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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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nun nicht das
erste
Mal, dass wir Gangmusik zu hören bekommen«, rief einer.
    Die Mitglieder der Band schauten einander an und schüttelten mit den Köpfen. Dies war ein unvorhergesehenes Problem. Jeder in Slumtown hörte gerne Gangmusik, alle waren mit Gangmusik großgeworden, für so etwas Alltägliches würden sie doch jetzt nicht ihre Gespräche unterbrechen.
    »Wir ändern die Reihenfolge«, rief Verrol. »Wir beginnen mit
Made for Love

    Eine gute Idee, denn
Made for Love
war ihr lautester Song mit dem härtesten Beat. Verrol zählte bis vier, Purdy schlug die ersten Töne an, und Astor legte los. Doch die Musik der Band blieb nur ein Hintergrundgeräusch, ein paar Leute drehten sich kurz um und nickten, als sie den Song erkannten, wandten sich dann aber wieder mit lauteren Stimmen, um gegen die Musik anzukommen, ihrer jeweiligen Unterhaltung zu.
    Astor versuchte, die Menschen um sie herum einfach zu ignorieren. Ihr Beat war es, der die Band zusammenhielt, und sie durfte sich nicht ablenken lassen. Sie schloss ihre Augen und spielte seelenruhig weiter, irgendwann würde das Publikum schon reagieren. Aber so war es nicht. Nach dem ersten Song gab es keinen Applaus. Es war fraglich, ob überhaupt jemand bemerkt hatte, dass der Song vorbei war. Als Astor aufblickte, sah sie, dass Granny Rouse sich neben die Band gestellt hatte.
    »Was ist denn los mit euch allen?« Granny beschimpfte das Publikum. »Hört gefälligst dieser Band zu!«
    In ihrer eigenen Gang hatten Grannys Befehle absolute Autorität, aber nicht hier. Und weil sie so winzig war, konnten nur die, die ganz vorne in der Menge standen, sie überhaupt sehen und verstehen, und die zuckten nur mit den Schultern, als ob sie sagen wollten:
Wir wissen doch, was Gangmusik ist
.
    »Los, weitermachen«, rief Purdy. »Nächster Song.«
    Verrol zählte bis vier, und sie stürzten sich in
Hair Hang Down
. Astor wollte gerade wieder die Augen schließen, als zwei Mädchen, die nur ein paar Schritte entfernt standen, plötzlich in lautes Gelächter ausbrachen. Die Band existierte für die beiden überhaupt nicht. Kurz darauf brachen sie erneut in Gekicher aus. Die eine trug ein rotes Halstuch, das mit einer Messingschnalle befestigt war, die andere hatte glatte blonde Haare, die ihr bis zur Taille hingen. Astor konnte ihre Augen nicht von den beiden lassen und hätte sie am liebsten erwürgt.
    Wie lange würden sie überhaupt spielen können bei dem Desinteresse, das ihnen entgegenschlug? Astor gelang es, ihren Rhythmus durchzuhalten, aber Ollifer begann sich unsicher anzuhören. Er brauchte mehr als alle anderen eine Reaktion des Publikums. Die zwei Mädchen kicherten immer wieder, während der Song sich dem Ende näherte. Astors Selbstbewusstsein hatte den Nullpunkt erreicht, und sie war sich sicher, dass es den anderen ebenso ging. Ollifer drehte sich zu ihr um und hob verzweifelt die Hände.
    Es konnte eigentlich nicht mehr schlimmer kommen … und doch – es kam noch schlimmer. Anstatt dass Verrol bis vier zählte, um den neuen Song anzustimmen, stand er wie angewurzelt da und blickte nach oben. Astor folgte seinem Blick und erkannte, dass es ein neues Problem gab. Denn von oben, über den Rand der Grube, blickte ein Mann in einer grauen Pelerine auf sie herab.
    Der Spion der Swales! Astors Herz tat einen Sprung. Eine graue Pelerine war eigentlich nichts außergewöhnliches, aber das Benehmen des Mannes war es. Er nahm nicht Teil an der Feier, und es war deutlich, dass er nicht zu der Menge in der Grube dazugehörte. Im Unterschied zu allen anderen galt sein Interesse ausschließlich der Band – und zweifellos insbesondere Astor und Verrol.
    »Nun zähl schon!«, rief Purdy durch die Menge Verrol zu.
    »Was ist denn los mit ihm?«, rief Ollifer fragend.
    Natürlich hatte der Mann in der grauen Pelerine keinerlei Bedeutung für die anderen Bandmitglieder. Nur Astor und Verrol wussten, was vor sich ging. Ein einzelner Spion konnte an diesem Abend zwar nichts bewirken, aber das nächste Mal würde er vermutlich nicht allein kommen.
    Astor sah zu Granny hinüber, die aufgegeben hatte, die Menge für die Band zu interessieren. Astor erinnerte sich genau an ihre Worte:
Wenn ihr nicht mal das könnt, könnt ihr gar nichts
. Wenn sie es jetzt nicht schafften, würden sie niemals die Chance haben, ihre Vision zu verwirklichen. Sie würden niemals in die Gang aufgenommen werden und Grannys Schutz gegen die Swales erringen …
    Verrol drehte sich zu Astor, sein

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