party, okay?«
    Ich zuckte die Schultern, wollte gleichgültig rüberkommen, aber meine Schultern fühlten sich furchtbar steif an, als ich sie hochzog, und ich hatte das Gefühl, jemand hätte mich an einem Kleiderbügel aufgehängt. »Ja, bis zur Party!«, brachte ich dann noch zustande.
    Er lächelte und nickte und dann drehte er sich um. Er. Nicht ich. Ich starrte ihm nach, unfähig, mich zu rühren.
    »He…!« Vivian stand plötzlich vor mir. Ich hatte sie überhaupt nicht bemerkt. »Oh… Mister Wonderful!« Spöttisch zog sie die linke Augenbraue hoch. Mit dem räudigen Haarschnitt und den bunten, schrill kombinierten Klamotten sah sie ziemlich angriffslustig aus. »Hast du es etwa auf ihn abgesehen?«
    »Er ist ziemlich nett«, sagte ich. Oh Gott, wie das klang!
    »Das finden fast alle. Da bist du nicht die Einzige, Ziska. Übrigens gehören seinem Vater hier ziemlich viele Grundstücke. Und das Haus der Schneidbrenners ist fast so groß wie unsers.« Sie grinste mich wieder an und bemerkte: »Er spielt in einer anderen Liga, Ziska! Bis dann und üb schön!« Sie stapfte in ihren Boots in Richtung Ausgang davon.
    Üben! Übt ihr mal, wollte ich ihr nachrufen, aber ich brachte kein Wort heraus. Ich war wirklich sprachlos. Manchmal waren mir die Mädchen immer noch ein Rätsel. Wir verstanden uns zwar und sie hatten mich in der Zwischenzeit auch schon ein paarmal zu sich nach Hause eingeladen – wohingegen sie sich nie beschwerten, dass ich mich dafür noch nie revanchiert hatte! –, aber hin und wieder waren sie mir gegenüber doch noch ziemlich gemein. Wieso gönnten sie mir Maurice nicht? Sie hatten doch Ruben und Nils und wie hieß er noch? Til und Paul…
    Niedergeschlagen ging ich nach Hause.
    Meine Eltern wollten mich nicht zur Party gehen lassen.
    »Da wird getrunken, Liebes«, sagte meine Mutter und sah mich besorgt an. »Und du weißt, was letztes Mal…«
    Ja, klar wusste ich, was passiert war! Die Sache mit dem Auto würde ich mein ganzes Leben nicht mehr vergessen.
    »Da gibt’s doch keinen Alkohol…«, versuchte ich es, dabei stimmte es ja gar nicht.
    »Alkohol und Drogen!«, warf mein Vater ein.
    »Das ist doch eine Schulparty! Da wären doch gleich die Bullen da!«
    »Die Polizei kann dich verklagen, wenn du sie so nennst!«
    »Ach…« Wie mich mein Vater nervte. Immer hatte er Bedenken wegen irgendwelcher Gesetze und Verbote. Als habe er ständig einen Polizisten im Nacken, der ihn beim ersten Vergehen ins Gefängnis stecken würde.
    »Doch, Franziska. Und gerade du solltest sehr genau aufpassen mit dem, was du sagst. Du bist noch glimpflich davongekommen. Beim nächsten Mal wird das bestimmt nicht so sein.«
    Ich wollte nicht mehr an diese blöde Mutprobe erinnert werden! »Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Auf diesen Sommerpartys geht alles ganz harmlos zu. Und außerdem sind doch Lehrer dabei.« Nein, ich glaubte nicht, was ich sagte. Da hatte ich schon ganz andere Sachen gehört. Die Veranstaltung wurde zwar von der Schule organisiert, aber was dann ein wenig weiter abseits am Seeufer passierte, das folgte nicht mehr den Regeln der Lehrer.
    »Du gehst nicht«, sagte meine Mutter mit versteinerter Miene. Und mein Vater nickte.
    »Das meint ihr nicht ernst!«, brachte ich schließlich hervor. »Das könnt ihr nicht ernst meinen! Wollt ihr mich für immer einsperren, oder was?« Ich fing an zu toben.
    Zuerst versuchten mich meine Eltern durch Zureden zu beruhigen. Aber das half nichts. Dann stellten sie eine Bedingung: Ich müsste um zwölf zu Hause sein und dürfte keinen Tropfen Alkohol

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