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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Befehlen folgt«, gab Verrol trocken zurück.
    »Und Scarrow folgt Befehlen, die ihm seine Vorgesetzten gegeben haben. Befehlsketten.«
    Er hört sich wie mein Stiefvater an, dachte Astor. Marshal Dorrin schien es immer vorgezogen zu haben, wenn sein Leben von eisernen Regeln bestimmt wurde.
    »Scarrow war zwanzig Jahre lang auf dem Kontinent im Einsatz«, fuhr Tyke fort. »Ich vier Jahre, hab mein Auge in der Schlacht von Pressburg verloren. Aber wir haben getan, was zu tun war. Haben gedient und gekämpft. Und wie haben sie es uns gedankt, als wir nach Hause kamen …?«
    »Es gab keine Arbeit für sie«, erklärte Verrol Astor. »Die Fabriken fingen genau zu dem Zeitpunkt an, Arbeiter zu entlassen.«
    »Wir hatten nicht die kleinste Chance.« Tyke spukte Gift und Galle. »Es ist eine
Schweinewelt
. Eine bekloppte, dreckige, sinnlose
Schweinewelt

    Astor war verblüfft über das Ausmaß seiner Verbitterung. Ihr Leben war in letzter Zeit auch von schreiendem Unrecht bestimmt worden, aber sie hoffte trotzdem, niemals so von Bitterkeit zerfressen zu werden.
    Sie hatten eine enge Gasse hinter sich gelassen und erreichten nun eine große Fläche kahlen Bodens. Hier war der Smog noch dichter, schwerer und stinkender. Direkt vor ihnen standen drei Eisenbahnwagons auf einem toten Gleis. Flaggen hingen von den Seiten der Wagons herab und an Fahnenstangen daneben.
    Union Jacks, dachte Astor. Dies muss ihr …
    Tyke sprang vorwärts. Er wollte gerade eine Warnung an seine Kameraden ausstoßen, als Verrol ihm ein Bein stellte und ihn damit zu Fall brachte. Eine Sekunde später hatte Verrol sein Knie schon zwischen Tykes Schulterblättern platziert. Gleichzeitig riss er sich das Halstuch herunter und stopfte es in Tykes Mund.
    »Irgendwas, um ihn zu fesseln«, rief Verrol den Gangmitgliedern leise zu und schnipste mit den Fingern. Als Shannet ihm einen Gurt reichte, befestigte er ihn um den Kopf des Corporals, um den Knebel an seinem Platz zu halten.
    »Du hast erwartet, dass er das tut, nicht wahr?«, fragte Astor. »Du hast richtiggehend darauf gewartet.«
    »Er hat viel zu leicht eingewilligt, uns hierher zu führen«, gab Verrol zu.
    Er riss Corporal Tyke hoch. Andere Gangmitglieder hielten ihm weitere Gurte, Bänder und Stricke hin.
    »Fesselt ihm erstmal nur die Hände«, befahl Verrol.
    »Dann bringt ihn zurück in die Gasse und verschnürt ihn wie ein Paket.«
    »Wo willst du hin?«, fragte Astor.
    Verrol wies in Richtung der drei Eisenbahnwagons. »Ich kundschafte erst einmal das Hauptquartier aus.«
    »Werden wir gegen sie kämpfen?«
    »Gegen kampferprobte Soldaten? Nicht, wenn wir es irgendwie vermeiden können. Wir versuchen es mit Taktik.« Er grinste. »Bin gleich wieder da.«

• 41 •
    Zehn Minuten später war die Taktik klar. Verrol berichtete, dass sich an die fünfzig Milizionäre im ersten und zweiten Wagon aufhielten, aber wohl nur sechs im dritten. Und das war der Wagon, in dem sich die »konfiszierten« Musikinstrumente befanden. Verrol teilte die Gangmitglieder in verschiedene Teams für unterschiedliche Aufgaben ein.
    Sonderbar, wie er einfach zu unserem Anführer geworden ist, dachte Astor. Er wurde weder vorgeschlagen, noch wurde darüber gesprochen oder abgestimmt. Doch aus welchem Grund auch immer schien jedermann zu akzeptieren, dass Verrol die beste Person für diesen Job war.
    Unter dem Schutz des Smogs und der Dunkelheit glitten sie auf dem mit Papierfetzen und Glassplittern übersäten Boden voran. Vom ersten und zweiten Wagon her hörte man Gesang und raues Gelächter.
    Ein erstes Team trennte sich ab und machte sich an den Fahnenstangen zu schaffen: Sie schnitten die größten Flaggen und die dazugehörigen Seile von den Masten. Ein zweites Team begab sich zum hinteren Ende des zweiten Wagons, um die Kupplung, die den zweiten Wagon an den dritten koppelte, zu lösen.
    Astor und Verrol gehörten mit Hink und Shannet zum dritten Team. Sie gingen zum dritten Eisenbahnwagon. Dort waren die Jalousien hinuntergezogen, aber nicht vollständig. Sie mussten sich recken, um hineinsehen zu können.
    Das Innere diente offenbar gleichzeitig als Wohn- und Schlafbereich. An den Wänden standen Doppelstockbetten aufgereiht; Militäruniformen, Unterwäsche und Waffen hingen von Haken an den oberen Betten. Sechs Männer saßen kartenspielend um einen Tisch herum.
    Verrol wies mit dem Kopf auf das Ziel ihrer Mission: Maves Melodium, Purdys Blechgitarre und vier von Astors Drums lagen auf einem der unteren

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