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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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durch die Gegend oder rollten Fässer über den Boden. Am hinteren Ende der Halle befand sich ein Fließband, auf dem Kisten, Säcke und Fässer durch eine Öffnung in der Wand abtransportiert wurden.
    Obgleich Astor keine Stufen ausmachen konnte, die in den Keller führten, wusste sie, dass jeder Schritt sie der Zelle näher brachte. Wenn sie sich doch nur befreien könnte – aber wie? Wenn ihre Aufpasser doch bloß durch irgendetwas abgelenkt würden!
    »Was ist das?«, rief einer der Bediensteten plötzlich und drehte sich nach links.
    »Es riecht nach Rauch«, sagte Prester.
    Von der anderen Seite der Pfeiler erklangen warnende Rufe.
    »Feht nur!« Widdy bebte vor Aufregung. »Feuer im Ftroh!«
    Im nächsten Moment brach Tumult in der ganzen Halle aus. Das Stroh brannte lichterloh mit flackernden gelben Flammen. Die Männer mit den Lederwesten rasten los und suchten nach Eimern und Wasser, andere traten die Flammen mit ihren Schuhen aus. Bislang waren die Flammen nur knöchelhoch, aber sie verbreiten sich schnell in alle Richtungen.
    Das war genau die Ablenkung, auf die Astor gehofft hatte. Und ihre Aufpasser wären um ein Haar den anderen zu Hilfe gekommen, wenn Blanquette nicht die Bediensteten, so laut schreiend wie sie konnte, zur Räson gebracht hätte: »Nein! Das geht uns nichts an! Ab in den Keller!«
    Nachdem sie so an ihre Aufgabe erinnert worden waren, umstellten die Diener Astor noch enger, einer schubste sie sogar in den Rücken, um sie zur Eile anzutreiben.
    Doch nun gerieten die Pferde in Panik. Die Luft war erfüllt von ihrem Wiehern, und in panischer Angst stiegen sie auf die Hinterbeine oder traten um sich, während nur noch das Weiße in ihren Augen zu sehen war. Manche konnten sich aus den Gespannen losreißen und galoppierten durch die Halle, andere trabten mit ihren Pferdewagen umher. Aber es gab keinen Ausgang. Weiter und weiter galoppierten sie, bis sie einen einzigen sinnlos sich drehenden Wirbel bildeten.
    Jetzt oder nie! Astor brach durch eine kleine Lücke hindurch und raste los, weg von ihren Bewachern. Sie war schnell, aber ihr langes Hauslehrerinnenkleid hinderte sie daran, ihre Bestleistung zu erreichen. Die Diener schrien los und folgten ihr auf dem Fuß. Astor war so sehr auf ihre Verfolger konzentriert, dass sie den Pferdewagen, der auf sie zuraste, kaum wahrnahm. Gerade noch rechtzeitig kam sie rutschend zum Stehen.
    Der Wagen hatte keinen Kutscher, und das Pferd raste in halsbrecherischem Tempo an ihr vorbei, während die eisenbeschlagenen Räder ihr fast über die Füße fuhren. Alles, war ihr durch den Kopf schoss, war, dass ihr Ausbruchsversuch gescheitert war, denn jeden Moment würden ihre Bewacher sie einholen. Doch stattdessen beugte sich jemand von der hinteren Ladeklappe des Wagens hinunter, packte sie um die Taille und hob sie kraftvoll in den Pferdewagen.
    Verrol!
    Der Wagen wurde nach rechts gerissen, und Astor flog in die linke Ecke. Verrol warf sich nun mit einem Hechtsprung nach vorn, ergriff die Zügel und brachte das Pferd halbwegs wieder unter Kontrolle.
    »Kannst du einen Pferdewagen lenken?«, brüllte er zu ihr nach hinten.
    »Was?« Sie hielt sich an der Seite des Wagens fest und ging auf die Knie. »Ja. Jetzt?«
    Er lenkte das Pferd auf eine Wand aus roh gemauerten Bögen zu. Solide Steine, nur ein kleiner Bereich unter dem mittleren Gewölbe schien aus Holz zu sein. Ein Tor? Als sie einen hölzernen Riegel erkannte, wusste sie, dass sie richtig geraten hatte. Dies war ein Ausgang!
    »Fahr eine Runde und komm wieder!«, schrie Verrol ihr ins Ohr.
    Er lenkte das Gespann parallel zum Tor, warf Astor die Zügel zu und rollte sich von der Seite des Wagens, der kaum an Fahrt verloren hatte, auf die Erde herunter.
    Astor konzentrierte sich darauf, das Pferd zu lenken. Sie hatte Einspänner und Buggys auf Dorrin Estate gelenkt – also wie schwer konnte dies sein? Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie Verrol dabei war, das Tor zu entriegeln.
    Sie schwenkte herum, um zwischen den Pfeilern hindurch um die Kräne und Dampflokomobile herum zu fahren. Aber sie gab sich keine Mühe, den Männern in den Lederwesten auszuweichen, die daher gezwungen waren, sich durch Sprünge in Sicherheit zu bringen. Ihr Gebrüll und Gefluche passte gut zu dem allgemeinen Tumult. Zumindest hatte sie so die Aufmerksamkeit von Verrol abgelenkt. Sie hatte fast die ganze Runde geschafft und lenkte den Pferdewagen nun wieder auf das Tor zu. Verrol hatte den Riegel beiseite geschoben,

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