Sommernachtszauber (German Edition)
treffen können, hätte sie wohl so etwas wie: Einfach TOLL, was Sie alles so mit Flugzeugen anstellen können! Da wäre ich ja NIE drauf gekommen! , zu ihm gesagt.
Sie umarmten sich, denn sie hatten sich schon seit beinahe einer Woche nicht mehr gesehen, was ja nun wirklich eine Ewigkeit war. An der Schauspielschule sahen sie einander jeden Tag und waren unzertrennlich! Eine für zwei, zwei für eine.
»Warum hast du mir denn nichts von dem Vorsprechen hier erzählt?«, fragte Caroline.
»Ach, da gibt es nicht viel zu erzählen. Es ist ja noch nichts in trockenen Tüchern. Carlos war Assistent auf dem letzten Dreh meines Vaters. Da habe ich ihn kennengelernt und dann hat er vor einer Woche bei uns angerufen. Auch wenn die Sache hier natürlich Spitz auf Knopf steht. Wer weiß, was nach der Premiere daraus wird.«
Was meinte Mia damit, Spitz auf Knopf ? Wenn sie diesen Carlos durch ihre Eltern kannte, hatten alle anderen schon so gut wie keine Chance mehr, dachte Caroline ohne Neid, aber mit sinkendem Mut. So war das eben, obwohl Mia eigentlich nie mit ihrem blauen Theaterblut hausieren ging.
»Und du?«, fragte Mia sie neugierig. »Wie kommst du hierher? Hast du etwa einen Agenten gefunden?«
»Nein, noch nicht. Carlos hat mich gestern auf der Volksbühne gesehen. Ich habe für die Lulu vorgesprochen.«
Mia sah verwirrt aus. »Zwischen Lulu und der Julia liegen Welten.«
»Hm. Allerdings. Was eine echte Schauspielerin ja nicht stören sollte. Aber das Vorsprechen zur Lulu habe ich wohl in den Sand gesetzt. Und hier mache ich mir auch keine großen Hoffnungen.«
»Quatsch!« Mia legte ihr den Arm um die Schultern. »Du bist erste Extraklasse! Wer sonst außer dir hat bitte schön ein Stipendium an der Schule, hm?«
Ihre Worte taten Caroline gut. Vielleicht war ja wirklich noch alles drin. Da öffnete sich eine der Schwingtüren, die das Foyer vom Theater trennten.
Alle Mädchen richteten sich erwartungsvoll auf. Ging es los?
Carlos stand mit einem iPad in der einen und einem Kaffee in der anderen Hand in der Tür. Sein Bart war noch immer oder schon wieder auf weicher Dreitageslänge, und sein blaues Hemd, das am Hals offen war, passte gut zu ihm. Er sah frischer aus als am Vortag an der Volksbühne, entschied Caroline.
Hinter ihm stand eine junge Frau, die ihren pummeligen Körper in einen rot-weiß geringelten Jerseyschlauch gezwängt hatte und ihre Augenbrauen zu einem dicken schwarzen Monobalken wie bei Frida Kahlo verbunden hatte.
Das musste seine Assistentin sein, denn sie musterte die anwesenden Schauspielerinnen streng, als Carlos in die Hände klatschte und rief: »Danke fürs Kommen, meine Damen. Ich bin bereit. Und Sie? Auf nach Verona. Aber bitte im Rock. Sie können sich in den alten Garderoben umziehen, wenn Sie nicht schon im Kostüm sind. Romeo kommt hoffentlich gleich, sollten Sie ihn für Ihre Szene brauchen.«
Der Raum war voller Mädchen, Kleider und Schminke. Sie alle standen Haut an Haut, um sich für ihre Rolle fertig zu machen. Caroline trug schon ihr geblümtes Maxikleid. Sie sah nach oben: An den Decken erkannte man noch die Spuren der alten Trennwände. Das hier mussten schon früher die Garderoben gewesen sein. Ganz schön enge Kammern, aber vielleicht auch genau richtig, um sich auf eine Rolle einzustellen. Dazu brauchte man nur inneren Raum, sonst nichts.
Aber gerade dieses verschachtelte Wesen war es vielleicht, das ihr am Theater gefiel. Das geheime Leben hinter der Bühne, das nur die Eingeweihten zu sehen bekamen. Die harte Arbeit, die nur verstand, wer Teil dieser Welt war. Denen dort draußen bot man nichts als den schönen Schein. Aber vielleicht war derselbe Gedanke auch für das Publikum der Anreiz zu kommen. Wer konnte schon ins Theater gehen, ohne sich zu wundern, was hinter den Kulissen vor sich ging?
»Ich frage mich, wer Romeo ist«, sagte Mia, die sich gerade die Lippen stark rot schminkte und ihre Arbeit im Taschenspiegel kontrollierte. Die Farbe gab ihrem blassen Gesicht mit den hellen grauen Augen und dem weißblonden Haar einen mondänen Anstrich. Kam gut.
»Ich habe gehört, Carlos hat Ben van Behrens dafür gewinnen können, das Projekt Bimah zu unterstützen. Ben engagiert sich ja sehr für das neue Berlin«, sagte eine pummelige Rothaarige, während sie sich in ein Mieder zwängte. Sie verrenkte sich die Arme bei dem Versuch, es selbst zu schnüren.
»Komm, ich helfe dir«, bot Caroline an und fragte beiläufig, während sie die Bänder
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