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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Zwergenoberhaupt begrüßt. „Ich hoffe, du hast gut geschlafen.“
    „Was soll das?“, fragte sie aufgelöst.
    „Das hatten wir doch besprochen. Sie bergen die Kugel und bringen sie an ihren Platz zurück.“
    „Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie schon so bald eintreffen? Und wie zum Geier sind sie überhaupt hier reingekommen? Gibt es vielleicht irgendwelche übergroßen Tunnel und Eingänge, die mir noch nicht bekannt sind?“
    „Nun ja, unter gewissen Umständen können sich Riesen ziemlich klein machen“, entgegnete Bon verdutzt. Er war überrascht. Zwar war ihm immer bekannt gewesen, dass Arrow seine entfernten Verwandten fürchtete, doch wie groß das Ausmaß ihrer Angst tatsächlich war, erkannte er erst jetzt.
    „Na, dann sollen sie sich auch klein machen solange sie hier bleiben!“
    „Das wird kaum gehen. Zum einen werden sie gleich die Kugel platzieren, die die anderen gerade bergen und ...“
    „Die anderen? Wie viele von denen sind denn noch hier? Allein da unten laufen doch gerade sechs herum!“
    „Eigentlich sind es neun“, entgegnete Bon stammelnd. „Ich sagte ja, sie können sich manchmal ziemlich klein machen. Aber insgesamt sind es zweiundzwanzig.“
    „Zweiundzwanzig Riesen! Hier in Nebulae Hall? Soll das ein Scherz sein? Und vierzehn davon bergen gerade die Kugel? In welchem See tun sie das denn? Wenn es sich dabei um denselben handelt, in dem ich letztens geschwommen bin, dann frage ich mich, wo da jetzt noch Wasser drin sein soll!“
    „Es sind ziemlich alte Riesen.“
    Arrow schüttelte den Kopf. Sie war kurz davor zu explodieren.
    „Was hat denn das damit zu tun?“, fragte sie aufgebracht.
    „Im Alter werden sie wieder kleiner.“
    „Signal!“, ertönte es wie ein Grollen aus dem Schlossinneren.
    Bon horchte auf und zog sich dann in den nächstgelegenen Gang zurück.
    „Wo willst du denn hin?“, fragte Arrow schon fast hysterisch und lief ihm nach.
    „Sie haben das Signal gegeben. Die Kugel kommt jetzt raus.“
    „Das Signal? Dafür fällt ihnen nichts besseres ein, als das Wort ,Signal‘?“
    „Sie haben eine gute halbe Stunde darüber diskutiert, was das Schlüsselwort sein soll. Zur Auswahl standen noch Sauerbraten und Pusteblume. Mir persönlich schien aber das Wort Signal eindeutiger zu sein.“
    Arrow rollte mit den Augen. Sie hatte das Gefühl, sich in dem bisher schwachsinnigsten Alptraum zu befinden, den sie je hatte. Sauerbraten und Pusteblume? Wer kam denn nur auf solche Ideen? Zu gerne hätte sie Bon noch weiter die Meinung gegeigt, doch sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass die Riesen nur schnell eine überaus hilfreiche Aufgabe erfüllten.
    „Na, wenn sie die Kugel schon geborgen haben, wird es ja nicht mehr lange dauern, bis sie wieder verschwinden“, sagte sie, um sich selbst zu beruhigen.
    Bon räusperte sich. „Darüber wollte ich gerade noch mit dir sprechen“, entgegnete er zögerlich. „Die Riesen müssen bis auf weiteres hier bleiben.“
    „Du nimmst mich doch auf den Arm?“, erwiderte Arrow stirnrunzelnd. Doch je länger ihr Freund schwieg und auch keine Miene verzog, desto bewusster wurde ihr, dass es keineswegs ein Scherz war.
    „Nein!“, sagte sie bestimmt.
    „Doch.“
    „Nein!“
    „Arrow, sie haben keine andere Möglichkeit. Sie sind durch den Untergrund hier hergereist. Ein großer Teil des Stollens ist dabei eingestürzt. Der einzige Weg, der sie sonst noch von hier fort bringen würde, ist der Ausgang zur Oberfläche, und du weißt, welche Gefahren dort lauern. Dass sie hierbleiben ist keine Entweder-Oder-Option, sondern die einzige, die sie haben.“
    „Hattest du nicht gerade eben noch gesagt, dass du mit mir darüber reden wolltest?“, fragte sie tadelnd. „Über etwas zu reden, bedeutet, die Fakten zusammenzutragen und dann die bestmögliche Lösung für alle Parteien zu finden. Du stellst mich allerdings vor vollendete Tatsachen.“
    Der Riese überlegte kurz. Dann sah er sie wieder an und sagte: „Gut, dann wollte ich nicht mit dir darüber reden, sondern dich darüber informieren.“
    „Und warum hast du das nicht von Anfang an gesagt?“
    „Es klingt doch viel netter, wenn man sagt, dass man über etwas reden möchte“, erwiderte er schulterzuckend. „Das gibt dem Gesprächspartner das Gefühl, als hätte er eine Wahl.“

    Es kostete sie viel Überwindung, doch auch an diesem Tag brach Arrow wieder einmal zur Lichtung auf. Die Nyriden waren dabei weniger ihr Problem, sondern eher die Riesen.

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