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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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Akzent
hatte? Sonst erinnere ich mich an keine Parallelen.“
    Nach einem Moment des Grübelns kam ihr
ein anderer Gedanke: „Glaubst du, dass er die drei auf uns angesetzt hat? War
der Überfall gar kein Zufall sondern von René initiierte?“
    „Die Frage habe ich mir auch schon
gestellt, Liebste. Die Männer passten zu ihm, aber andererseits war die Art des
Überfalls nicht Renés Stil. Ich denke, er hätte sie nicht in dieser Situation
auf uns angesetzt, nicht so unprätentiös in einer dunklen Gasse. Er wusste,
dass ich es nicht zulassen würde, dass dir einer von ihnen zu nahe kommt.
Hätten wir Anzeige erstattet, hätte er fürchten müssen, dass sie gegen ihn
aussagen. René liegt viel an seiner weißen Weste und Dritte in seine perfiden
Spiele einzuweihen, bedeutet zusätzliches Risiko.“
    „Aber der Traum war doch kein Zufall. Er
hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er schon am nächsten Abend von dem Überfall
wusste und heute hat er mich sogar auf meinen Traum angesprochen. Das ist so
unheimlich.“
    Valeriu schaute sie einen Moment lang
nachdenklich an, dann sagte er: „Wenn er dahintersteckte, war dieser Traum
vielleicht schon der ganze Sinn und Zweck dieser dilettantischen Aktion. In
jedem Fall muss es einen Schlüsselreiz gegeben haben, der ihm Zugang zu deinem
Unterbewussten gewährt hat. Irgendein Attribut der Täter hat, beabsichtigt oder
zufällig, wie der Schlüssel ins Schloss gepasst und René Zutritt zu deinem
Traum verschafft und ich glaube nicht, dass es allein der französische Akzent
war.“
    Wenn man davon absah, dass Eliza die
ganze Hypnose-Geschichte reichlich unheimlich und suspekt vorkam, so war
Valerius Theorie doch recht einleuchtend und vor allem vergleichsweise
beruhigend. Schließlich schloss seine These weitere Terror-Träume à la Freddie
Krueger aus.
    „René hat keine Macht über dich, pisică mea “, sagte
er ruhig und überzeugend und beugte sich zu ihr, um sie zu küssen.
     
    Als Eliza später am Abend wach in ihrem
Bett lag und versuchte, eine möglichst bequeme Schlafposition zu finden, gingen
ihr verschiedene Fragen durch den Kopf. Zum einen grübelte sie noch immer über
die mögliche Verbindung zwischen René und César und dessen Kumpanen, doch so
viel sie auch darüber nachdachte, es fiel ihr keine weitere Gemeinsamkeit ein.
Außerdem kamen ihre Gedanken immer wieder darauf zurück, was René über sich und
Valeriu gesagt hatte: „Valeriu und ich sind uns sehr ähnlich. Die Einsamkeit gehört
zu unserer Natur, ebenso wie die Gier.“
    Was hatte er damit gemeint? Dachte man
an das große Haus und die vielen Reisen, die Valeriu allein unternommen hatte,
ehe sie sich kennengelernt hatten, konnte man ihm vielleicht in der Tat einen
gewissen Hang zur Einsamkeit unterstellen. Das war allerdings eine Eigenschaft,
die sie René, nach allem, was sie über ihn wusste, nicht zugeordnet hätte. Im
Gegensatz zu Valeriu war er äußerst extrovertiert, stand liebend gern im
Mittelpunkt und war immer von Menschen, bevorzugt von jungen, hübschen Frauen
umgeben. Und die Gier? Von ihrer ersten Begegnung an hatte sie in Renés Augen
unermessliche Gier gesehen und es war eine brutale, sexuelle Begierde, die er
nicht zu verbergen suchte. Heute hatte sie seine perversen, sadistischen
Neigungen schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Aber wie konnte er Valeriu
dieses Laster unterstellen? Als er die Wunden auf ihrem Rücken gesehen hatte,
hatte er sie aus Zuneigung geküsst und nicht weil ihm Wundmale auf einem
Frauenrücken gefielen. Ein Faible für sadistische Spiele war es also offenbar
nicht, der Valeriu und René verband. Überhaupt konnte sie Valeriu keinerlei
sexuell konnotierte Gier vorwerfen. Im Gegenteil war er in jeder Beziehung ein
Gentleman, wie er im Buche steht. Aber war es nicht eben die vielbeschworene
Bestie in ihm, die ihn dazu zwang, dieses Musterbeispiel an Maßhaltung,
Selbstdisziplin und Zurückhaltung abzugeben? Am tödlichsten ist meine Lust
hatte er einmal zu ihr gesagt und der Satz klang ihr noch immer wie eine
Alarmglocke in den Ohren. Eliza spürte, wie sich Nervosität und Unruhe in ihrem
Körper breit machten und sie begann zu schwitzen und trat unwirsch die
Bettdecke beiseite, nur um sie gleich darauf wieder fest um sich zu schlingen.
Sie wollte sich auf die andere Seite drehen, aber da war ihr der schmerzende
Rücken im Weg. Sie fuhr zusammen, als sie sich etwas zu unvorsichtig bewegte.
Die Wunde auf ihrer Schulter hatte wie wild zu bummern begonnen

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