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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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jedoch, wie die alten Knochen auf den Fliesen aufprallten. Granny Rouse gab keinen Laut von sich, aber das Publikum buhte und zischte.
    »Das ist nicht in Ordnung!«
    »So kann man eine alte Frau nicht behandeln!«
    Immerhin hatte sich der Veteran aus Grannys Griff befreit, jetzt drehte er sich um und rannte weg.
    »Haltet ihn!«, schrie Hink in höchster Lautstärke. »Ihm nach!«
    Der Junge mit dem Irokesenschnitt setzte sich auf seine Spur, gefolgt von zwanzig Gangmitgliedern, auch Verrol war dabei. Astor sprang von der Bühne und raste zu Granny, um zu sehen, wie es ihr ging. Jemand fühlte der alten Frau den Puls, ein anderer hielt vorsichtig ihren Kopf. Ihr Gesicht war grau, aber als sie die Augen öffnete und Astor sah, sagte sie nur: »Holt euch eure Instrumente zurück. Mir geht es gut.«
    Astor nickte und rannte hinter den anderen her. Nur zwei Straßen entfernt von der Trinkhalle hatten sie den Veteranen eingeholt. Astor hörte schon von Weitem aufgeregtes Geschrei. Und als sie um die Ecke in die Straße bog, sah sie, wie Gangmitglieder den Veteranen auf das Kopfsteinpflaster drückten. Hink saß auf der Brust des Mannes und versuchte ihm die Kehle zuzudrücken.
    »Du hast unsere Granny geschlagen! Du hast unsere Granny geschlagen!«
    Verrol griff Hink am Kragen und zerrte ihn weg. Der Veteran wehrte sich wie wild, aber die anderen hielten ihn weiter zu Boden gedrückt.
    »Gesocks! Ratten! Parasiten!« Der Mann gab eine Beschimpfung nach der anderen von sich. Seinem glatten rosafarbenen Gesicht nach zu urteilen, war er nicht viel älter als Astor, doch das Glasauge in seiner linken Augenhöhle bezeugte, dass er schon im Krieg gewesen war.
    Verrol beugte sich zu ihm hinunter. »Wo habt ihr unsere Instrumente hingebracht?«
    Der Veteran blickte finster auf. »Zu unserem Hauptquartier natürlich. Die kriegt ihr nie zurück.«
    »Vielleicht, wenn wir freundlich fragen.« Verrols Lächeln glich dem eines Hais. »Wenn du uns dorthin gebracht hast.«
    »Vorher bringen wir euch alle um. Scarrow weiß, wie er mit Abschaum wie euch umgeht.«
    »Scarrow ist euer Anführer?«
    »Ja. Und ihr habt keine Chance gegen gut ausgebildete kampferprobte Männer.«
    »Na, dann müssen wir wohl sehr, sehr freundlich fragen. Wie heißt du?«
    »Corporal Tyke für dich.«
    »Na, dann mal los, Corporal Tyke.«
    Einen Augenblick lang dachte Astor, der Veteran würde sich weigern.
    »Oder ich kann dir auch einfach den Arm brechen«, bot Verrol freundlich an.
    Tyke setzte sich auf, nachdem die Gangmitglieder ihn losgelassen hatten.
    »Ja gut, ich führe euch dorthin. Aber ihr werdet euch bald wünschen, ich hätte es nicht getan.«
    Verrol riss die Militärjacke des Mannes über seine Schultern nach unten, so dass die Ärmel zu Handschellen wurden, die seine Handgelenke auf dem Rücken gefangen hielten. Dann griff er dem Mann unter die Achseln und stellte ihn auf die Beine.
    »Abmarsch, Corporal!«
    Und so machten sie sich auf den Weg. Verrol und Astor marschierten links und rechts von Tyke.
    Der Rest der Gang folgte.
    Tyke führte sie durch Straßenschluchten zwischen Fabriken und Lagerhallen hindurch.
    »Wie viele seid ihr eigentlich?«, fragte Astor Corporal Tyke.
    »Das herauszufinden, ist eure Sache.«
    Verrol mischte sich ein. »Sie haben sich in normale Armeeeinheiten aufgeteilt. Zehn in einem Abschnitt, dreißig in einem Zug, hundert in einer Kompanie. Bei diesen hier handelt es sich vermutlich um einen oder zwei Züge.«
    Astor schüttelte den Kopf. »Was soll das alles? Ich kann keinen Sinn darin entdecken.«
    Wieder war es Verrol, der antwortete. »Sie sind eben gerne Soldaten. Es gibt ja auch nichts anderes für sie zu tun.«
    Tyke lächelte spöttisch. »Wir brauchen nichts anderes. Wir sind stolz darauf, unserem Land zu dienen. Noch immer. Das würdest du doch nicht verstehen.«
    »Ihr seid zwangsverpflichtet worden«, sagte Verrol. »Das ist doch kein Grund, stolz zu sein?«
    »Falsch. Ich habe mich nämlich freiwillig gemeldet. Ich habe sogar wegen meines Alters gelogen, nur um angenommen zu werden.«
    Selbst Astor war darüber erstaunt. »Hat es dir denn nichts ausgemacht, dass du getötet werden könntest?«
    »Darum geht es doch gar nicht. Es geht darum, der Gefahr als Gemeinschaft gegenüberzutreten. Du musst lernen, dich selbst nicht immer an erster Stelle zu sehen. Du verlässt dich auf deine Kameraden, und die verlassen sich auf dich. Es geht um Disziplin und darum, Befehlen zu folgen.«
    »So wie ihr Scarrows

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