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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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trauen sie sich nicht mehr her.«
    »Wieso?«
    »Och, ich lass mir doch nicht die Kundschaft madigmachen von solchen. Das Leben ist schon schwer genug.« Ärgerlich winkte er ab.
    »Und du bist dir sicher, dass diese drei …«
    »Klar doch! Solche Typen vergisst man nicht. So jung und schon so krank.«
    »Krank?«
    »Jo! Tragen doch alle drei orthopädische Schuhe. Dazu den Kopp wie nach ’ner Chemotherapie.« Und wieder blitzte es in seinen Augen. »Ihr müsst mal am Kiosk fragen, da sitzen sie und saufen ihr Bier. Aber nicht jetzt, ist noch zu früh.«
    »Zu früh?«
    Paul zuckte mit den Schultern. »Du, sag mal, Horst, wenn du schon da bist: Du kennst dich doch aus mit Fischdieben. Dem Schulte und dem Greven haben sie die Reusen aufgeschnitten und den Fisch geklaut. Kannste nich mal wieder?«
    Kröger schüttelte den Kopf. »Ist doch nicht mein Gebiet, Paul. War damals auch nur Zufall!«
    »Dat sagste jedes Mal. Ick glöv dat aber nich. Een guter Kriminal is överall goot.«
    Kröger winkte ab. »Ich hör mich mal um, aber viel wird es nicht bringen.«
    »Danke! Ik sag dir, ik mak dat ja nu schon seit 1964, aber so beschetten wür dat noch nie. Irgendwann gifft dat keene Fischer mier. Över wie wulln ja nich klagen.«
    »Dor hast recht, Paul!«
    Kröger bedankte sich und Paul strebte wieder seinem heiß geliebten Kutter zu.
    Vollert grinste. »Der ist echt klasse.«
    »Ja«, Kröger sprach sehr nachdenklich, »von solchen Typen lebt die Stadt. Wäre schade, wenn er aufhört.«
    »Kiosk?«
    »Ja, Kiosk.«
    Die beiden zwängten sich durch die Urlauber, die über die Fährbrücke kamen, vorbei an Mitarbeitern der Reedereien, die lauthals ihre Hafen- und Rügenrundfahrten anpriesen.
    An der Pier des Hiddenseedampfers herrschte Hochbetrieb. Matrosen verstauten Fahrräder an Bord und Urlauber mit großen Koffern enterten das Schiff. In 20 Minuten würde es zur Überfahrt zum sööten Länneken ablegen. Möwen umkreisten schreiend das Heck des Schiffes. Sie bettelten und stritten sich um Futter, das meist aus Brötchen- oder Weißbrotstückchen bestand, die von spendablen Urlaubern hochgeworfen wurden.
    Keine 100 Meter weiter stand der Kiosk, der gerade keine Kundschaft hatte. Er sah auch wenig einladend aus mit seiner abblätternden Farbe, die dem Äußeren etwas Pockennarbiges gab. Die vergilbten Plastestühle und schmutzigen Tische ließen wohl niemanden gern länger hier verweilen. Zwischen den lose verlegten Gehwegplatten wuchs das Unkraut.
    Die Bedienung saß auf einem Klappstuhl, schaute durch das Fenster auf die beiden Ankömmlinge und erhob sich dann seufzend, die Zigarette vorsichtig in einem Ascher ablegend. »Was darf’s sein?«
    Die Stimme war tief und von einer Rauheit, dass man glaubte, die Frau habe statt Stimmbändern Raspeln im Hals.
    Kröger hielt seinen Dienstausweis hoch. »Eine Auskunft!«
    Das Gesicht der Frau verfinsterte sich. Kröger beugte sich hinunter zu der Klappe, durch die normalerweise Geld und Ware gereicht wurden, und schob ihr die Zeichnungen zu.
    »Kennen Sie jemanden von den Bildern?«
    Der Blick, mit dem sie die Zeichnungen musterte, war mehr als flüchtig.
    »Nee, nie gesehen.« Ihre goldberingte Hand schob die Blätter zurück.
    Kröger nahm die Porträts und sagte lächelnd: »Sie sind die Chefin?«, und als die Frau nickte, fügte er hinzu: »Ha, denn kommen wir mal rum.«
    Er ging zur Rückseite des Kiosks und gerade, als er an die Tür klopfen wollte, wurde sie von innen aufgerissen. Die Inhaberin stand im Eingang, eine Hand auf der Klinke, und knurrte: »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich keinen von denen kenne, und ich hab auch zu tun.«
    »Ja, sicher! Das glauben wir gerne.« Kröger hatte sein charmantestes Lächeln aufgesetzt. »Nur um eines gleich klarzustellen, wir sind nicht von der Steuerfahndung. Obwohl, wir können gern die Kollegen anrufen, wo Sie doch so viel zu tun haben, die helfen Ihnen gern und vergleichen mal die Pappen mit dem eingekauften Senf und den verkauften Bockwürsten. Ist das ein Angebot?«
    Der letzte Satz hätte jeden Verkäufer vor Neid erblassen lassen.
    Kröger sah, dass sich auf der Oberlippe der Frau kleine Schweißperlen bildeten. Nur der schwarzblaue Flaum hinderte sie am Herabfallen.
    »Kann ich die Bilder noch mal sehen?«
    »Gern doch!« Kröger gab ihr das Gewünschte.
    Aufmerksam sah sie sich die einzelnen Zeichnungen an.
    »Ja, die kenne ich. Sind öfter hier.«
    »Haben die Jungs auch Namen?«
    »Der Dünne heißt Christian,

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