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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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willkommen geheißen hatte, konnte Astor jetzt nicht dagegen sprechen, aber innerlich schäumte sie. Die Mädchen waren ausschließlich an Verrol interessiert und nicht an der Band. Sie taten eigentlich nichts anderes als zu versuchen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wenn er tanzte, tanzten sie auch und wanden ihre Körper in einiger Entfernung hin und her. Es war mehr als deutlich, dass sie gerne viel näher an Verrol herangekommen wären.
    Natürlich ging es Astor nichts an, wie er seine Zeit außerhalb der Band verbrachte. Einmal konnte sie sich einen Kommentar jedoch nicht verkneifen: »Sie sind genau wie deine kleinen Küchenmädchen«; doch seine einzige Reaktion bestand in einem süffisanten Grinsen. Auf keinen Fall wollte sie zu diesem Thema tiefer in ihn dringen, doch das machte es ihr wiederum schwerer, mit ihm über andere Dinge zu sprechen, zum Beispiel über den Mann mit der grauen Pelerine.
    Die beiden Mädchen stellten eine ständige Ablenkung dar. Soweit Astor es beurteilen konnte, spielte sich Verrol ihnen gegenüber nicht auf, aber er ignorierte sie auch nicht. Er musste so sehr an die besondere Aufmerksamkeit des weiblichen Geschlechts gewöhnt sein, dass er sie für selbstverständlich hielt.
    Arroganz, entschied sie. Es kann keinem Mann gut tun, so offensichtlich angehimmelt zu werden.
    Sie versuchte Verrols Konzentration bei der Musik zu halten, indem sie während der Sessions immer wieder Kommentare abgab oder Vorschläge machte, wie etwas gespielt werden könne. Wenn Verrol tanzte und die Mädchen versuchten, seine Bewegungen zu imitieren, unterbrach sie die Session manchmal komplett, um mit neuen Beats oder anderen neuen Effekten zu experimentieren.
    Am dritten Tag hatte sie eine bessere Idee: eine Abgrenzungslinie! Sie nahm ein Stück Holz und kratzte eine Linie in den Staub, knapp einen halben Meter von ihrer Probebühne entfernt.
    »Nicht näher als bis dahin«, ordnete sie an.
    Doch die ganze Idee mit der Linie schlug fehl, denn die Mädchen machten die Linie zu einem neuen Teil ihrer Aufmerksamkeitskampagne. Sie tanzten bis an die Linie heran, tippten mit dem Zeh auf die andere Seite und schubsten sich spielerisch immer wieder über die Linie. Sie tanzten sogar, wenn Verrol nicht tanzte, und ihr Gekicher stellte jetzt eine noch größere Ablenkung dar. Das gab Astor den Rest. Mitten in einem Song warf sie ihre Drumsticks von sich und ging hinüber zu den Mädchen.
    »Weiter zurück!«, schnauzte sie die beiden an. »
Zurück

    Elvie stand gerade mit einem Fuß auf der falschen Seite der Linie, und Astor trat ihr gegen diesen Fuß.
    »Aua!« Elvie ließ ihren Fuß stehen, wo er war. »Was hast
du
denn fürn Problem?«
    »Du bist das Problem! Nicht nur heute, sondern auch gestern! Ihr seid hier nicht erwünscht!«
    Elvie appellierte über Astors Schulter an Verrol. »Sieht das der Rest der Band auch so?«
    »Du sollst auf der anderen Seite der Linie bleiben!«, fuhr Astor sie an und hob ihren Fuß, um jetzt richtig fest zuzutreten.
    Aber dieses Mal war Elvie vorbereitet. Bevor Astor zutreten konnte, hatte Elvie sich gebückt und Astors Bein hinter dem Knie zu fassen bekommen. Als sie es nun hochzog, blieb Astor nichts übrig, als unwürdig auf dem anderen Bein herumzuhopsen.
    Triumphierend lachte Elvie auf und sagte hämisch: »So, nun komm du mal schön auf
meine
Seite!« Dann drehte sie sich um und zerrte Astor über die Linie.
    Astor hopste noch zweimal hinterher, dann verlor sie das Gleichgewicht. Sie suchte nach etwas, woran sie sich festhalten konnte, und das einzige war Elvies hüftlanges blondes Haar. Elvie schrie auf, und gemeinsam fielen sie zu Boden.
    Astor hatte sich wieder auf die Knie gekämpft, als Elvie ihr ins Gesicht schrie: »Was hast du eigentlich vor? Mir das ganze Haar ausreißen?«
    Da merkte Astor, dass sie eine ganze Strähne von Elvies Haaren in der Hand hatte. Sie öffnete ihre Faust und warf sie beiseite.
    »Du solltest sie nicht so lang wachsen lassen.«
    »Ach? Neidisch, was?«
    »Es ist einfach bescheuert. Niemand trägt seine Haare so.«
    »Nicht? Naja, es hat aber auch niemand die Haare so wie du.«
    Sie starrte auf Astors Kopf, als sei dort etwas Eigenartiges zu entdecken.
    »Mit
meinem
Haar ist alles in Ordnung.«
    »Ach? Und was ist mit der Farbe?«
    Astor war verblüfft. Das Mädchen versuchte sie einfach nur zu beleidigen, aber wieso machte sie etwas zum Ziel ihrer Beleidigung, das jedermann bewunderte?
    Elvie, die sie genau beobachtet

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