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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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nickte mit einem kaum merklichen
Schmunzeln auf den Lippen.
    „Hat dir Valeriu sonst noch etwas zu
diesem Ring erzählt?“ wollte sie mit plötzlich entflammender, neugieriger
Ungeduld wissen.
    „Er hat ihn mir nicht einmal persönlich
überreicht. Er lag heute Morgen zusammen mit einem Brief auf dem
Frühstückstisch.“
    Sibylle nickte erneut. „Ich dachte, du
glaubst nicht an Hokuspokus .“ Man hörte bei ihrer Betonung buchstäblich
die Gänsefüßchen. „Wenn du von Aberglauben freies Menschenkind aber Angst hast,
es könnte ein böses Omen sein, dann halte, solange du mir den Ring ausleihst,
meine andere Hand fest. Dann bleibst du über mich mit dem Ring verbunden.“
    Eliza runzelte die Stirn.
    „Das ist ein esoterischer Gedanke, mein
Kätzchen. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst.“
    Zögernd streifte Eliza den Ring über
ihren Finger und sie wusste selbst nicht genau, warum sie dem Vorschlag ihrer
Oma nachkam, doch tatsächlich griff sie nach deren freier Hand.
    „Huch, der ist ja eiskalt“, stellte
Sibylle erschrocken fest und hätte den Ring fast zu Boden fallen lassen.
    „Er wird sofort warm, wenn man ihn
trägt“, erklärte Eliza, als müsste sie den Ring in Schutz nehmen.
    Dann hielt Sibylle den Ring direkt unter
die Küchenlampe, um besser sehen zu können.
    „Das ist kein Ring, mein Kätzchen. Das
ist ein magisches Artefakt. Meine Güte, sowas hatte ich noch nie in natura in
der Hand.“ Sibylles Augen leuchteten, als hätte sie einen Schatz gefunden oder
mindestens im Lotto gewonnen.
    „So, ein magisches Artefakt also“,
wiederholte Eliza und aus ihrer Stimme war nicht eindeutig zu entnehmen, wie
ernst sie diese Information nahm. „Woran machst du das fest, Omi?“
    „Nun, zum einen ist der Opal ein ausgesprochen
magischer Stein. Er ist ein Lichtbringer, er gibt Selbstvertrauen, stärkt die
Lebenskraft und den Selbsterhaltungstrieb. Er mildert die Angst vor der
Dunkelheit und man sagt ihm nach, er helfe die wahre Liebe zu finden.“
    „Wenn ich richtig informiert bin,
schreibt die Esoterik doch fast jedem Edelstein irgendwelche Heilwirkungen zu,
oder? Aber was ist mit der Farbveränderung?“
    Eliza gab sich Mühe, ihre Stimme
möglichst abgeklärt klingen zu lassen und sich nicht von Sibylles
Esoterik-Euphorie anstecken zu lassen.
    „Ehrlich gesagt, habe ich noch nie
gehört, dass Opale das können. Schade, dass du mir nicht zeigen konntest, wie
er vorher aussah. Vielleicht gibt es eine ganz simple Erklärung dafür, aber ich
würde vermuten, dass er damit auf etwas hinweist oder vor etwas warnt“,
orakelte Sibylle.
     „Und was bedeutet deiner Meinung
nach die Schlange? So habe ich mir immer Aurin in der
Unendlichen Geschichte vorgestellt.“
    „Ursprünglich ist die kosmische Schlange,
die sich selbst in den Schwanz beißt, ein altindisches Symbol für die Ewigkeit,
für die Zeit und für den unendlichen Kreislauf des Lebens und der Energien der
Welt.“
     Sibylle drehte und wendete den
Ring im Licht der Glühbirne hin und her.
    „Hier ist noch etwas“, rief sie
begeistert aus. „Schau dir mal die goldene Plakette an, auf der der Stein
sitzt.“
    Eliza schaute sich den Ring noch einmal
genauer an. Der Opal saß nicht nur in seiner Schlangenfassung, er wurde auch
von hinten durch ein feines Goldblättchen geschützt.
    „Das ist ein Stern“, stellte Eliza
trocken fest.
    „Was haben sie euch in den
Ikonographie-Kursen an der Kunsthochschule eigentlich beigebracht? Das ist kein
einfacher Stern, das ist ein doppeltes Pentagramm“, rügte Oma Sibylle.
    Tatsächlich handelte es sich bei
genauester Betrachtung um eine fein eingravierte Formation aus zwei
übereinander-gelegten fünfzackigen Sternen, von denen einer aufrecht und einer
kopfüber stand.
    „Ist das kopfstehende Pentagramm nicht
ein okkultes Satanszeichen?“ versuchte Eliza ihr symbologisches Halbwissen zu reaktivieren. Ihr unqualifizierter Einwurf wurde aber sogleich
mit einem missbilligenden Blick geahndet.
    „Zunächst einmal sind Pentagramme,
gleich welcher Ausrichtung, magische Schlüsselsymbole, die ihren Träger vor
negativen Energien schützen und mit jeglicher magischen Kraft aufgeladen werden
können. Das doppelte Pentagramm nun verkörpert die Dualität zwischen Gut und
Böse, Hell und Dunkel, Werden und Vergehen. Damit ist es eng mit der kosmischen
Schlange verwandt. Symbolisch erschaffen die beiden Pentagramme eine
zehnstrahlige Sonne, die die siegreichen Mächte des Lichts

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