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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Leitung bei diesem Vorhaben hatte. Dazu gehörte auch, die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen. Denn wer sollte den anderen Mut zusprechen und sie von ihren trüben Gedanken ablenken, wenn nicht sie? Einen Moment lang betrachtete sie die bekümmerten Gesichter der anderen. Anschließend verwarf sie die Vorsätze, an denen sie bisher so verbissen festgehalten hatte.
    „Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir hier ein wenig aufräumen“, sagte sie entschlossen. „In diesem Chaos hält es ja keiner aus.“
    Die Anwesenden wechselten überraschte Blicke. Für sie hatte es ohnehin keinen Sinn ergeben, dass sie im Schloss, zu dem die Nyriden keinen Zutritt hatten, nichts verändern durften. Jedoch ahnten sie schon lange, warum Arrow darauf bestanden hatte, auch innen alles so zu belassen wie es war. Sie hatte noch nie ein Geheimnis daraus gemacht, wie sehr sie diesen Ort hasste. Und sie sträubte sich mit jeder Faser ihres Körpers dagegen, für sich ein Gefühl von Gemütlichkeit aufkommen zu lassen. Die Unordnung half ihr dabei, daran festzuhalten. Ab sofort sollte jedoch damit Schluss sein. Immerhin war es ungerecht, diejenigen, die sich freiwillig mit ihr hierher begeben hatten, darunter leiden zu lassen, dass sie sich noch immer so große Vorwürfe machte. Für so viele war Nebulae Hall einst ein paradiesisches Zuhause gewesen, und selbst, wenn es das für sie selbst niemals sein konnte, so sollte sie es doch wenigstens anderen zugestehen.
    Zuerst wurde das Gestrüpp aus der Eingangshalle entfernt. Um den großen Brunnen herum war es so massiv, dass Arrow sich fragte, ob er ihr bei ihrem ersten Besuch überhaupt aufgefallen war. Bei so vielen Blumen, die sich einst darum rankten, war es durchaus denkbar, dass sie ihn gar nicht wahrgenommen hatte.
    Anschließend wurden die Spinnweben von der Decke und aus den Ecken entfernt. Bewohner fanden sich darin schon lange nicht mehr. Inzwischen waren sie nur noch ein Überbleibsel aus der Zeit, als die Welt hier noch in Ordnung gewesen war.
    Später beseitigten sie zerbrochene Blumenkübel und kehrten die Böden. Arrow hätte es kaum für möglich gehalten, doch nach der Säuberungsaktion sah es plötzlich wirklich sehr viel gemütlicher aus. Zwar wirkte der helle Sandstein ohne die farbenfrohe Blütenpracht ein wenig schmucklos, doch nun sah es so aus, als könne man wieder etwas daraus erschaffen.
    Am Abend stellten sie eine große Tafel in die Halle und platzierten überall die Kerzenleuchter, die sie in den Zimmern vorgefunden hatten.
    „Dies ist unser letztes Brot“, sagte Kenan, als er es auf den Tisch stellte und Elon verstohlene Blicke zuwarf. Arrow vermutete schon lange, dass die beiden einander zugetan waren und freute sich darüber, dass selbst eine so trübe Situation noch etwas so Wundervolles hervorbringen konnte. Denn was konnte schöner sein als die Tatsache, dass sich zwei ineinander verliebten?
    „Bon müsste bald mit neuen Vorräten zurück sein“, erwiderte Arrow. „Ich rechne täglich mit seiner Rückkehr.“
    „Meinst du, dass etwas Schlimmes vorgefallen ist?“, fragte Dustin. „Bisher hat der Riese noch nie so lange auf sich warten lassen, vor allem nicht, wenn er wusste, dass sich unser Proviant dem Ende zuneigt.“
    „Das denke ich nicht“, erwiderte sie zuversichtlich. „Neben all der Wichtigkeit, die diese Sache hier mit sich bringt, dürfen wir nicht vergessen, dass er nicht nur unser Mittelsmann zur Außenwelt ist, sondern vor allem das Oberhaupt seiner Rasse. Er trägt große Verantwortung.“
    „Das mag wohl sein“, ertönte plötzlich die Stimme des Riesen aus einem der Nebeneingänge. „Dennoch befinde ich mich in der glücklichen Position, eine ausgesprochen gute Vertretung zu besitzen. Und deshalb werde ich euch hier auch nicht verhungern lassen.“
    Arrow lächelte freudestrahlend. Keine Sekunde hatte sie an der Rückkehr ihres Freundes gezweifelt. Und auch wenn es Probleme gegeben hätte, so hätte er dennoch Mittel und Wege gefunden, sie darüber zu informieren. Aber selbst, wenn sie keine Gefahr hinter seiner langen Abwesenheit vermutet hatte, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Keiner der Leute, die mit ihr zusammen nach Nebulae Hall gekommen waren, kannte sie besser als er. Ebenso wenig vermochte es einer, ihr so viel Mut zuzusprechen und die Angst vor dem, was noch kommen sollte, zu nehmen. Jetzt, da er wieder da war, fühlte sie sich um ein Vielfaches stärker und ihre Zuversicht über das Vorhaben, die Nyriden in ein

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