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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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Wachmann nimmt seinen Job wirklich ziemlich ernst, was ihm ja auch nicht
zu verdenken ist. Aber er hat mich erkannt und sich schließlich gnädig dazu
herabgelassen, mir die Tür zu öffnen. Hätte er noch einen Moment länger
gezögert, hätte ich mir mit Gewalt Zutritt verschafft.“
    Valerius Ton hatte scherzhaft geklungen,
doch Eliza spürte, dass er es absolut ernst gemeint hatte. Dann war es wieder
still zwischen ihnen und das Schweigen hielt an, bis sie Valerius Villa
erreichten. Eliza hatte das Gefühl, dass er ihr Fragen stellen wollte, aber
nicht wusste, wie er es anstellen sollte. Sie hatte ihm gesagt, dass René sie
nicht tätlich angegriffen hatte und dass sie unverletzt war. Aber sie hatte ihm
nicht erzählt, was stattdessen vorgefallen war und es schien so, als scheuten
sie beide gleichermaßen davor zurück, diese mysteriösen Dinge zur Sprache zu
bringen. Was im Museum passiert war, erschien Eliza nun aus der Rückschau noch
viel unerklärlicher und absurder. Wie sollte sie in Worte fassen, was zwischen
ihr und René geschehen war, wo sie es doch selbst kaum glaubte? War es letzten
Endes doch das Produkt ihrer übersteigerten Fantasie gewesen, geboren aus
Valerius nachdrücklichen Warnungen und ihrer eigenen tiefen Abneigung gegenüber
René? Freud hätte in diesem Fall sicherlich ein stichhaltiges,
psychoanalytisches Modell zur Hand gehabt, nach dem die Albtraum-Vision durch
Valerius mehrfache Zurückweisung motiviert und eindeutig sexuell konnotiert
war. Andererseits tat ihr die Schulterpartie noch immer weh, ja fing gerade
erst an richtig zu schmerzen, und sie hätte die Linien, die Renés imaginärer
Fingernagel gezogen hatte, exakt nachzeichnen können. Trotz und gerade wegen
der Unglaubwürdigkeit dieses mysteriösen Erlebnisses, war es ihr ein Bedürfnis,
es Valeriu anzuvertrauen, und den Schrecken mit ihm zu teilen.
    Wie üblich wurden sie von Wilbert
erwartet.
    „Sind Sie noch rechtzeitig gekommen,
Herr Baron?“ lautete seine erste besorgte Frage und Eliza war überrascht, dass
er offensichtlich sehr gut informiert war und die Lage scheinbar ebenso ernst
einschätzte, wie Valeriu. Valeriu nickte und die ernsten Blicke zwischen den
beiden Männern offenbarten wieder einmal eine verschwiegene Vertraulichkeit,
die weit über das Verhältnis zwischen einem Dienstherrn und seinem Butler
hinauszugehen schien und Eliza das ärgerliche Gefühl gab, aus irgendeinem
Diskurs ausgeschlossen zu sein. Wilbert nahm ihnen die Mäntel ab und brachte
Eliza gleich darauf eine kuschelige Wolldecke in den kleinen Salon, in dem er
bereits den Kamin entzündet hatte. Dann ließ er die beiden allein. Doch beim
Versuch, sich auf der Biedermeier-Couch zurückzulehnen, zuckte Eliza zusammen.
Vielleicht hatte im Auto die Nachwirkung des Schocks dafür gesorgt, dass sie
sich ohne größere Probleme hatte anlehnen können. Oder die Ledersitze des
Porsches waren einfach weicher und ergonomischer als das Sofapolster. In jedem
Fall bereitete es ihr jetzt Probleme und Valeriu schaute sie besorgt an.
    „Hat er dir etwa doch wehgetan?“ wollte
er wissen und in seiner Stimme lagen zu gleichen Teilen Sorge und
wiedererwachender Zorn.
    „Komm zu mir und schau es dir an“, bat
sie und er folgte ihrer Aufforderung. Eliza zuckte erneut zusammen, als seine
eiskalten Hände zärtlich ihren Pullover beiseiteschoben.
    „Mein Gott!“ entfuhr es ihm und seiner
Reaktion nach zu urteilen, sah er genau das, was sie fühlte. Mit bebendem,
sanftem Finger fuhr er die Linien auf ihrem Schulterblatt nach und erst jetzt
erkannte sie, dass sie ein R auf ihre Schulter schrieben.
    „Das wird er büßen“, sagte er mit
trockener, kalter Stimme. „Warum hast du mir das verschwiegen?“
    „Ich dachte, es wäre nicht wirklich
geschehen. Es war so merkwürdig, so unwirklich – wie ein Voodoozauber .
Er hat mich nicht einmal angefasst“, erklärte Eliza und merkte selbst, dass
ihre Worte wenig Sinn ergaben.
    „Ich habe seine Fähigkeiten
unterschätzt“, sagte Valeriu mehr zu sich selbst und dann etwas lauter: „War es
wie dein Traum am Abend des Überfalls? Eine sehr reale Vision bei der man unfähig
ist, zu handeln?“
    Eliza nickte atemlos. „Woher weißt du
das? Was hat das zu bedeuten und wie funktioniert es?“
    Valeriu schaute sie nachdenklich an und
sie hatte den Eindruck, dass er in diesem Moment des Zögerns abwog, wie ehrlich
er zu ihr sein sollte.
    „René hat sich früher schon mit
verschiedenen Hypnoseverfahren und mentalen

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