Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I
Waschbecken.
»Setzen Sie sich auf den Badewannenrand.«
Ich trocknete mich ab und tat ihm den Gefallen.
Er begann im Gesicht. Er schmierte meine Wangen mit Rasiercreme ein und ließ die Klinge darüber gleiten. Ich vertraute ihm, denn er war geschickt. Als er meine Beine spreizte, wurde ich allerdings unruhig. Er bemerkte das und sah mir in die Augen. Mit diesem Blick war alles gesagt. Ich rührte mich nicht mehr. Die Klinge strich um meinen Schwanz und meinen Hodensack herum. Ich hielt den Atem an und spürte seinen Atem auf meiner Haut. Die Prozedur erregte ihn ebenso wie mich. Mein Schwanz wurde steif, und auch bei meinem Samariter stand er. Das sah ich deutlich durch den Stoff seiner Hose. Was hätte ich darum gegeben, seinen Schwanz zu sehen. Doch er zeigte mir nichts von seinem Körper.
Als er mich vollständig rasiert hatte, fuhr er mir mit der Hand durchs Haar. Ich wusste, dass er sich die Mühe sparen würde, es zu kämmen.
Er legte das Messer zurück in den Schrank und nahm ein Haarschneidegerät heraus. Beim Militär hatte es mir nicht gefallen, als sie mir den Kopf geschoren hatten. Nun machte es mich geil, weil dieser Mann es tat. Der blonde Filz fiel auf meine Schultern herab, bis nur noch wenige Millimeter meinen Kopf bedeckten.
Ich blickte zum Spiegel über dem Waschbecken und erkannte mich seit langer Zeit endlich wieder.
Mein Samariter gab mir einen weißen Bademantel. »Ziehen Sie den an. Ich werde Ihnen später Kleidung geben.«
Meine vollgepisste Kleidung schob er mit dem Fuß beiseite. »Haben Sie noch etwas in den Taschen?«
Ich schüttelte den Kopf. Kein Geld, kein Ausweis, nichts.
»Wollen Sie meinen Namen wissen?«
Er nickte. »Ja, verraten Sie ihn mir.«
»Marius.«
Das war der Name meines Bruders. Mein Samariter stellte sich mir als Adrian vor.
Als wir aus dem Badezimmer kamen, wehte der Geruch von gebratenem Fleisch über den Flur. Mein Magen knurrte augenblicklich.
Adrian lächelte. »Sie müssen sehr hungrig sein.«
Und wie ich das war. »Ich habe seit Tagen nichts mehr gegessen.«
»Dann kommen Sie. Der Tisch ist schon gedeckt.«
Adrian verfügte also über Personal. Das hatte ich erwartet. Solch ein Mann schwang bestimmt nicht selbst den Putzlappen.
Wie alles in diesem Haus war auch das Speisezimmer stilvoll eingerichtet. Kerzen in silbernen Haltern erleuchteten den Raum. Ihre Flammen spiegelten sich in den Prismen des großen Kronleuchters an der hohen Decke. Ich war fasziniert, aber zu hungrig, um bei diesem Anblick zu verweilen. Meine Augen richteten sich umgehend auf die große Porzellanschüssel, die auf dem Tisch stand. Sie war randvoll mit Fleisch, und es duftete verführerisch. Ich musste mich zusammenreißen. Sonst hätte ich mich wie ein Wolf darauf gestürzt.
Adrian zog einen der Stühle unter dem Tisch hervor. »Setzen Sie sich. Essen Sie etwas.«
Nichts lieber als das. Ich nahm Platz und wartete, bis Adrian sich ebenfalls gesetzt hatte. Nun hielt mich nichts mehr auf. Ich griff die Kelle in der Schüssel und häufte das Fleisch auf meinen Teller. Dabei tropfte ich das weiße Tischtuch voll. Ich konnte mich einfach nicht benehmen. Ich fraß wie ein Tier. Die Soße lief an meinen Mundwinkeln herunter. Erst als mein Hunger gestillt war, nahm ich die Serviette zur Hand und wischte mir den Mund ab. »Ich bitte um Verzeihung. Ich war halb verhungert und es schmeckt einfach fantastisch.«
Was war das für ein Fleisch? Egal. Es war köstlich.
Adrian reagierte mit einem höflichen Lächeln. Im Kerzenschein wirkte sein Gesicht noch attraktiver. Seine dunklen Augen schimmerten. »Hunger und Sex. Das sind die mächtigsten Triebe. Wir sollten beide auf dem Esstisch ausleben.«
Er aß noch einen Bissen. Dann erhob er sich und trat zu mir herüber.
»Stehen Sie auf.«
Ich gehorchte. Schließlich wollte ich es ebenso wie er. Ich öffnete den Bademantel, und er riss ihn mir herunter.
Als er hinter meinem Rücken plötzlich laut in die Hände klatschte, zuckte ich zusammen. Was sollte das?
Es war ein Signal. Jemand öffnete die Tür und trat ins Zimmer. Ein junger Mann. Das Kerzenlicht flackerte auf seiner nackten Haut. Er trug nur eine stählerne Kette um den Hals, ein Würgehalsband für Hunde. Sein Haar war ebenso kurz geschoren wie meines, und sein Körper war rasiert. Er war sehr hübsch, aber etwas stimmte nicht mit ihm. Überall auf seinem Körper waren Narben. Doch das war es nicht. Es waren seine Augen. Diesen Blick hatte ich schon einmal gesehen.
Weitere Kostenlose Bücher