Sonderplanung Mini-Mond
Unterbewußtsein eine Art seelische Mikrobombe, die Bridgeman jederzeit zünden konnte. Ihm untreu zu werden, bedeutete den Tod.
»He, van Haetlin, sind Sie das, oder ist es Ihr Geist? Mann, Sie kamen ja angerast wie eine Granate. Haben Sie ein Gespenst gesehen?«
»So ungefähr«, erklärte ich, nach Atem ringend. Zugleich entschloß ich mich, auch in diesem Falle bei der Wahrheit zu bleiben. Der Robotwächter würde Meldung machen. Dem mußte ich vorbeugen.
Coolerts Himmelfahrtsnase verfärbte sich an der Spitze weißlich. Das geschah immer, wenn er sich auf etwas konzentrierte oder sich aufregte.
»Machen Sie mir keinen Kummer. Wir haben Ärger genug. Hier unten hat jemand einige Gefäße mit Chemikalien umgeworfen. Deshalb bin ich hier.«
»Wird wohl einer der Bioroboter gewesen sein«, winkte ich ab. »Stellen Sie sich vor – einer von Bridgemans Leibwächtern hätte mich ums Haar erschossen, nur weil ich den Gang durchschritten habe, der …«
»Den Rundgang zu Bridgemans Wohn- und Arbeitstrakt?« un terbrach er mich. »Mensch, sind Sie wahnsinnig geworden? Er stes Gesetz an Bord der WONDERFUL POWER: Betritt nie die geheiligten Sektoren. Was haben Sie unternommen?«
Ich heuchelte den verwirrten und von nachträglicher Todesangst gezeichneten Mann.
Auch Dr. Archibald Coolert hatte die Berichterstattung über den echten Dr. Janus van Haetlin gesehen und wußte also, wie er sich im Hinrichtungsraum benommen hatte. Ich durfte nicht plötzlich den Helden spielen.
Archi grinste wieder.
»Na, nun beruhigen Sie sich erst einmal. Ich werde mit dem Chef reden. Das konnten Sie als Neuling wirklich nicht wissen. Wir sind auch zu überhastet gestartet, um Ihnen und Peroni noch Privatunterricht über die hiesigen Gepflogenheiten zu geben. Nochmals: Was haben Sie gemacht?«
»Die … die Hände gehoben und sofort stehengeblieben«, stotterte ich. »Der Bursche spielte am Abzug seines MKs.«
»Und dann?« fragte Archi gespannt.
Ich sondierte kurz seinen Bewußtseinsinhalt. Die Erkenntnis war aufschlußreich. Er interessierte sich für die Verhaltensweise der Spezialwächter in kritischen Situationen.
Wenn Bridgeman davon erfahren hätte, wäre das für einen vorsichtigen Mann wie ihn schon Grund genug gewesen, Coolert zu bestrafen. Man hatte sich nur für solche Dinge zu interessieren, die im Rahmen des von Bridgemans gestellten Aufgabenbereiches lagen; für sonst nichts. Archi dachte gefährlich, aber das durfte ich ihm nicht sagen.
»Weiß ich nicht mehr genau«, entgegnete ich, äußerlich ruhiger werdend. »Ich bin rückwärts gegangen und habe ihn angestarrt. Dann bin ich wohl schleunigst in den A-Lift gesprungen. Wie ich hier unten ankam, das haben Sie ja gesehen.«
Sein Grinsen erfror.
»Angestarrt haben Sie ihn – hm …! Wissen Sie auch, daß dies wahrscheinlich Ihre Rettung war? Die Posten haben Schießbe fehl. So, so – Sie haben ihn angestarrt! Wohl sehr zwingend, oder? Sie hatten Angst, nicht wahr?«
»Logisch. Schauen Sie einmal in die Mündung eines Maschinenkarabiners.«
»Gut. Übrigens, van Haetlin, tun Sie mir einen Gefallen?«
»Bitte?« erkundigte ich mich verständnislos.
Er wurde verlegen.
»Ich … ich habe etwas zuviel gefragt, verstehen Sie. Vergessen Sie es, wollen Sie? Der Chef liebt es nicht, wenn man solche Dinge näher unter die Lupe nimmt.«
Jetzt hatte er sogar Angst. Der immer heitere, unbeschwerte und zweifellos in einer Vertrauensstellung stehende Dr. A. Coolert hatte Angst, nur weil er mich nach der Verhaltensweise des Wächters gefragt hatte. Wieder eine neue Erkenntnis.
»Okay, ich halte den Mund«, murmelte ich und klopfte dem rothaarigen, mittelgroßen Mann auf
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