Sonderplanung Mini-Mond
treibt. Ich wette, die Marsianer wollten damit die Schiffe der angreifenden Deneber anvisieren und ihre Besatzungen hypnotisch zwingen, sich selbst in die Luft zu sprengen. Eine tolle Idee, was?«
»Phantastisch!« bestätigte ich, aufrichtig überrascht.
»Nun ist mir klar, warum man aus dem Sektor eine Festung machte. Die neue Waffe scheint damals nicht mehr zum Einsatz gekommen zu sein, sonst hätte der Mars den Krieg nicht verloren.«
Er zuckte gleichmütig mit den Schultern.
»Wen interessiert das heute noch? Vielleicht hat das Ding auch versagt. Bei uns wird es jedenfalls funktionieren, das ist sicher. Der alte Bridgeman hatte im Anden-Stützpunkt eine koffergroße Abart von unserem Sender; ein Testgerät, das ursprünglich auf CERTURRY stand. Wir haben es zur Erde gebracht. Er sagte einmal, damit könnte man nur auf der Versuchsbasis etwas erreichen. Na ja, wen juckt es! Es wird Zeit, daß der Boß endlich auf den Knopf drückt. Von dieser Einöde habe ich die Nase gestrichen voll! Ich bin fast zwei Jahre hier. Weitere zwei Jahre hatten mich Freunde versteckt. Okay, Doc, wir sind gleich da.«
Wenn der Massai gewußt hätte, was er mir mit seinen hingeworfenen Worten verriet, hätte er wahrscheinlich zur Waffe gegriffen.
Es gab nur einen Sender dieser Art! Die Information war ungeheuer wichtig. Das war der Punkt, den Hannibal und ich nicht hatten klären können.
Wenn in Bridgemans Venusbasis oder anderswo noch ein gleichwertiges Gerät existiert hätte, wäre unsere Aufgabe nach wie vor unerfüllt geblieben.
Aber jetzt gewann die »Sonderplanung Mini-Mond« einen Sinn! Wir konnten zuschlagen, ohne befürchten zu müssen, nochmals eine peinliche Überraschung zu erleben wie am 12. Juni in den Hoch-Anden.
Vor uns öffnete sich die letzte Tür. Sie war ebenfalls doppelwandig und als Schleusenraum ausgebildet. Man war wirklich auf die Sicherheit dieser Anlage bedacht gewesen.
Nun begann ich doch zu staunen. Nonyo Batrun hatte mit seinen Worten »ein paar fremde Geräte und die ausfahrbare Kuppel mit der Wahnsinnskanone« maßlos untertrieben. Wahrscheinlich verstand er überhaupt nicht, was hier von den marsianischen Genies erschaffen worden war.
Der vor mir liegende Saal war rund, kuppelartig gewölbt und mindestens fünfzig Meter hoch. Der Durchmesser mochte hundert bis hundertzwanzig Meter betragen.
Ein riesiger, torbogenähnlicher Durchgang erlaubte den Blick in einen benachbarten Raum. Er schien nicht weniger groß zu sein.
Wände und Decken waren mit Bildschirmen aller Art und Größenordnungen gespickt. Im genauen Mittelpunkt des Kuppelraumes bemerkte ich eine massive, drei Meter durchmessende Säule aus MA-Stahl, die oben sternförmig auslief und die Stahldecke zusätzlich abstützte. Diese Art Konstruktion konnte enorme Belastungen aushalten.
Ringsum an den Wänden und konzentrisch im Saal verteilt bemerkte ich zahlreiche Schaltkonsolen. Von hier aus schienen die Marsianer in den letzten Wochen und Monaten des denebischen Krieges ihr Imperium verwaltet und die verschiedenen Flottenkommandeure unterrichtet zu haben.
Das war keine Funkstation im normalen Sinne, sondern das komplizierte, vollautomatisierte Wunderwerk einer vollkommenen Technik.
Ich blieb stehen und sah mich um. Mein Erstaunen war nicht geheuchelt. So etwas hatte ich nicht einmal in Topthar, der Hauptstadt des Roten Planeten, gesehen.
»Ganz nett, wie?« grinste Nonyo. »Nun ja, ich habe sicherlich etwas untertrieben, aber ich war auf Ihr Gesicht neugierig. Als ich hier zum erstenmal stand, bin ich auch bald umgefallen. Die Kerle haben schon etwas gekonnt. Leider können wir wenig damit anfangen.
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