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Sommernachtsschrei

Sommernachtsschrei

Titel: Sommernachtsschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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begeistert und ausgelassen. Ich merkte, wie ich von Minute zu Minute lockerer wurde, und am Ende fühlte ich mich so glücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben.
    Nach zwei Zugaben gingen wir dann von der Bühne. Schweißgebadet und ausgelassen. Wir fielen uns um den Hals und auch Leonie umarmte mich. »Du warst fantastisch«, sagte sie. »Ehrlich!« Ich strahlte und Leonie lächelte mich an.
    Kurz vor der Garderobe, einem Zimmer im Schulgebäude, fiel mir ein, dass ich meinen Glücksbringer, einen kleinen Teddy, auf der Bühne vergessen hatte, und ging noch mal zurück.
    Als ich mich bückte und ihn aufhob, sah ich in ein Gesicht. Maurice stand vor mir. Er war sonnengebräunt und seine dunklen Locken kamen dadurch noch mehr zur Geltung.
    »Hey…«, sagte er und lächelte mich mit seinen braunen Augen an. »Du warst super!«
    »Na ja, danke. Wir waren alle gut, oder?« Ich erhob mich, hüpfte von der Bühne und steckte meinen Teddy mit dem Brandfleck im Fell rasch in meine Hosentasche, was nicht so ganz funktionierte.
    »Schon, aber du warst super«, sagte er und warf einen kurzen Blick auf die abgegriffenen Schlappohren, die aus der Tasche hervorlugten.
    Ich konnte noch nie gut mit Komplimenten umgehen und so wurde ich nur rot, zuckte die Schultern und sagte: »Die anderen sind schon in der Garderobe.«
    »Ich will nicht zu den anderen«, sagte er einfach.
    »Nein?«, fragte ich überrascht und starrte auf eine langstielige Blume in seiner Hand. War die aus dem Schulgarten?
    »Nein, ich wollte… dir… der Song war… war… war echt gut.«
    »Danke.« Ich wusste nicht weiter. Dabei war ich so, so glücklich! Ich strahlte ihn an, ich konnte mir nicht helfen.
    Auch er sagte nichts. Dann endlich: »Sie hatten sonst nie so coole Texte.«
    Wieder wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ich merkte nur, wie mir ein Schauer nach dem anderen über den Körper jagte.
    »Du bist anders«, sagte er und erinnerte sich an die Blume, »die ist…«
    »Ach, da steckst du!« Leonies Stimme ließ mich herumfahren. »Hey Maurice!« Leonie schüttelte schwungvoll ihre Mähne. »Oh, das ist aber süß von dir!« Schon streckte sie die Hand nach der Blume aus, doch Maurice zog sie zurück.
    Leonie sah ihn irritiert an und zog die Stirn in Falten. Plötzlich begriff sie. Maurice reichte sie mir. Ich starrte auf die Blume, dann auf ihn, dann auf Leonie und meine Hand blieb auf halbem Weg in der Luft stecken.
    »Ich, äh…«, stammelte ich, »ich hab total vergessen, meine Mutter anzurufen, sie wollte, dass ich ihr sofort erzähle, wie es gewesen ist!« Ich versuchte, entschuldigend zu lächeln, drehte mich um und flüchtete mich in unser Umkleidezimmer. Zum Glück waren Maya und Vivian schon weg. »Kein eleganter Abgang, Franziska!«, murmelte ich. Ich ließ mich auf den Stuhl vor dem Spiegel fallen.
    In mir herrschte das reinste Chaos. Ich war völlig durcheinander. Verwirrt. Maurice interessiert sich für mich!, sang eine Stimme in mir, immer und immer wieder. Das hatte ich nie zu hoffen gewagt.
    Doch im nächsten Moment schüttelte ich den Kopf über mich selbst. Leonie war scharf auf ihn, das wusste ich. Die beiden hatten schon mal was miteinander. Selbst wenn Maurice mich gut fand, durfte ich es nicht zulassen, weil ich sonst Leonie als Freundin verlieren würde!
    Ich hob den Kopf und betrachtete mich im Spiegel. Meine Wangen waren gerötet und meine Augen glänzten. Kam das vom Auftritt – oder weil mir Maurice eine Blume schenken wollte? Was soll ich nur tun?, fragte ich mein Spiegelbild.
    Liebe braucht Mut… ging es mir durch den Kopf. Leicht gesagt, dachte ich und rief tatsächlich meine Mutter an. Immerhin hatte sie mitgefiebert, es war ja mein erster Auftritt gewesen.
    Als Leonie in die Garderobe kam, sagte sie nichts, ging nur stumm an mir vorbei zu dem Stuhl, auf dem ihre Jacke hing, und zog sie über.
    »Leonie«, fing ich an, dabei wusste ich gar nicht, was ich sagen sollte.
    »Was?«, fragte sie, ohne mich anzusehen.
    »Du kannst diese Blume gern haben…« Oh Gott, das wollte ich doch gar nicht sagen…
    Ihr Blick traf mich wie ein Dartpfeil. »Die Blume kannst du dir sonst wohin stecken!«, fauchte sie. »Denkst du, ich will diese blöde Blume haben! Sieht sowieso aus wie Unkraut!«
    »So hab ich das nicht gemeint… Leonie, wirklich, ich…«
    »So, und wie hast du es denn dann gemeint?«, fragte sie schnippisch.
    »Dass… dass ich mir nichts aus Maurice mache…« Warum sagte ich das? Warum log ich? Liebe

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