Song of the Slums
eingesogen. Dann setzten die Gespräche abrupt wieder ein, so laut, wie bevor die Band zu spielen begonnen hatte. Doch nun sprachen alle nur noch von den Rowdys.
Reeth führte sie über eine andere Rampe als zuvor aus der Grube hinaus. Sie mussten sich um eiserne Kästen und Maschendrahtzäune herumschlängeln, bis sie endlich einen Pferch erreichten, in dem sich zwar keine Tiere befanden, aber trockene Strohballen. Sie alle sanken auf die bequemen Strohballen, nur Reeth blieb stehen.
Astor war erschöpft und gleichzeitig voller Adrenalin. Ihre Kleidung war schweißnass, und ihre Haare tropften.
Reeth sprühte vor Enthusiasmus. »Da wär ich nie drauf gekommen! Niemals!« Wieder ratterte er die Worte mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrfeuers herunter, während er auf und ab ging. »Granny Rouses Rowdys. Ich dachte, ihr seid eine Gangmusik-Band. Unglaublich! Einfach unglaublich!«
»Sie spielen Gangmusik«, korrigierte ihn Granny.
»Aber anders! Besser! Die Beats haben echten Drive!« Reeth sah Astor an, während er sprach.
»Und der Gesang«, fügte Ollifer an. »Vergiss den Gesang nicht.«
»Natürlich! Das ganze Paket!« Reeth wandte sich an Granny. »Ich möchte euch meine Hilfe anbieten. Ich glaube, ihr könnt mehr sein als nur eine Slumtown-Band.«
»Vielleicht.«
»Genau das ist es, womit ich mich auskenne. Ich habe
Beziehungen
.« Bei dem Wort
Beziehungen
, durchschnitt er mit seinem einen Arm dramatisch die Luft. »Ich bin schon lange dabei. Als Künstler, als Manager. Ich bringe die Band an Orte in ganz Brummingham.«
»Ich dachte, Granny managt uns«, sprach Purdy dazwischen.
»Aber hat sie denn Beziehungen?«
Reeth appellierte jetzt gleichzeitig an Granny und die Band. Er redete, ohne Luft zu holen, und seine Stimme wurde immer eindringlicher. »Gut, dies ist mein Angebot. Co-Manager. Reeth und Rouse. Rouse und Reeth. Was sagt ihr dazu?«
Granny nickte. »Also, wenn du sie wirklich an Orte außerhalb von Slumtown vermitteln …«
»O ja, das kann ich, das will ich. Ich
glaube
an diese Band. Du wirst staunen, was ich alles in die Wege leiten kann. Wenn ich erst einmal angefangen habe, bin ich nicht mehr zu bremsen.«
»Gut, aber jetzt noch nicht«, sagte Granny. »Erst wenn sie den richtigen Sound gefunden haben.«
»Also für mich hört sich der Sound genau richtig an.«
»Granny hatte eine Vision von einer Band, von einem Sound«, erklärte Astor. »Und den haben wir noch nicht gefunden.«
»So ist es«, grummelte Granny. »Irgendetwas fehlt noch immer.«
Und wenn wir es nicht finden, werden Verrol und ich nicht aufgenommen, dachte Astor. Die düstere Wirklichkeit spülte das gesamte Adrenalin weg.
Reeth rieb seine Riesennase und betrachtete die Rowdys ganz genau. Er hatte begriffen, dass sie nichts gegen Grannys Wunsch tun würden, und seine Begeisterung sank um ein paar Grad.
»Tja, wenn das also so ist …«
Er sprach nicht weiter, sondern drehte sich in die Richtung, aus der jetzt laute Rufe erschollen. Mädchenstimmen, irgendwo auf der anderen Seite der Rampe.
»Einen Moment bitte, das ist wahrscheinlich für mich«, sagte er und machte sich auf den Weg nachzuschauen.
Es herrschte Schweigen zwischen den Bandmitgliedern und Granny. Dann sagte sie: »Ihr probt natürlich weiter.« Und das blieb ihr einziger Kommentar.
Als Reeth kurz darauf wieder erschien, stellte sich heraus, dass die Mädchen gar nicht nach ihm gerufen hatten.
»Sie wollen dich«, sagte er zu Verrol. »Sie haben darauf bestanden.«
»Was? Wer?«
»Die eine ist Avette von den North Side Stockies. Die andere kenne ich nicht, aber sie hat ganz lange blonde Haare.«
»Wo sind sie?«
Reeth zeigte in Richtung Rampe. »Gleich hinter dem Hühnerstall. Sie sagen, sie wollen dich allein sprechen.«
Verrol zog eine Augenbraue in die Höhe. »Na, da geh ich mal gucken, was sie denn wollen.«
Er erhob sich und machte sich mit seinem unglaublich lässigen Gang auf den Weg. Astor versank in ihren eigenen Gedanken. Klar, bei den Mädchen handelte es sich um die beiden, mit denen er getanzt hatte. Und sie konnte sich gut vorstellen, was sie von Verrol wollten …
• 34 •
Am nächsten Tag tauchten die beiden Mädchen wieder auf, um der Band bei der Probe zuzusehen. Und am folgenden Tag ebenso. Avette war die mit den braunen Haaren und dem Halstuch; auf eine dunkle sinnliche Art war sie sehr attraktiv. Elvie war ebenso attraktiv, aber auf eine heitere blonde Art und Weise.
Da die Band Zuschauer immer
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