Song of Blood (German Edition)
fertigzumachen?“ Songlian fühlte sich tatsächlich ein wenig zittrig. Far gehörte mit Haut und Haar ihm und er wollte seinen Liebsten nicht hergeben. Lange genug hatte er um Fars Liebe kämpfen müssen. Am liebsten wäre es ihm, er könnte sich mit Far irgendwo einschließen, um mindestens ein ungestörtes Jahrhundert mit ihm im Bett zu verbringen.
„Wie tief eure Liebe doch geht“, murmelte Mathis beinahe ein wenig neidisch. „Und wie sie euch verändert. Wenn ihr zusammen seid, kommt es einem vor, als würdet ihr leuchten.“
„Ich will ihn nie mehr verlieren, Mathis“, sagte Songlian sehr ernst. „Ich dachte immer, ich hätte Luc geliebt. Aber im Vergleich zu Far war es lediglich eine Leidenschaft. Was die Zeit mit Luc selbstverständlich nicht schmälert.“
Mathis hatte den smarten Franzosen damals ebenfalls kennengelernt und ihn als einen wachen Geist empfunden. Im Gegensatz zu Fars starker Persönlichkeit erschien ihm Luc allerdings als ein unbedeutendes Nichts.
„Nur ich flatterhafte Person finde niemanden, zu dem ich gehöre“, murmelte Mathis mehr zu sich selbst. Trotzdem wurden seine Worte gehört. Sie klangen traurig und ein wenig nach Einsamkeit. Einer Einsamkeit, die Songlian nicht unbekannt war.
„Bist du etwa eifersüchtig auf Far?“, fragte er behutsam, denn er wollte nicht, dass ein düsterer Schatten zwischen seinen Freunden stand.
„Oh non. Dein Herz ist so groß, das reicht für uns beide, mon cher Florean. Genau das ist es ja, was dich so schwach und verwundbar macht. Eines Tages wird dich deine Liebe in den Untergang führen.“ Mathis’ Finger spielten mit der Speisekarte. Er vermied es Songlian in die Augen zu sehen.
„Wie meinst du das denn jetzt wieder?“ Wieso verwirrte Mathis ihn heute so?
„Deine Liebe führt zur Selbstaufgabe. Und ich will dich einfach nicht missen, Florean, mon ami. Weder für erneute fünfzig Jahre noch für die Ewigkeit“, murmelte Mathis, dem es inzwischen gelungen war, die Speisekarte beinahe ganz zu zerfleddern. Er fing sich den bösen Blick einer Bedienung ein und legte die Karte rasch beiseite.
„Nur weil Far und ich uns lieben, bedeutet es keineswegs, dass wir uns nicht mehr sehen, Mathis. Du bist mein bester Freund, dazu der Einzige unter den Vampiren. Glaubst du, dass ich mir eine so kostbare Freundschaft einfach nehmen lasse?“ Songlian griff über den Tisch und legte eine Hand auf Mathis unruhige Finger.
„Ihr habt gestern meinetwegen gestritten, Florean. Was glaubst du wohl, wie sehr ich mich geschämt habe, dass ich mich im Kasino so geistlos verhalten habe? Und nun müsst ihr obendrein den Aufpasser für einen uralten Vampir machen. Das ist wirklich erniedrigend für mich.“ Hartnäckig studierte Mathis die Tischplatte, um Songlian nicht anschauen zu müssen.
„Wir hatten lediglich eine Meinungsverschiedenheit und keinen Streit. Und Fehler passieren jedem einmal. Sieh mich an. Wichtig ist bloß, dass wir drei weiterhin zusammenhalten und aufeinander achtgeben, oui? Diese Ausnahmesituation hält ja nur solange an, bis wir Ooghi erledigt haben.“
Mathis schaute auf. Seine hellblauen Augen waren von tiefem Ernst erfüllt.
„Dieser Ooghi verursacht kein gutes Gefühl in mir, Florean.“
Songlian überlief es kalt. Hatte Mathis ebenfalls böse Ahnungen? Oder lag es einfach daran, dass der hilflos wirkende Vampir es nicht gewohnt war, sich mit Dämonen und Waffenhändlern herumzuschlagen? Für Far und Songlian war dies Alltag, aber Mathis hatte sich die Jahrhunderte über sorgfältig von allen möglichen Problemen ferngehalten. Es war kein Zufall, dass er so alt geworden war. Er liebte Frauen, gutes Essen und hervorragenden Wein. Man konnte ihn mit einer gepflegten Diskussion eher locken, als mit der Jagd nach einem stinkenden Rudel Dämonen. Was nicht bedeutete, dass Mathis im Falle eines Kampfes zu unterschätzen wäre. Immerhin war er in einer Zeit aufgewachsen, in der man mit einer scharfen Klinge auf die Welt kam. Songlian seufzte, ließ seinen Freund los und legte das Geld für sein Getränk auf die Untertasse. Dann gab er Mathis einen auffordernden Wink.
„Nun komm, mon ami. Wir sollten Far nicht warten lassen. So wie ich ihn kenne, wird er schon entsetzlich unruhig sein und sich fragen, ob wir beide miteinander durchgebrannt sind. Wenn wir Glück haben, hat er noch nicht alle Stundenhotels durchgeklingelt.“
Pflichtbewusst lächelte Mathis und folgte Songlian langsam zu dessen Wagen.
***
Wider
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