Sonea - Die Heilerin: Roman
unter uns zu leben.«
»Danke.«
»Und jetzt«, sagte sie, stand auf und gab Halana ein Zeichen. »Jetzt wird es Zeit, dass wir deine Ausbildung vollenden.« Im Vorbeigehen klopfte sie ihm auf die Schulter. »Ohne Zweifel machst du dir größere Sorgen wegen der höheren Magie. Keine Bange. Das ist der einfache Teil.«
Halana verdrehte die Augen und schnalzte mit der Zunge. »Beachte sie gar nicht«, sagte sie. »Sie hat recht damit, dass höhere Magie einfach zu erlernen ist, aber das Steinemachen ist wirklich nicht so schwierig, wenn du Geduld hast, sorgfältig bist und dich konzentrierst.«
Lorkin schaute noch einmal zu Savara hinüber. Die Frau schüttelte den Kopf, als sei sie anderer Meinung, dann schloss sie die Tür. »Und wenn man diese Eigenschaften nicht hat?«, fragte er und wandte sich wieder an Halana.
Die Frau zuckte die Achseln. »Das hängt von dem Stein ab, den du wachsen lässt. Wenn er dazu bestimmt ist, Wärme zu produzieren, und du dich nicht konzentrierst … Kannst du mit deinen heilenden Kräften Brandwunden behandeln?«
Er schluckte. »Ja.«
Sie lächelte. »Nun denn. Mit einem solchen Vorteil auf deiner Seite hast du keinen Grund zur Sorge.«
Es hatte Sonea nicht überrascht festzustellen, dass Cery nicht unter dem Süßigkeitenladen auf sie wartete und sie stattdessen eine Nachricht entdeckte, die ihnen Anweisungen gab, wie sie ihn finden konnten. Sie, Dorrien und Nikea hatten sich als ein Ehepaar mit Tochter verkleidet, das sein Gewerbe – das Sammeln von Lumpen und deren Vorbereitung für die Papierherstellung – auszudehnen bestrebt war. Cerys Nachricht führte sie in ein Bolhaus, über einen kleinen Abendmarkt und in ein Badehaus, bevor sie aus einem Keller stiegen, um festzustellen, dass Cery sich für die Nacht ein adrettes und überraschend gut eingerichtetes Haus organisiert hatte.
Wo die Bewohner waren, wollte Sonea gar nicht fragen. Überall waren Spuren von ihnen zu entdecken, angefangen von den Spielzeugen, die man durch die offene Tür eines Schlafzimmers sehen konnte, bis hin zu dem halbverzehrten Mahl auf dem Tisch. Sie fanden Cery in einem verdunkelten Raum, wo er am Fenster saß. Gol hatte sie im Keller erwartet und gewarnt, kein Licht zu schaffen.
»Das Treffen findet angeblich in diesem Raum dort drüben statt, im ersten Stock«, erklärte Cery und deutete aus dem Fenster.
Sonea blickte hinüber und erkannte auf der anderen Gassenseite ein von Lampen erhelltes Gästezimmer. Die Gasse war so schmal, dass sie mit wenigen Schritten in den anderen Raum hätte hineintreten können, wären nicht zwei Mauern dazwischen gewesen.
Sie erörterten, wie man in das andere Gebäude hineingelangen und die offenkundigen Fluchtwege abschneiden konnte. Cery hatte niemanden nahe genug heranbringen können, um nach verborgenen Fluchtrouten Ausschau zu halten, ohne dass der Betreffende das Risiko eingegangen wäre, gesehen zu werden. Das Haus, in dem sie sich befanden, brachte sie ihrem Ziel so nahe, wie er es wagte. Es war die Aufgabe der Magier, ihren Weg hinüber in den gegenüberliegenden Raum zu finden, sobald das Treffen begann.
Sonea entwarf zusammen mit Dorrien und Nikea einen Plan, aber sie bekamen keine Gelegenheit, ihn in die Tat umzusetzen. Der Raum gegenüber blieb leer.
Die Nacht verstrich langsam, und mit jeder Stunde zog Cery sich weiter in sich selbst zurück. Er sprach immer seltener, und schließlich verfielen sie alle in Schweigen, weil sie ihre Befürchtungen nicht in Worte fassen wollten. Schultern sanken herab, und Gesichter wurden lang vor Enttäuschung, als klar wurde, dass es kein Treffen geben würde, und keine Gefangennahme Skellins oder irgendeiner anderen Person. Als die Mauern außerhalb des Fensters heller wurden, brach Nikea schließlich das Schweigen.
»Was denkt Ihr? Sollten wir den Schluss ziehen, dass das Treffen abgesagt wurde?«
Alle tauschten Blicke, bis auf Cery, der ins Leere starrte.
»Wir werden auf Neuigkeiten warten«, erwiderte Sonea.
»Falls es Anyi gelungen ist, sich davonzustehlen oder eine Nachricht zu schicken, wo würden wir sie finden?«, fragte Dorrien Cery.
Die Falte zwischen Cerys Brauen vertiefte sich. »Sie würde nicht hierherkommen oder eine Nachricht hierherschicken, um keine Aufmerksamkeit auf uns zu lenken.« Er stand auf, eine Bewegung, die nach Stunden der Stille und der Reglosigkeit abrupt wirkte. »Folgt mir.«
Sie gehorchten, kehrten in den Keller zurück und gingen wieder in das Badehaus. Dort trat
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