Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
Vom Netzwerk:
befreien vornahm. Entschlossen band sie ihre müden
Locken zu einem Pferdeschwanz und schlüpfte in die ungemein bequeme
schokoladenbraune Cargo-Cordhose von Mason’s , die sie
absichtlich nicht mit nach Wien genommen hatte, um sich nicht zum Couchpotato -Style verleiten zu lassen. Jetzt war diese Hose
zusammen mit dem cremefarbenen Kapuzenpullover das perfekte Outfit und wie
geschaffen für Elizas augenblickliche Stimmung.
    Obwohl
ihr überhaupt nicht danach war, ließ sie sich von Oma Sibylle zu einem späten
Frühstück im Bolero am Rosenhang überreden und auch wenn sie von dem
wunderbaren Brunch kaum etwas herunterbekam, war der Blick bei klarer Luft und
Sonnenschein hinab in die Karlsaue herrlich.
     
    Als sie am Nachmittag zusammen mit
Sybille am Küchentisch saß und diese einen Stapel abgegriffener Spielkarten vor
Eliza auf den Tisch legte, ergriff Eliza eine merkwürdige innere Unruhe. Sie
hatte sich bisher nur selten die Karten von Sybille legen lassen und wenn,
hatte sie das Ergebnis nicht besonders ernst genommen. Wenn sie Deutungen hatte
widerlegen können, hatte ihr das immer besonders großen Spaß gemacht. Diesmal
war das anders. So sehr sie auch bemüht war, die Dinge mit dem nötigen Abstand
zu betrachten, so würde diese Wahrsagung doch ein Omen für sie sein, das sie
nicht so einfach unter den Tisch fallen lassen konnte. Sie hatte um die Sitzung
gebeten und sie spürte, dass sie das Ergebnis ernster nehmen würde, als das
bisher der Fall gewesen war. Sie wollte einen Ratschlag, sie hoffte auf ein
bisschen mehr Klarheit in Hinblick auf Valerius Motive. Wenn die Karten sie vor
ihm warnten und sagten, dass er der Falsche war, würde das eine gewisse
Bedeutung haben.
     „Alles in Ordnung, bist du
bereit?“ fragte Sibylle und schaute Eliza forschend in die Augen.
    Eliza nickte stumm.
    „Na dann. Gut mischen, mein Kätzchen“,
bat Sibylle und zündete sich genüsslich eine ihrer selbstgedrehten Zigaretten
an, die heute einen verdächtig schweren, süßlichen Geruch entfaltete. Dann
schob sie sich den Joint in den etwas schiefen Mundwinkel und legte die linke
Hand theatralisch auf ihre Brust, während sie Eliza die rechte reichte.
    „Ja, jetzt haben wir spirituellen
Kontakt zueinander“, nuschelte sie ein bisschen
undeutlich an der Zigarette vorbei.
    „Nun nimm zwei Stöße vom Stapel ab und
deck die drei Karten auf. Sie dienen als Vorprognose“, instruierte sie Eliza,
die ihrer Anweisung gehorsam Folge leistete.
    Die erste Karte, die Eliza aufschlug,
war der Herz-König. Es folgten die Herz-Zehn und die Pik-Sieben.
    „Herz-König und Herz-Zehn sind
fantastische Karten“, freute sich Sibylle. „Wie der Name schon sagt, handelt es
sich um den Mann des Herzens und die Herz-Zehn besagt eine dauerhafte und
beständige Liebesbeziehung.“
    Eliza fiel der erste Felsklumpen vom
Herzen. „Und was ist mit der Pik-Sieben?“
    „Nun, die sehe ich hier nicht so gern.
Sie ist eine deutliche Warnung vor jemandem.“
    „Vor Valeriu, also dem Herz-König?“
fragte Eliza nach.
    Sibylle produzierte eine süßliche
Rauchwolke. Sie wiegte den Kopf abwägend hin und her. „Das ist aus diesem
Kartenbild noch nicht eindeutig zu entnehmen, mein Kätzchen. Wegen der
Herz-Zehn wohl eher nicht. Aber wir werden sehen.“
    Dann legte Sibylle die Karten wieder zu
einem Stapel zusammen und begann, die 32 Spielkarten routiniert von links nach
rechts in vier Achterreihen untereinander anzuordnen.
    Wieder stieg Rauch auf und einen Moment
lang schaute Sibylle unschlüssig in dem entstandenen Kartenbild hin und her und
Eliza versuchte vergeblich, aus dem Gesicht ihrer Oma zu lesen. Sie konnte
unmöglich sagen, ob Sybille gefiel, was sie sah, oder nicht. Je länger die Stille
anhielt, desto nervöser wurde Eliza.
    „Was ist? Ich komme mir vor wie ein
Analphabet, wenn du in den Karten liest, wie in einem Buch und ich nur einen
Haufen Spielkarten vor mir sehe. Sag schon, was du in den Karten siehst“, bat
Eliza schließlich ungeduldig.
    Endlich verzog sich Sibylles
ausgezehrtes Gesicht zu einem breiten Lächeln, als sie auf eine Dreiergruppe
von Karten wies: „Also das hier sieht doch schon mal äußerst vielversprechend
aus! Herz-Dame, das bist du mein Kätzchen, die Herz-Neun sagt, dass er der
Richtige ist, dass er dir Glück bringt und eure Beziehung Bestand haben wird.
Direkt daneben liegt der Herz-König selbst. Ein sehr schönes Blatt von großer
Stabilität. Das ist eine Liebe, der so schnell nichts etwas anhaben

Weitere Kostenlose Bücher