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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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wollen, und nun hatte sie erreicht, was sie wollte. Ich hab keine Angst, auf mich allein gestellt zu sein, befahl sie sich selbst streng.
    »Adieu, Marshal; adieu, Mrs Dorrin«, sagte Verrol.
    Dieser Diener war
wirklich
unverschämt. »Genug jetzt«, zischte Astor.
    Sie drehte sich zu Lorrain – und entdeckte, dass er nicht mehr da stand. Sie starrte auf seinen Rücken, während er den Raum verließ.
Wohin
…? Sie war zu verblüfft, um ihm hinterher zu rufen.
    Verrol und der Swale-Diener hatten ebenfalls bemerkt, dass Lorrain gegangen war. Astor betete, dass sie unter ihren fragenden Blicken nicht errötete.
    »Er kommt wieder«, sagte sie mit fester Stimme.
    »Also warten wir?«, fragte Verrol.
    »Ja. Und rede mich mit
Miss
an, wenn du das Wort an mich richtest.«
    »Also warten wir, Miss.«
    Sie warteten fünfzehn Minuten lang. Astor konnte sich nicht erklären, was vor sich ging. War Lorrain losgegangen, um seine Brüder zu holen? Würden alle gemeinsam in den Empfangssaal zurückkehren? Man konnte geschäftige Stimmen und Schritte von Leuten hören, die die Flure entlanggingen oder die Treppen hinauf und hinab liefen, und durch die geöffnete Tür sah man Diener, die hin und her eilten. Aber kein Zeichen von Lorrain, Bartizan oder Phillidas Swale.
    Konnte Lorrain sie hier einfach vergessen haben? Er hatte ihr doch seine Hilfe angeboten – es war wohl das Geringste, seine Verlobte vor einer Blamage zu bewahren. Was für Geschäfte konnten ihn aufgehalten haben? Welche Geschäfte konnten wichtiger sein als die zukünftige Frau?
    Nach einer Weile ließ die Geschäftigkeit vor der Tür nach, es blieben nur noch die alltäglichen leisen Geräusche eines routinemäßig funktionierenden Haushalts.
    Astor war bewusst, dass Verrol und der Swale-Diener sie beobachteten und Anweisungen erwarteten. Der Swale-Diener hatte sich neben den Gepäckstücken an der Tür aufgestellt, und Verrol stand wieder neben der Harfe. Astor hatte aber keine Anweisungen für sie. Sie tat einfach so, als sei diese missliche Situation die natürlichste Sache von der Welt.
    Verrol blickte mürrisch drein, wischte sich diesen Ausdruck jedoch vom Gesicht, wann immer Astor direkt zu ihm hinübersah. Nachdem weitere fünfzehn Minuten vergangen waren, schnipste er mit den Fingern und drehte sich zu dem anderen Diener um. »Was machst du hier eigentlich?«
    »Ich soll ihr Gepäck tragen.«
    »Wohin denn?«
    »Zu ihrem Zimmer.«
    »Welchem Zimmer?«
    Astor unterbrach den Mann, bevor er antworten konnte. »Nein, ich bleibe genau hier stehen. Bis eine
angemessene
Person hier erscheint.«
    Der Diener verbeugte sich nachlässig. »Wie Sie wünschen. Es liegt bei Ihnen, Miss.«
    Damit schien er seine Zuständigkeit als beendet anzusehen, denn er machte sich augenblicklich auf, den Saal zu verlassen.
    Verrol wandte sich an Astor. »Lassen Sie mich hinterhergehen. Ich kann ihn ausfragen.«
    »Und worüber?« Astor musste weiterhin Haltung bewahren. »Nein.«
    Verrol zuckte mit den Achseln und blieb, wo er war. Sie warteten weitere fünfzehn Minuten.
    Astor versuchte sich an alles zu erinnern, was ihre Mutter zu der Verlobung gesagt hatte. Selbst vor der Reise nach Swale House hatte sie sich eigentlich nur sehr vage dazu geäußert. Marshal Dorrin hatte alles arrangiert, aber nie mit Astor direkt darüber gesprochen. Das war nicht weiter ungewöhnlich, denn die Kommunikation innerhalb der Familie hatte er meistens seiner Frau überlassen. Zumindest zu dem Zeitpunkt schien es nicht ungewöhnlich.
    Jetzt allerdings schien alles ungewöhnlich. Keine Zeremonie … obgleich sie genau gesehen hatte, dass der Marshal Papiere unterzeichnet hatte. Und was war mit dem Banner, auf dem der Name DORRIN geschrieben stand? Und was mit Lorrains Verhalten ihr gegenüber? Selbst seine Zuvorkommenheit schien nicht ganz passend. War das Angebot,
irgendwie behilflich
zu sein, gegenüber der eigenen Verlobten passend?
    Gewisse von ihrer Mutter geflüsterten Kommentare klangen jetzt auch nicht mehr passend.
Du wirst es hier gut haben
– als ginge es um etwas, das weit in der Zukunft lag. Und:
Das könnte alles dir gehören
– wieso könnte? War denn nicht alles bereits arrangiert? Und noch unpassender:
Du wirst ihn erobern
. Wieso war es an
ihr
, ihn zu erobern? Astor kämpfte gegen das wachsende Gefühl an, einem furchtbaren Missverständnis aufgesessen zu sein. Machte sie gerade aus einer Mücke einen Elefanten? Sicherlich gab es eine einfache rationale Erklärung, die ihre

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