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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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wollte, dass er sich entschieden zeigte, eindeutig, leidenschaftlich. Aber vielleicht waren diese neuen plutokratischen Familien noch formeller als der alte Landadel …
    Die Dinge würden anders werden, versprach sie sich selbst. Sie malte sich aus, wie es sein würde, wenn sie beide allein wären. Da er größer war, müsste er sich zu ihr herunterbeugen, um sie zu küssen. Es wäre eine Überraschung für ihn, wenn sie die Formalitäten einfach beiseite schöbe. O ja, eine sehr große Überraschung …
    Eine zweite Fanfare unterbrach ihren Gedankengang. Das Gespräch war vorüber, und Bartizan und Phillidas machten sich daran, sie vom Dach zu führen. Auf der einen Seite des Aerodocks stand eine Art Bunker mit riesigen Metalltoren, an dessen Wände in roten Lettern gemalt war: SWALE BROS. INC. 1808–1846. Einer der Bediensteten betrat einen Glaskasten und legte einen Hebel um, daraufhin war das gleichmäßige
Tuck-Tuck-Tuck
einer Maschinerie zu vernehmen. Aus Öffnungen über den Metalltoren entwichen Dampfschwaden, und langsam rollten die Tore hoch und gaben den oberen Eingang zu Swale House frei.
    Astor und ihre Mutter folgten dem Marshal zum Eingang. Der Himmel hatte sich in den letzten paar Minuten verdunkelt, weil die Spätnachmittagssonne im Smog versank. Ihr Flug hatte sie von Dorrin Estate in den Bergen, wo die Luft frisch und klar war, in die industriellen Midlands geführt, wo die Stadt Brummingham ständig unter einer Smogdecke lag. Astor wusste, dass Familien wie die Swales ihr Vermögen mit den Fabriken gemacht hatten, aus denen fortwährend Ruß und Rauch in den Himmel stieg.
    Mrs Dorrin musste Astors Stirnrunzeln falsch interpretiert haben, denn sie sagte in einem fröhlichen aufmunternden Ton: »Mach dir keine Sorgen, Liebes. Du wirst ihn erobern.«
    Astor verstand den Sinn dieses Satzes nicht. Wieso sollte sie Lorrain erobern? Seine Liebe erobern,
nachdem
sie verheiratet waren? Aber ihre Mutter dachte doch, dass er sich bereits Hals über Kopf in sie verliebt habe!
    Sie zuckte mit den Schultern und verbannte den Satz aus ihrem Gedächtnis, als sie Swale House betrat.

• 2 •
    So etwas wie Swale House hatte Astor noch niemals erblickt. Sie stiegen über eine breite Wendeltreppe zwei Stockwerke hinab und erreichten dort eine große Halle. Gaslampen, die in kristallenen Kandelabern von der Decke hingen, warfen ihr glänzendes Licht auf eine geprägte Tapete, und der dicke rote Teppich unter ihren Füßen fühlte sich wie Samt an.
    Lakaien standen in einer Reihe entlang der großen Halle und verbeugten sich jeweils, als sie an ihnen vorbeischritten. Als sie einen Empfangssaal betraten, wurde Astor angesichts des Goldes und Marmors, der vielen Porträts und Ornamente schwindelig. Es sah zwar eher protzig als geschmackvoll aus, aber es raubte ihr nichtsdestoweniger den Atem.
    »Dies alles könnte dir gehören«, flüsterte ihre Mutter. »Stell dir das bloß vor!«
    Im Zentrum des Saals stand ein langer Tisch, auf dem ordentlich angeordnet mehrere Blatt Papier lagen, daneben ein Tintenfass sowie eine Schreibfeder. Mrs Dorrin zog Astor an die kurze Seite des Tisches, während sich die Swale-Frauen auf die gegenüberliegende begaben. Marshal Dorrin und die Swale-Brüder traten an den Tisch. Der Marshal zog ein Lorgnon hervor und lehnte sich nach vorne, um die Papiere zu prüfen.
    »Du wirst es gut haben, mein Liebes, da bin ich mir sicher«, plapperte Mrs Dorrin vor sich hin. Sie sah allerdings nicht zu Lorrain, sondern beobachtete ihren eigenen Ehemann. »Sieh mich an, Liebes. Nach dem Tod deines Vaters war mein Herz gebrochen, du warst mein einziger Trost. Ich machte mir keine Hoffnung, der Liebe wieder zu begegnen – bis Marshal Dorrin in mein Leben trat. Solch ein bewundernswerter Mann!«
    Astor schluckte ihre persönliche Meinung über Marshal Dorrin herunter. Bewundernswert war er vielleicht, nicht jedoch liebenswert. Selbst seiner Ehefrau gegenüber zeigte er wenige sichtbare Beweise seiner Zuneigung. Astor erwartete von
ihrem
Mann in der Tat sehr viel mehr.
    Das dumpfe Klirren der Saiten eines Musikinstrumentes ließ Astor aufschrecken. Ihre Harfe, ihre kostbare Harfe! Sie warf dem jungen Mann, der die Harfe trug, einen finsteren Blick zu – es war der Diener, der aus Dorrin Estate mitgekommen war. Warum trug er die Harfe ganz allein? Die Swale-Bediensteten hatten das gesamte restliche Gepäck hinuntergetragen und stapelten es nun neben der Tür.
    »Du bist gegen die Saiten gekommen«, sagte

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