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lesbar gemacht. Jedenfalls fast alles.«
»Ja, und?«
»Nun, alle Funksprüche sind an das Reichssicherheitshauptamt gerichtet oder stammen von dort. Sie sind Anfang des Jahres 1945 gesendet und empfangen worden und als streng geheim gekennzeichnet.«
Er schaute Kröger und Vollert an und sein Lächeln wurde immer breiter. Ein Lächeln, welches erahnen ließ, dass noch einiges kommen würde.
Kröger rutschte auf seinem Stuhl nach vorn in Richtung des Laborleiters.
»Mach es doch nicht so spannend, bitte! Wir wären …«
Dr. Brauner unterbrach Kröger: »Nun bleib mal ganz ruhig, Horst. Die Funksprüche gingen oder kamen, wie gesagt, an das oder vom RSHA. Von den Daten her konnten wir sie zeitlich ordnen. Der erste Funkspruch ist ein Befehl vom Reichssicherheitshauptamt mit folgendem Text:
›Für Königsberg gilt ab sofort Unternehmen Grün – Aktion durchführen – Verbringung nach BIII b-22.03.45‹.«
»Das war der erste Funkspruch?«
»Ja, und der zweite Funkspruch ist eine Bestätigung der Gegenstelle. Inhalt:
›Aktion Grün angelaufen – Transportführer hat Objekt übernommen – 23.03.45‹.«
Dr. Brauner blätterte eine Seite um. »Dann haben wir einen dritten Funkspruch. Diesmal wieder vom Reichssicherheitshauptamt mit folgendem Text:
›An Transportführer – Einlagerung nicht nach BIII b, sondern WISV – nach Ausführung der Operation sind Eingänge zu tarnen und Gebäude zu sprengen – 02.04.1945‹.«
Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Es gibt noch einen Funkspruch. Die letzte Kladde vermeldet: ›An das RSH – Aktion Grün befehlsmäßig beendet – Zugänge getarnt, Gebäude gesprengt – Opfer durch Feindtätigkeit – melde mich zurück – 10.04.45‹.«
Dr. Brauner ließ die Akte sinken. Kröger und Vollert schauten sich erstaunt an. Vollert war der Erste, der das Schweigen brach.
»Reichssicherheitshauptamt! Sag mal, war dessen Chef nicht Heinrich Himmler?«
Dr. Brauner nickte. »Ja, Himmler war der Chef.«
Kröger hatte die Stirn krausgezogen. Er kratzte sich an der Wange und bemerkte ein bei der Rasur übersehenes Barthaar. Doch eine Sekunde später waren seine Gedanken wieder bei den Funksprüchen.
»Wenn Himmler und das RSHA die Finger im Spiel hatten, dann stinkt es, und zwar ganz gewaltig.«
»Muss ganz oben angebunden gewesen sein, diese ›Aktion Grün‹.«
»Geht aus irgendeinem Schriftstück hervor, was diese ›Aktion Grün‹ darstellte? Was für ein Transport war das? Von Königsberg ging er wohin? Was ist oder, besser gesagt, war BIII b und WISV? Also, ehrlich …«
Er stand auf und ging durch den Raum, wenige Schritte hin und her.
»Ihr gebt uns immer neue Rätsel auf. Verfluchter Schiet!«
»Nicht wir, Horst! Sondern …«
»Ja, ich weiß es doch.« Er war stehen geblieben und zeigte auf die Akte. »Ich meine auch mehr die Altvorderen. 50 Jahre nach dem Krieg darf man sich noch mit den Opfern, Tätern und Rätseln dieser Epoche herumärgern.«
»Und wenn es sich bei dieser ›Aktion Grün‹ und dem ›Objekt‹, das übernommen wurde, um die Verbringung der Kiste handelt, die im Schloss gefunden wurde?«
Vollert schaute seine Kollegen an.
»Möglich, aber es heißt doch im letzten Funkspruch mit Datum vom 10. April 45 ›Gebäude gesprengt‹, und gesprengt wurde im Schloss nichts. Auch nicht in der näheren Umgebung. Jedenfalls hat keiner der Zeitzeugen darüber ein Wort verloren.«
»Na ja, wenn man nicht nachfragt, erzählen die Leute auch nicht alles. Wir sollten die Zeugen diesbezüglich noch einmal befragen.«
Kröger nickte. »Einverstanden, und dann wäre es schön, wenn wir endlich erführen, wer der Tote ist. Dr. Hüpenbecker macht eine Gesichtsrekonstruktion, das Bild können wir den Zeugen dann gleich mit vorlegen.«
»Mit einem Bild kann ich euch dienen.« Dr. Brauner lächelte.
»Vom Toten?«
»Nein, aber wir haben die Daten über die Kennmarken bekommen. Hier, schaut selbst!« Er reichte ihnen mehrere Blatt Papier.
Lückenlos war die militärische Laufbahn zweier Menschen aufgeführt. Laut WAST bestätigten sich bei beiden die Geburtsdaten, ebenso Geburtsort und Dienstgrad. Wernher von Schleyersdorf war seit dem 3.9.1939 Angehöriger der SS. Die letzte Einheit, in der er diente, war das Sonderkommando SS z.B.V. Er wurde niemals verwundet – im Gegensatz zu Fritz Lange. Dieser lag 1944 im Lazarett Posen mit einer Schlüsselbeinfraktur. Vermisst wurde er seit dem 2.3.1945 im Raum Pillau.
Auf den beigelegten
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