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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Särge verziert, Dutzenden. Er hob seinen Arm, die Hand, die die Pistole gehalten hatte, baumelte schlaff herab, und Blut tropfte aus seinem Handgelenk auf den Boden.
    Mit einem hassverzerrten Gesichtsausdruck wandte er sich an Astor. »Drecksau!«
    »Hey, reiß dich zusammen«, wies Verrol ihn zurecht.
    Da drehte sich Scarrow, der ja noch immer auf dem Boden saß, plötzlich um und biss wie ein tollwütiger Hund in Verrols Fußgelenk. Er musste mit aller Kraft zugebissen haben, denn Verrols Gesicht verkrampfte sich vor Schmerz, als er ein paar Schritte zurückhüpfte
    »Schieß auf ihn«, rief Astor Shannet zu. Sie schwang ihre Beine aus dem Doppelstockbett und richtete sich auf. Ihr Herz schlug wie rasend, und das Adrenalin floss durch ihren Körper.
    Shannet sah Verrol an, der den Kopf schüttelte. Scarrow lachte und schnappte mit seinen Zähnen noch einmal in die Richtung von Verrols Fußgelenken. Verrol trat noch einen Schritt zurück.
    »Feigling«, sagte der Milizionär höhnisch. »Komm schon, kämpf mit mir. Ich werd dich fertigmachen.«
    Verrols ruhige Gelassenheit schien fast unnatürlich. »Das glaube ich nicht.«
    »Mit nur einer Hand werde ich dich fertigmachen. Was willst du denn noch mehr? Dass mir die Arme auf den Rücken gebunden werden? Wäre es dann einfacher für dich?«
    »Er könnte dich jedenfalls selbst dann fertigmachen, wenn
seine
Arme auf den Rücken gebunden wären«, sagte Astor.
    »Nein, könnte er nicht. Weil er nicht den Mut dazu hat. Er ist ein rückgratloser, feiger, erbärmlicher Hosenscheißer.« Scarrow wirbelte seine verletzte Hand herum und spuckte gleichzeitig aus. Blutstropfen und Rotze spritzten auf Verrols Kniehosen.
    »Das hättest du nicht tun sollen«, sagte Astor. »Das wird dir leid tun.«
    Verrol schüttelte den Kopf. »Wir wollen nur, wofür wir gekommen sind. Unsere Instrumente.«
    Astor verstand Verrol nicht ein bisschen. Es juckte sie geradezu, Scarrow zu treten. Stattdessen half sie den anderen, die Instrumente zusammenzusuchen. Und während Shannet den noch immer auf dem Boden sitzenden Scarrow mit der Pistole in Schach hielt, zerrissen die anderen Laken in Streifen, um damit seine Beine zu fesseln. Der Milizionär würde dadurch so lange aus dem Verkehr gezogen sein, wie sie brauchten, um zu flüchten.
    Er verhöhnte Verrol immer weiter, bis alle den Wagon verlassen hatten.

• 43 •
    Die Teams stießen wieder zu ihnen, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Ort ihres Auftritts. Sie rechneten damit, dass die anderen Gangmitglieder dort auf sie warteten, doch sie fanden nur noch einige Stammgäste der Trinkhalle vor. Die Ankunft von Astor und Verrol löste aber eine Menge Bemerkungen aus.
    »Die Drummerin und der Tänzer!«
    »Eure Musik ist absolut super! Irre Performance!«
    »Habt ihr eure Instrumente also wiederbekommen?«
    »Wo tretet ihr denn als nächstes auf?«
    Astor ignorierte die begeisterten Kommentare. »Wo sind Granny und die anderen?«
    »Ach, die alte Frau.« Die Leute schüttelten ihre Köpfe und setzten bekümmerte Mienen auf.
    Astors Herzschlag setzte aus. »Was ist mit ihr?«
    »Es ging ihr schon nicht gut, nachdem der Kerl sie auf den Boden geschmissen hat.«
    »Danach wurde es noch schlimmer.«
    »Sie haben sie auf einer Tragbahre weggebracht.«
    Hink gab einen Laut von sich, der halb wie ein Schluchzen und halb wie ein Jaulen klang. »Aber sie wird doch wieder gesund?«, fragte er.
    Die Leute zuckten mit den Schultern. Die Wirtin der Trinkhalle stieß hinzu und gab ihnen weitere Informationen.
    »Sie wollten sie nach Hause zu eurem Unterschlupf bringen«, erklärte sie. »Wir haben eine alte Tür besorgt, die als Trage gedient hat.«
    »Lasst uns gehen«, sagte Verrol.
    Sie liefen durch die Straßen von Brummingham, dann quer durch Slumtown, vorbei an Hütten und Schuppen, Müllhalden und Schrotthaufen. Die Angst, die sie begleitete, ließ sie schneller und schneller laufen.
    Als sie das Versteck erreicht hatten, war die Nacht fast vorüber, ein Hauch helleren Lichts kündigte den neuen Morgen an. Die Trage war erst kurz vor ihnen angekommen. Auf der Lichtung vor dem Bahnschwellenstapel hatten sich viele Gangmitglieder eingefunden, die leise und ängstlich miteinander sprachen. Purdy, Ollifer und Reeth waren auch dabei, ebenso Mave, deren Kopf verbunden war.
    »Wie geht es ihr?«, rief Astor, als sie auf die anderen zuging.
    Die Menschenmenge wich auseinander, um sie durchzulassen. Die Trage stand jetzt auf der Erde, und Granny

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