Sonderplanung Mini-Mond
ich den schlimmsten Fehler unserer Laufbahn begangen. Wir glaubten es aber nicht. Dieser Biochemiker, der es verstand, nicht nur die sieben anderen Aufgestockten über seine Person im unklaren zu lassen, sondern der außerdem das Kunststück fertigbrachte, fast die gesamte Menschheit mit seinen anfänglich so harmlos erscheinenden »Fäulnisbakterien« zu verseuchen – ein solcher Mann bluffte nicht!
Wir mußten ihn nach wie vor ernst nehmen. Ich hatte soeben wieder einmal erlebt, wie vorsichtig er war.
»Fehlen Ihnen die Worte, Dr. van Haetlin?« riß er mich aus meinen Gedanken. »Sie scheinen verwirrt zu sein.«
»So ist es, Sir«, bestätigte ich hastig. »Ich wäre ums Haar von einem Ihrer Leibgardisten erschossen worden.«
»Ja, ich weiß«, lachte er. Sein gutgeschnittenes Aristokratengesicht erschien in voller Größe auf meinem Bildschirm. Das Licht der Steuerarmaturen schimmerte in den weißen Strähnen, die sein volles Haar durchzogen.
Auch jetzt gab er sich als Gentleman. Er vergaß seine Erziehung niemals.
»Sie waren leichtfertig, mein Bester. Ich glaube jedoch, mich erinnern zu können, Sie nicht über die verbotene Zone unterrichtet zu haben. Oder irre ich mich?«
»Auf keinen Fall, Sir. Ich wollte Sie aufsuchen.«
»Warum?«
»Sir, Sie wissen, daß ich lange Zeit auf Henderwon-Island war und dort täglich verhört wurde. Mir ist bekannt, daß die GWA über ein einsatzklares Raumschiff des wahrscheinlich gleichen Typs verfügt. Das bedeutet, daß man auch marsianische Ortungsgeräte mit überlichtschnellen Funktionen einsetzen kann. Ich wollte Sie auf diese Gefahr aufmerksam machen.«
Er nickte nachdenklich.
»Ein stichhaltiger Grund für einen Besuch. Dr. van Haetlin. Sie scheinen sich recht gut erholt zu haben. Wie geht es Professor Peroni?«
»Noch Atemschwierigkeiten, Sir. Er ist in der Kabine.«
»Schön, mein Bester, vergessen Sie Ihr unangenehmes Erlebnis. Der Zentralgang sollte ohne meine Erlaubnis niemals betreten werden. Wenn der Wächter geschossen hätte, müßte ich auf einen wertvollen Mitarbeiter, nämlich Sie, verzichten. Wieso hat der Bio eigentlich nicht von seiner Waffe Gebrauch gemacht?«
Er blickte mich weiterhin lächelnd an und wartete auf meine Antwort.
Dieser Bursche war undurchsichtiger als ein Glas mit Tinte. Was wußte er eigentlich wirklich über mein Vordringen zu seiner Kabine?
Hatte er eine versteckte Fernüberwachung laufen oder war er erst später von dem Gardisten angerufen und informiert worden?
»Das … das weiß ich nicht, Sir«, erklärte ich zögernd. »Ich ging rückwärts, starrte ihn an und sprang dann in den Schacht.«
»Oh, Sie wandten ihm also nicht den Rücken zu. Das war gut für Sie, Doktor. Sie scheinen meinen Bio verunsichert zu haben.«
»Das weiß ich nicht, Sir.«
Er nickte nur. Der Bildausschnitt veränderte sich. Ich erblickte Bridgeman in voller Größe im Sessel des Ersten Astropiloten. Er flog das Schiff mit erstaunlicher Sicherheit.
»Kommen Sie bitte in die Zentrale. Sie werden doch den Weg finden, oder?«
»Ich hoffe es, Sir.«
»Nanu, waren Sie noch niemals an Bord eines marsianischen Beibootes dieser Typgattung? Nein …? Dafür haben Sie aber erstaunlich schnell die Kommunikationsanlage gefunden.«
»Sir,«, entgegnete ich wesentlich gelassener und mit einer Spur von Ironie in der Stimme, »ich verfüge zufällig über 51,03 Neu-Orbton. Ich konnte es mir denken.«
»Natürlich«, beteuerte er, etwas geistesabwesend. »Darf ich Sie also in die Zentrale bitten? Es würde mich interessieren, wie weit GWA-Piloten mit einem Marsschiff dieser Art vertraut sind. Ich erwarte Sie. Vielen Dank für Ihren Anruf.«
Nach diesen Worten
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