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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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mit Elon hatte ihr die Augen geöffnet.

    Mein geliebter Sohn,
    einige Wochen sind nun schon seit meinem Einzug in Nebulae Hall vergangen. Ich vermisse dich, und ich vermisse deinen Vater, den ich seither nicht mehr gesehen habe. Einerseits bricht es mir das Herz, so lange von denen getrennt zu sein, die ich am meisten liebe. Auf der anderen Seite jedoch kann es für mich nur von Vorteil sein, denn ich hätte nicht die Kraft, auch nur einem von euch beiden ein weiteres Mal Lebewohl sagen zu können. Allein die Tatsache, hier jemanden wiedergefunden zu haben, der einst den Platz eingenommen hatte, den nun ihr beide füllt, lässt mich weiterhin nach vorne sehen. Zwar ist er nicht wirklich anwesend, doch was er getan, geliebt und wofür er gekämpft hat, ist in diesen Mauern allgegenwärtig.
    Die Nyriden sind noch immer sehr scheu und zeigen sich äußerst selten. Heute jedoch soll der erste Tag sein, an denen ich Kontakt zu ihnen aufnehme und ich bin aufgeregt. Sie sind mir nicht länger fremd. Fast fühlt es sich danach an, als würde ich eine Familie kennenlernen, deren Mitglieder ich nie zuvor getroffen habe, und ich hoffe, dass sie mich als eine der ihren akzeptieren. Wünsch mir Glück. Dies wird der erste Schritt in ihre Richtung sein, und er kann über den Verlauf unserer gesamten Zukunft entscheiden.
    In Liebe deine Mutter

    Gemeinsam mit dem General und zwei weiteren Perchten ging Arrow in den Wald. Die ganze Zeit über hatten sie das Gebiet im Auge behalten und dabei festgestellt, dass sich die Nyriden überwiegend im Schutz der Bäume aufhielten. In den ersten Tagen hatte es den Anschein gehabt, als suchten sie nach dem brennenden Baum aus dem Holunderwald. Arrow erschien dieses Verhalten eigenartig, für Bon war es jedoch überaus nachvollziehbar. Schließlich hatten diese Wesen, abgesehen von der Jagdsaison, seit über eintausend Jahren nichts anderes getan, als ihn zu umkreisen. Es war der Punkt, an dem sie sich orientiert hatten. Jetzt, da er weg war, fehlte ihnen dieser Wegweiser, und aus eigener Kraft wussten sie nicht, wie es weitergehen sollte.
    Arrow hatte beschlossen, dies zu ihrem Vorteil zu nutzen. Wenn es stimmte, dass ihnen lediglich ein neues Ziel gezeigt werden musste, um sie in ihr altes Leben zurück zu führen, so wollte sie ihnen die Möglichkeit geben, es sich selbst zu setzen.
    Auf einer Lichtung machten sie Halt. Weit und breit war keiner der Geister zu sehen, doch der General versicherte ihr, dass sie zwischen den Bäumen ausharrten und zusahen.
    Aus der Tasche ihres Mantels nahm sie ein kleines Beutelchen, das mit Apfelkernen gefüllt war. Während sie darüber nachgedacht hatte, was wohl die beste Methode war, Nebulae Hall wiederherzustellen, war ihr wieder ihr erster Tag an diesem Ort in den Sinn gekommen. Damals war sie einem Apfelbaummännchen begegnet, welches ihr so liebenswürdig die Hälfte seines letzten Apfels überlassen hatte. Es war eine der wenigen positiven Erinnerungen, die sie mit dieser Gegend verband. So gesehen, zog auch sie daraus ihren Nutzen, indem sie den für sie schönen Dingen neues Leben einhauchte.
    „Ich weiß, dass ich euch nicht erklären muss, was das ist“, sagte sie, während sie den Inhalt des Beutelchens in ihre Hand schüttete. „Und ich weiß auch, dass ihr nicht vergessen habt, was ihr tun müsst, um es leben zu lassen. Ihr wollt einen Baum, der euch das Gefühl vermittelt, auf dem richtigen Weg zu sein? Dann erschafft ihn euch selbst!“
    Mit den letzten Worten warf sie die Samen von sich und wartete voller Anspannung die Reaktion der Nyriden ab.
    Die Sekunden vergingen wie Stunden und obwohl nichts geschah, fühlte sie inzwischen die Blicke aller auf sich. Verunsichert schaute sie den General an und sein kaum wahrnehmbares Nicken bestätigte ihr, dass sie alles richtig gemacht hatte. Dennoch verlor sie mit jedem Moment, in dem sich nichts tat, die Hoffnung, dass sich noch etwas ändern würde. Und als sie sich nach einer ganzen Weile in dieser Ahnung bestätigt sah, machten sie sich desillusioniert wieder auf den Rückweg.

Prinzipien

    „Wie war es?“, wollte Elon wissen, die derweil ungeduldig mit den anderen im Schloss ausgeharrt hatte.
    Arrow schwieg, doch ihr Blick sagte mehr als tausend Worte. Am liebsten hätte sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen, doch das erschien ihr jetzt nicht richtig. Sie durfte sich nicht ihrer Enttäuschung hingeben. Frau Perchta hatte sie mit einer wichtigen Aufgabe betraut, die da lautete, dass sie die

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