Somnambul Eliza (German Edition)
übrig
hatte, als sie. Sie ging ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen und die
Haare zu kämmen, dann schloss sie ihren Bademantel mit einer Schleife, nahm die
Brötchen und schlüpfte zur Tür hinaus, zwei Schritte über den Flur, und klopfte
bei Stephan.
„Oh, Kindchen! Auferstanden von den
Toten! Komm rein, ich freue mich!“ flötete Stephan und nahm ihr die Tüte aus
der Hand.
„ Mhm , den Mann
musst du dir unbedingt warm halten, schon allein wegen der Brötchen am Morgen.
So kommen wir zwei Langschläfer wenigstens auch mal in den Genuss von frischem
Backwerk am Samstagmorgen.“
Stephan war auch noch in Boxershorts und
T-Shirt gekleidet und seine braunen Wuschelhaare standen wild von seinem Kopf
ab. Doch geweckt hatte sie ihn offenbar nicht, denn es duftete auch hier
bereits nach frischem Kaffee. Wie selbstverständlich ging Eliza an den
Küchenschrank und nahm zwei Teller, zwei Kaffeebecher und zwei Messer heraus,
die sie auf dem Küchentisch verteilte. Stephan kramte währenddessen Butter,
Marmelade, Wurst und Käse aus dem Kühlschrank. Dann nahmen sie Platz und man
hätte sie für ein ganz gewöhnliches Pärchen halten können, wenn Stephan nicht
seine grandiosen rosaroten Plüschpatschen getragen hätte. Genüsslich biss er in
sein üppig belegtes Brötchen, als er noch mit vollem Mund sagte: „Daraus, dass
du heute Morgen mit mir frühstückst, schließe ich, dass dein Galan sich wieder
vor dem Morgengrauen verdrückt hat.“
„Schlau kombiniert“, gab Eliza
reserviert zurück.
„Ich dachte, wo es dir jetzt wieder besser
geht und er die Nächte ohnehin bei dir verbringt, würde er die Gelegenheit, nun
ja…“
Eliza legte das Messer beiseite, mit dem
sie gerade Butter auf ihr halbes Brötchen gestrichen hatte. Sie sah ihn scharf
an: „Stephan, tu mir den Gefallen und eier nicht so um den heißen Brei herum.
Wir verbringen die Nächte noch immer zusammen wie Brüderchen und Schwesterchen.
Nun ja, fast wie Brüderchen und Schwesterchen. Und ich weiß nicht, ob sich
daran jemals etwas ändern wird.“
Stephan runzelte die Stirn, doch gleich
darauf hellte sich seine Miene schon wieder auf: „Naja, das fast in
deinem Satz ist doch schon mal ein Anfang. Wer weiß, was er für einen Ballast
mit sich herumträgt. Vielleicht solltet ihr dieses Geheimnis in einer
Paartherapie aufarbeiten.“
Eliza bedachte ihn mit einem
vernichtenden Blick.
„Ich dachte ja nur so“, gab
Stephan kleinlaut zurück und biss betont beschäftigt in sein Brötchen.
Später verabredeten sie sich zu einem Bummel
in der Innenstadt, denn Stephan wollte die noch angeschlagene Eliza ihre
Besorgungen nicht allein erledigen lassen und außerdem ergab sich meist noch
eine Gelegenheit in einem Kaffeehaus einzukehren.
Nachdem sie den Pflichtteil mit einigen
Lebensmitteleinkäufen erledigt hatten, konnten sie zu dem angenehmeren Teil
ihrer Shopping-Tour übergehen. Stephan suchte nach einer der angesagten
Schiebermützen und fand schließlich nach langem Hin und Her das richtige Modell
von Miu Miu . Eliza suchte
nach einem passenden Dankeschön-Geschenk für Valeriu. Sie durchstreiften
verschiedene Antiquariate und Antikläden, bis Eliza schließlich im Laden eines
mürrischen alten Antiquars, der seine Bücher lieber selber las, als sie zu
verkaufen, etwas Geeignetes entdeckte. Es handelte sich um einen seltenen
großen Bildband mit den Werken Edgar Endes, des deutschen Surrealisten und
Vaters von Michael Ende. Für Wilbert erstand sie noch einen wunderschönen Band
zur britischen Gartenkultur. Dann kehrten sie auf eine Melange und ein Stück Marillenkuchen im Hawelka ein.
„Ich habe mit dem Gedanken gespielt,
Valeriu heute Nachmittag zu besuchen“, sagte Eliza und nippte an ihrem Kaffee.
„Du hältst es aber auch gar nicht ohne
ihn aus, oder?“ meinte Stephan und grinste schelmisch. Dann fügte er hinzu:
„Aber mich würde auch interessieren, was er immer den ganzen Tag treibt.
Vielleicht führt er ja ein aufwendiges Doppelleben und ohne einen
unangemeldeten Besuch werden wir das nie herausbekommen. Soll ich dich
vielleicht besser begleiten?“
Eliza verdrehte die Augen: „Nein, danke.
Das schaffe ich schon allein.“
Zuhause legte sich Eliza noch eine
Stunde auf die Couch, denn die Grippe wirkte noch immer nach. Dann packte sie
die Bücher liebevoll ein und zog sich um. Sie wählte einen weitschwingenden
schwarzen Retro-Tellerrock mit altrosa Tupfen und dazu ein schwarzes Oberteil
mit großem,
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